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Demografischer Wandel

Katastrophe oder Chance?

14.02.2012  17:00 Uhr

Im nächsten Vierteljahrhundert wird die Bevölkerungszahl Deutschlands in etwa gleich hoch bleiben, die Zahl der Erwerbs­tätigen jedoch massiv abnehmen. Pessimisten sehen darin den Beginn einer langfristigen Wachstumskrise. Optimisten begreifen den demografischen Wandel als Chance.

Professor Dr. Axel Börsch-Supan gehört zu den Optimisten. Der Mathematiker und Volkswirt vom Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik in München informierte, dass momentan zwischen 41 und 42 Millionen Menschen in Deutschland erwerbstätig sind. 2030 werden es – wenn nicht gegengesteuert wird – sieben Millionen weniger sein. Ein Sechstel des Bruttosozialproduktes pro Kopf würde dadurch verloren gehen. »Das wäre ein einschneidender Verlust bei unserem Lebensstandard«, sagte Börsch-Supan. Pessimismus sei aber fehl am Platze. »Eine höhere Erwerbstätigkeit kann das Bedrohungspotenzial des demografischen Wandels zu einem großen Teil abfangen«, betonte der Referent. Gesunde, gewonnene Lebensjahre seien eine Ressource, die eine höhere Erwerbstätigkeit ohne größere Einbußen an Lebensqualität ermögliche.

»Wir müssen etwas am Arbeitsmarkt ändern«, so Börsch-Supan. Dazu gehöre das Eintrittsalter in den Arbeitsmarkt nach vorne zu legen und die Erwerbsquote ab 55 Jahre sowie die Frauener­werbsfähigkeit zu erhöhen. »Der Widerstand gegen die Rente mit 67 ist ziemlicher Unfug«, so Börsch-Supan. Sind ältere Menschen physisch oder mental krank und können daher nicht länger arbeiten? Selbstverständlich gebe es Menschen, die nicht weiterarbeiten können. Aber das gelte nicht für den Durchschnitt des älteren Semes­ters. Wie sich der Gesundheitszustand der älteren Menschen in der Zukunft entwickeln werde, sei zwar unklar. Zwischen 1980 und 2005 war es jedoch so, dass sich die Lebensphase der Morbidität nicht ausgeweitet, sondern – im Gegenteil – verkürzte. Börsch-Supan zufolge ist auch das Argument, dass ältere Arbeitnehmer weniger produktiv sind als jüngere, schlichtweg falsch. Eine Untersuchung bei Fließbandarbeitern von Daimler hatte zum Beispiel gezeigt, dass Ältere zwar mehr Fehler machen, dafür aber weniger gravierende. Auch das generelle Vorurteil, ältere Arbeitnehmer seien häufiger krank, stimme nicht. Ab einem Alter von 50 Jahren stabilisiere sich die Anzahl der Krankheitstage .

 

Im Folgenden räumte der Referent mit einem weiteren Vorurteil auf. »Ältere nehmen Jüngeren keine Arbeitsplätze weg«, so Börsch-Supan. Frühverrentung schaffe keine neuen Arbeitsplätze, sondern nur mehr Arbeitslosigkeit. Zudem glaubt der Volkswirt nicht, dass längeres Arbeiten zu schmerzhaften Einbußen an Lebensqualität führt. Untersuchungen zeigen, dass die Lebenszufriedenheit nach der Frühverrentung relativ schnell wieder sinkt. »Der Arbeitsplatz mit seinen sozialen Kontakten ist ein Anker, den man nicht unterschätzen sollte«, so Börsch-Supan. Zudem zeigen andere Untersuchungen, dass nur ein Sechstel aller Rentner tatsächlich noch einmal etwas Neues anfangen, wenn sie erst mal im Ruhestand sind. Der meiste Teil der hinzugewonnenen Zeit werde vor dem Fernseher verbracht.

 

Ein Blick über die Grenze Richtung Norden zeigt, dass die Auswirkungen des demografischen Wandels kein unausweichliches Schicksal sind. In Dänemark starten Arbeitnehmer rund 1,5 Jahre früher ins Berufsleben und gehen etwa zwei Jahre später in Rente als die Deutschen. Zudem ist die Frauenerwerbstätigkeit in allen Altersklassen höher als hierzulande. Würde sich Deutschland dem derzeitigen dänischen Niveau anpassen, hätten wir 2030 nicht sieben Millionen weniger Erwerbstätige, sondern nur etwa zwei Millionen weniger. Der Verlust an Lebensstandard ließe sich dadurch zu etwa drei Vierteln kompensieren.

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