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Schwindel

Wenn die Welt sich zu schnell dreht

08.04.2008  17:22 Uhr

Pharmacon Davos 2008

<typohead type="3">Schwindel: Wenn die Welt sich zu schnell dreht

 

Schwindel ist neben Kopfschmerz eine der häufigsten Beschwerden, die Patienten zum Arzt führt. Er ist zudem ein wichtiges Leitsymptom in der Neurologie. Art und Dauer des Schwindels sowie begleitende Krankheits-zeichen sind wichtig für die Differenzialdiagnose.

 

Als eine der häufigsten Schwindelformen beschrieb Privatdozent Dr. Klaus Jahn, München, den benignen beripheren paroxysmalen Lagerungsschwindel (BPPV). Dieser wird durch Kopf- beziehungsweise Körperlageänderungen ausgelöst. Meist ist er mit 20 bis 30 Sekunden anhaltendem Drehschwindel und Übelkeit verbunden, aber auch Hörstörungen und Doppelbilder gehen damit einher. Der BPPV lässt sich durch spezielle physiotherapeutische Übungen beheben.

 

Die Neuritis vestibularis mit Dauerdrehschwindel, Fallneigung, heftiger Übelkeit und Erbrechen ist vermutlich entzündlicher Genese und auf einen Labyrinthteilausfall zurückzuführen. Diskutiert wird eine Virusassoziation. Antivertiginosa wie Dimenhydrinat, so Jahn, sind zur symptomatischen Therapie nur in den ersten drei Tagen indiziert. Danach sei der Einsatz von Corticosteroiden angezeigt. Werden beispielsweise zunächst oral 100 mg 6-Methylprednisolon gegeben, so ist die Dosis jeden dritten Tag um 20 mg zu reduzieren. In Kombination mit einem speziellen Gleichgewichtstraining kommt es sehr schnell zu einer Stärkung der zentralen Kompensation.

 

Der Morbus Menière entsteht durch die vermehrte Ansammlung von Endolymphe (Hydrops) im häutigen Labyrinth, einem Teil des Innenohrs. Er ist durch abrupt einsetzenden heftigen Drehschwindel, Fallneigung, Übelkeit, Tinnitus, Hörminderung und Druckgefühl auf dem betroffenen Ohr gekennzeichnet. Die Attacken sind von mindestens zwanzigminütiger Dauer und klingen nur allmählich ab. Die Gabe von Betahistindihydrochlorid in hoher Dosierung (dreimal 48 mg pro Tag über mindestens drei bis sechs Monate) kann den Gesamtverlauf und die Attackenzahl günstig beeinflussen. Jahn hob die Bedeutung der lokalen Instillation von Gentamicin in das betroffene Ohr als Alternative bei mangelnden Therapieerfolgen hervor.   

 

Auch zentrale vestibuläre Syndrome schilderte der Referent. So verwies er unter anderem auf die vestibuläre Migräne mit Schwindelattacken, Sehstörungen und Ataxie mit nachfolgendem Migränekopfschmerz. Jahn unterstrich, dass ein Drittel der Patienten allerdings keinen Kopfschmerz hat. Dieser sei nicht obligat. Jedoch sei es in der Krankheitsgeschichte der Patienten zuvor bereits häufig zu Migräneattacken mit oder ohne Aura gekommen. Die Therapie der vestibulären Migräne entspricht der Behandlung der Migräneattacke mit Aura. Es kommen β-blocker, Valproat und Topiramat zum Einsatz.

 

»Der phobische Schwankschwindel ist die häufigste Schwindelursache im mittleren Lebensalter«, sagte der Dozent. Die Patienten, die oft zwanghafte Persönlichkeitszüge zeigen oder depressiv sind, berichten zumeist über fluktuierenden Dauerschwankschwindel mit subjektiver Stand- und Gangunsicherheit. Der phobische Schwankschwindel tritt häufig situationsabhängig auf, zum Beispiel in Menschenansammlungen, und führt oft zum Vermeidungsverhalten. Neben psychoedukativer Aufklärung und Verhaltenstherapie kommen in der medikamentösen Behandlung selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer wie Paroxetin zum Einsatz.

 

Ob Drehschwindel wie beim Karussell-, Schwankschwindel wie beim Bootfahren oder Benommenheitsschwindel wie bei Medikamentenintoxikation: Angesichts der vieldeutigen Angaben der Patienten zur Art und Dauer des Schwindels ist eine sorgfältige Anamnese notwendig.

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