Virusangriff auf Hautzellen |
13.02.2007 14:49 Uhr |
<typohead type="3">Virusangriff auf Hautzellen
Virusinfektionen zählen zu den häufigsten Hauterkrankungen, obwohl nur drei Virusgruppen Epidermiszellen infizieren können: Neben Poxviren sind dies humane Papillomaviren und Herpesviren.
Die Erreger von Warzen, Bläschen, Gürtelrose und auch Tumoren stellte Professor Dr. Sawko W. Wassilew, Krefeld, vor. Bei Dellwarzen (Molluscum contagiosum), hervorgerufen durch ein großes Poxvirus, helfe nur »Zuwarten«. Obwohl die Infektion meist von selbst abklinge, könne die Entfernung der Dellwarze mit Pinzette oder mit einem scharfen Löffel in einigen Fällen indiziert sein.
Als Viruswarzen beschrieb Wassilew häufige, in mehreren klinischen Erscheinungsformen auftretende, durch Humane Papillomviren HPV hervorgerufene gutartige Tumoren der Haut beziehungsweise der Schleimhaut. Es seien bislang mehr als 100 HPV-Typen bekannt. Die HPV-Infektion sei überwiegend gutartig und selbst limitierend. Nur in Ausnahmefällen könne es zur malignen Entartung kommen. Genitale Viruswarzen werden zu den sexuell übertragbaren Erkrankungen gerechnet, sagte Wassilew.
Zu den Viruswarzen vom Hauttyp zählen Verrucae vulgares, Verrucae planares, plane juvenile Warzen und die Epidermodysplasia verruciformis, wobei Letztere sehr häufig zu malignen Entartungen der Virusläsionen mit Plattenzellkarzinomen führt. Ziel der Therapie sei die Entfernung der Warzen. Die Elimination der HP-Viren sei durch keine Therapieform erreichbar. Infektionen mit Hautviruswarzen seien benigne, selbst limitierende Infektionen und daher nur in seltenen Fällen invasiv zu behandeln.
Bei Zoster Schmerztherapie
Zu den Viruswarzen vom Schleimhauttyp zählen Condylomata acuminata, Condylomata plana, Larynxpapillome und Mundschleimhautwarzen. Insbesondere in planen Condylomen fänden sich neben den HPV-Typen 6 und 11 zu etwa 20 Prozent High-Risk-HPV-Typen wie HPV 16 und 18, berichtete der Referent. Flache Condylome durch Low- oder High-Risk-HPV können klinisch nicht voneinander unterschieden werden. Der Typenbestimmung durch Hybdridisierungstechnologien komme daher besondere Bedeutung zu. High-Risk-HPV können zur zervikalen, intraepidermalen Dysplasie Grad 1 bis 3 und somit zum Zervixkarzinom führen. Hiergegen existiert seit Kurzem eine Impfung, die vor Infektionen mit den Typen 16, 18 sowie 6 und 11 schützt. Die Herpes-Virus-Gruppe umfasst acht humanpathogene Viren, darunter Herpes-simplex-Virus 1 und 2 und Varizella-zoster-Viren. Wassilew schilderte Varizellen (Windpocken) und Zoster (Gürtelrose) als zwei Manifestationen derselben Infektion mit dem Varizella-zoster-Virus (VZV). Die Windpocken sind eher eine typische Kinderkrankheit, der Zoster, der sich meistens in der zweiten Lebenshälfte entwickelt, sei immer eine Rezidivmanifestation nach Reaktivierung des VZV.
Früh genug eingesetzte Virostatika wie Aciclovir (intravenös) oder Brivudin (oral), Famciclovir oder Valaciclovir führen zu einer schnelleren Abheilung der Hautläsionen im Falle einer Zostererkrankung. Der typische unilaterale Bläschenausschlag gehe oft mit starken Schmerzen einher, sodass zumeist die Kombination mit einer energischen Schmerztherapie erforderlich sei, sagte Wassilew. Bei Zoster träten schon in der Prodromalphase neuropathische Schmerzen auf. Deswegen sollten in der Schmerztherapie neben Opioidanalgetika unter anderem auch Antikonvulsiva zum Einsatz kommen.
Das Herpes-simplex-Virus (HSV) sei obligat humanpathogen und werde nur durch direkten Kontakt mit Infizierten übertragen. Die wichtigste Infektionsquelle sei der chronisch rezidivierende Herpes simplex. Das Infektionsrisiko sei bei akuten Läsionen am höchsten, jedoch auch im Intervall während der asymptomatischen Virusfreisetzung möglich. Die Primärinfektion könne klinisch untypisch aussehen und sei von starken Schmerzen geprägt, berichtete der Referent. Bei der latenten Infektion liege das Virusgenom extrachromosomal in stabiler Form vor und mache keinerlei Beschwerden. Nach Reaktivierung durch exo- oder endogene Triggerfaktoren komme es zum Rezidiv mit sehr unterschiedlichen klinischen Zeichen.
Die Therapie von Infektionen mit Herpes simplex 1 und 2 richte sich nach der klinischen Symptomatik. Primäre Herpesinfektionen können virostatisch mit Aciclovir, Valaciclovir oder Famciclovir behandelt werden. Schmerzhafte Rezidive, so Wassilew, können durch eine Suppressionsbehandlung zum Beispiel mit Aciclovir über Monate und Jahre unterdrückt werden.