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Atemwegsinfektionen

Antibiotika – Ja oder Nein

12.02.2013  17:40 Uhr

Die Entscheidung über den Einsatz von Antibiotika bei der Behandlung von Atemwegsinfektionen wird zuweilen von irrationalen Faktoren beeinflusst. Es geht aber auch anders.

»Die klinische Schwierigkeit der Differenzierung zwischen viraler und bakterieller Genese von Atemwegsinfektionen erklärt den hohen Fehleinsatz von Antibiotika, der wiederum Ursache der zunehmenden Resistenzentwicklung bei Atemwegserregern ist«, betonte Professor Dr. Gert Höffken, Dresden. Detailliert schilderte der Mediziner und federführende Autor der entsprechenden S3-Leitlinie die Ursachen und Therapie der diversen Infektionskrankheiten der oberen und unteren Atemwege.

Mittelohrentzündung heilt oft von alleine ab

 

Die sowohl durch Viren als auch durch Bakterien hervorgerufene Otitis media, so Höffken, sei von einer hohen Selbstheilungsrate geprägt, sodass sich eine Antibiotikatherapie zumeist als un­nötig erweise. Nur bei schweren klinischen Verläufen sollten Antibio­tika wie Aminopenicilline, Oralcephalo­sporine oder Makrolide zum Einsatz kommen.

 

Die Krankheitsdauer der akuten Rhinosinusitis als vorwiegend virale Infek­tion lässt sich bei nicht seltener bakterieller Superinfektion durch eine Antibiotikatherapie um zwei Tage verkürzen. Bei schwerem klinischen Verlauf kommen Aminopenicilline mit oder ohne β-Lactamase-Inhibitoren sowie Cephalo­sporine zum Einsatz. Bedeutung kommt der symptomatischen Therapie mit abschwellenden Nasentropfen zu.

 

Die akute Tonsillopharyngitis als vorwiegend virale Infektion beziehungsweise gegebenenfalls Infektion durch β-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A und somit schwerem Verlauf wird gemäß eines klinischen Score-Systems antibiotisch mit Penicillin V, Makroliden oder Cephalosporinen der Gruppe 1 therapiert.

 

Die akute Laryngotracheobronchitis (Pseudokrupp) wird zu 95 Prozent durch Viren hervorgerufen. Eine Antibiotikatherapie ist somit nicht indiziert. Lediglich bei älteren Patienten kann bei bakterieller Superinfektion in Einzelfällen eine Antibiotikatherapie angezeigt sein.

 

In der Therapie des Keuchhustens spielen Antibiotika eine untergeordnete Rolle. Die Symptome der Erkrankung werden durch das Bakterientoxin verursacht. Für eine Verkürzung der Erkrankungsdauer oder Abschwächung der Symptome müssten Antibiotika bereits in der ersten oder zweiten Erkrankungswoche verabreicht werden. Allerdings haben sich zur Unterbrechung der Infektionskette, so Höffken, Makrolide sowie Cotrimoxazol bewährt. Da Pertussisfälle zunehmend auch im Erwachsenenalter auftreten, wird ab dem 18. Lebensjahr einmalig eine Pertussis-Auffrischimpfung empfohlen.

 

Akute COPD-Exazerbationen sind zur Hälfte auf Infektionen zurückzuführen und zu 70 Prozent durch Viren bedingt. Zur Therapieindikation, so Höffken, sei die Orientierung an Sputumfarbe und Biomarkern wie Procalcitonin geeignet. In der Therapie leichter Exazerbationen kommen gegebenenfalls Amoxicillin, Makrolide und Doxycyclin zum Einsatz.

 

Der Patient entscheidet mit

 

Schätzungen zufolge sind in Deutschland jährlich 600 000 bis 800 000 Menschen von einer ambulant erworbenen Pneumonie (community aqcuired pneumonia, CAP) betroffen. Als häufigste CAP-Erreger gelten Streptococcus pneumoniae (50 Prozent), sodann Haemophilus influenzae, Mycoplasma pneumoniae, Staphylococcus aureus und LegionellenSpezies. In der Therapie der leichten Verlaufsform haben sich Amoxicillin, als Alternative Makrolide beziehungsweise Doxycyclin bewährt. Mit der bei CAP in aller Regel indizierten Antibiotikatherapie sollte innerhalb von acht Stunden nach Erscheinen der ersten typischen Symptome und Risikostratifizierung gemäß CRB-65 Score begonnen werden. Die Letalität bei hospitalisierten Patienten (circa ein Fünftel der Pa­tienten) liegt bei 13 Prozent.

 

Grundsätzlich, schloss Höffken, lasse sich der Antibiotika-Einsatz bei Infektionen der oberen und unteren Luftwege durch »delayed prescribing«, sprich: vorbehaltliche Verordnungen und partizipatorische Entscheidungsprozesse zwischen Arzt und Patient reduzieren. Dem Patienten das Rezept mit der Aufforderung mitzugeben, dieses nur bei Eintritt spezifischer, vorher genau besprochener Symptome einzulösen, sei ein »hervorragendes Mittel« zur Reduktion des Antibiotika-Einsatzes und somit der Gefahr zunehmender Antibiotika-Resistenz.

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