Pharmazeutische Zeitung online
Hörsturz

Es eilt!

08.04.2008  17:22 Uhr

Pharmacon Davos 2008

<typohead type="3">Hörsturz: Es eilt!

 

Ein Hörsturz kommt plötzlich und oft ohne erkennbare Ursache. Früher wurde er als »Managerkrankheit des Ohres« bezeichnet. Heute sind es oft junge Menschen, bei denen die akute Hörminderung mit oder ohne Tinnitus auftritt. Und es werden immer mehr.

 

»Bei einem akuten Hörsturz oder plötzlichen Ohrgeräuschen ist immer eine Untersuchung durch den Hals-Nasen-Ohren-Arzt und eine Hörprüfung notwendig«, sagte Professor Dr. Olaf Michel, Brüssel, bei seinem Vortrag. Dabei gilt es, keine Zeit zu verlieren, denn »ein Hörsturz ist kein Notfall, aber ein therapeutischer Eilfall.« In der Akutphase ist noch immer die Hämodilutionstherapie der Standard. Dabei wird die Blutviskosität durch eine Erhöhung des Plasmavolumens gesenkt und somit eine Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes erreicht. Dies geschieht mittels Infusion von Plasmaersatzstoffen wie Hydroxyethylstärke (HES) oder niedermolekularen Dextranen. Die Zugabe von Pent-oxifyllin dient dabei der Gefäßerweiterung, Glucocorticoide sollen Autoimmunreaktionen verhindern. »Berichte über Pruritus durch Gabe von HES sind zumeist auf Überdosierungen zurückzuführen«, sagte der Referent.

 

Die HES-Therapie zeige vor allem bei Patienten mit Bluthochdruck beziehungsweise bei einem verzögerten Behandlungsbeginn überlegene Therapieerfolge. Für HES spreche auch die Verbesserung rheologischer Parameter bei einer vorliegenden Bluteindickung durch Cholesterol, LDL/HDL-Proteine, Makroglobulin oder Fibrinogen. Michel betonte, dass bei circa einem Viertel aller Hörsturzpatienten die Cholesterol- und Triglycerid-Werte erhöht sind.

 

Neben der HES-Infusion werden leitliniengemäß die Lidocain-Gabe zur Stabilisierung der Ionenkanäle sowie die Reduktion des Endolymphvolumens durch Furosemid-Gabe oder Glycerol-Bolus-Osmotherapie praktiziert. Auch der Thrombozytenaggregations-Hemmung mit niedrig dosierter Acetylsalicylsäure beziehungsweise der Absenkung eines hohen Fibrinogenspiegels durch Apherese (»Blutwäsche«) wird Bedeutung zugemessen.

 

Als »Reservetherapie« kommt nach wie vor die »Hyperbare Oxygenierung« (HBO), also die Sauerstoff-Überdrucktherapie, zum Einsatz. Sie soll die Sauerstoffdiffusion im Innenohr erhöhen, doch kann es zu gravierenden Nebenwirkungen wie Haarzellschäden, Einschränkung der Hörfunktion oder spontanem Augenzittern (Nystagmus) kommen. Die HBO-Therapie ist teuer und nicht erstattungsfähig, da der Nachweis der Wirksamkeit bislang nicht erbracht wurde.

 

»Es gibt keine Hörpille«, sagte der Referent, der vor »Humbug« und Scharlatanerie warnte. Michel zählte weitere Methoden auf, die einen Wirksamkeitsnachweis bislang schuldig geblieben sind: Sauerstoff-Atmung bei normalem Druck, Ozon-, UV- oder Lasertherapie mit oder ohne Ginkgo gehören ebenso dazu wie suggestive Psychotherapie, Akupunktur, Eigenblutbehandlung oder Vasodilatation. Und außerdem gelte: Obwohl eine Spontan-Erholung bei Hörsturz und Tinnitus möglich sei, sei die Datenlage zu unklar, um auf eine Therapie zu verzichten.

 

In den vergangenen Jahrzehnten ist zwar das Wissen um die Physiologie des Innenohrs durch Entdeckung der aktiven Beweglichkeit der äußeren Haarzellen sprunghaft gestiegen. Doch um das Wesen des Hörsturzes besteht noch immer Unklarheit. Histopathologische Befunde haben sowohl Ähnlichkeiten mit typischen Virusinfektionen als auch mit Veränderungen durch Mangeldurchblutungen gezeigt. Neueste Erkenntnisse aus der Innenohrforschung deuten auf Fehlsteuerungen im Bereich der nutritiven Versorgung des Corti-Organs hin, welches die Umsetzung der mechanischen in elektrische Schallreize bewirkt. Diskutiert werden auch Defizite in der Aufrechterhaltung des endolymphatischen Potenzials über die Stria vascularis.

 

Bei der Entstehung von Hörsturz und Tinnitus können auch andere Faktoren eine Rolle spielen: Störungen der Autoregulation innerhalb der Gefäßgebiete der Cochlea (Innenohrschnecke), Schädigungen der Synapsen und Nervenfasern sowie Verletzungen der Haarzellen im Innenohr. Generell können Erkrankungen des Innenohrs und somit auch Hörminderungen und Ohrgeräusche angeboren und erworben sein. Sie sind entzündlicher, neoplastischer oder traumatischer Genese. Vor allem Knalltraumata, also Lärm durch Kopfhörer, überzogene Schallpegel in Diskotheken oder Silvesterböller, können zu irreversiblen Hörverlusten durch Schädigung der Haarzellen führen.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa