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Hämatopoetische Wachstumsfaktoren

Störungen der Blutbildung gezielt behandeln

15.02.2011  16:43 Uhr

Pharmacon Davos 2011

Hämatopoetische Wachstumsfaktoren: Störungen der Blutbildung gezielt behandeln

Hämatopoetische Wachstumsfaktoren dienen zur Therapie von Störungen der Blutbildung, wie sie bei Krebspatienten nach Chemo- oder Strahlen­therapie auftreten. Die hohen Kosten der Therapeutika haben zur Entwicklung von Leitlinien geführt, die der unsachgemäßen Anwendung entgegenwirken sollen. Krankenhausapotheker Dr. Hans-Peter Lipp stellte sie vor.

»Die Komplexität der hämatopoetischen Wachstumsfaktoren macht das intensive Studium der Leitlinien der Fachgesellschaften erforderlich«, sagte Lipp, Leiter der Apotheke des Uniklinikums Tübingen. Derzeit komme neben Erythropoetin und Thrombopoetin insbesondere dem Granulozyten-Kolonie-stimulierenden Faktor (G-CSF) die wichtigste therapeutische Bedeutung zu. So wird zum Beispiel Filgrastim in der Dosierung 5 bis 10 μg/kg KG täglich unter anderem zur Verkürzung der Dauer von Neutropenien und Verminderung der Häufigkeit febriler Neutropenien durch Mobilisierung peripherer Blutstammzellen bei einer Chemotherapie eingesetzt.

Um die Anwendung der spezifischen Wachstumsfaktoren in der täglichen Praxis zu erleichtern, seien zahlreiche Wachstumshormone modifiziert und fortent­wickelt worden. So verlängere etwa eine Pegylierung die Eliminations­halbwertszeiten. Als ein Beispiel nannte Lipp den G-CSF Pegfilgrastim, der einmalig in einer Dosierung von 6 mg nach Chemotherapie eingesetzt wird.

 

Erythropoetin wird eingesetzt zur Steige­rung des autologen Blutgewinns, gegen symptomatische Anämie bei chronischer Niereninsuffizienz sowie zur Reduktion des Transfusionsbedarfs bei Anämie unter Chemotherapie bei Erwachsenen mit soliden Tumoren, multiplem Myelom oder malignen Lymphomen. Höhere Halbwertszeiten von Epoetinderivaten wie Darbe­poetin oder Cera (Continuous Erythropoiesis Receptor Activator) gehen auch hier mit der Möglichkeit größerer Applikations­intervalle einher, erklärte Lipp.

 

Eine Sonderstellung nehme Romiplostim ein, da es nicht die Aminosäuren-Sequenz physiologischen Thrombopoetins hat, sondern ein »Peptibody« ist. Durch die veränderte Aminosäuren-Sequenz soll das Risiko einer Autoantikörperbildung gegenüber dem physiologischen Thrombopoetin vermindert werden. Die Halbwertszeit sei deutlich verlängert, sodass eine einmal wöchentliche Gabe ausreicht. Alternativ kann laut Lipp der Einsatz von Eltrombopag erwogen werden. Dabei seien allerdings verschiedene Interaktionen zu beachten, zum Beispiel mit Calcium oder Eisen aus der Nahrung. Sowohl Romiplostim als auch Eltrombopag seien unter anderem mit der Indikation idiopathische thrombozytopenische Purpura (ITP) auf bestimmte Anwendungsgebiete beschränkt. Die Korrektur einer Chemotherapie-induzierten Thrombozytopenie sei bislang nicht Gegenstand der weltweiten Zulassung. Hier seien noch weitere Studien erforderlich.

 

Im Rahmen autologer und allogener Blutstammzelltransplantationen beispielsweise bei AML, Amyloidose, Autoimmun­erkrankungen, Hodentumoren, Medulloblastom, Morbus Hodgkin, multiplem Myelom oder Neuroblastom ist die Reinfusion von mindestens zwei bis drei Millionen CD34-Zellen pro kg KG erforderlich. Die Gabe von G-CSF ist die Standardtherapie zur Mobilisierung der Zellen, allerdings kommt es vor, dass damit nur unbefriedigende Ausbeuten erzielt werden. Als neue Perspektive hob Lipp den CXCR4-Antagonisten Plerixafor hervor, der zur signifikanten Steigerung der CD34+-Zellen-Ausbeute im peripheren Blut beitragen kann.

 

In den Leitlinien wird die Primär­prophylaxe mit G-CSF empfohlen, wenn das Risiko einer febrilen Neutropenie ≥ 20 Prozent ist. Bei der Gabe von Erythropoese-stimulierenden Agenzien stehe zwar die Reduktion von Erythrozyten­konzentraten in der Anämie-Behandlung im Vordergrund, jedoch seien bis heute noch immer Fragen zum optimalen Hämoglobin-Zielwert, zur optimalen Dosierung und zum Monitoring des Patienten offen. Unkritische Dosissteigerungen seien zweifelsfrei mit Risiken für die Patienten behaftet, warnte Lipp.

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