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Herzbericht

Zwischen Über- und Unterversorgung

05.02.2014  10:00 Uhr

Von Annette Mende, Berlin / Der Herzbericht liefert jährlich eine umfassende Dokumentation der Versorgungssituation von Herz-Kreislauf-Patienten in Deutschland. Zwei Schlaglichter der aktuellen Ausgabe: Die Herzinfarkt-Sterblichkeit ist rückläufig, zeigt aber regionale Unterschiede. Und Deutschland ist international führend bei der Zahl der Herzkatheter-Untersuchungen.

Eine gute und eine schlechte Nachricht hatten die Herausgeber des Deutschen Herzberichts 2013 bei dessen Vorstellung vergangene Woche in Berlin zu verkünden. Die gute: Immer weniger Menschen sterben in Deutschland an einem akuten Herzinfarkt. Die schlechte: Die Sterblichkeit unterscheidet sich regional erheblich; in allen neuen Ländern außer Berlin liegt sie deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Traurige Spitzenreiter sind Brandenburg und Sachsen-Anhalt mit einer 47,3- beziehungsweise 45,5-prozentigen Überschreitung der bundesdurchschnittlichen Sterbeziffer pro 100 000 Einwohner.

 

Ein wichtiger Grund für die großen regionalen Unterschiede ist sicherlich die ungünstige Infrastruktur in ländlichen Gebieten. Professor Dr. Thomas Meinertz, Vorsitzender der Deutschen Herzstiftung, nannte darüber hinaus Defizite in den Versorgungsstrukturen einzelner Regionen als Ursache. So sind sowohl zugelassene Kardiologen als auch Herznotfallambulanzen im Bundesgebiet sehr ungleichmäßig verteilt. Weitere Erkenntnisse darüber, wie sich die Versorgung etwa in Sachsen-Anhalt verbessern ließe, erhofft man sich von den Daten aus dem Herzregister des Bundeslandes. In diesem Anfang 2013 eingerichteten Register wird jeder Herzinfarkt-Patient von der Erstversorgung bis zur Nachsorge erfasst.

 

Laut Herzbericht starben 2011 in Deutschland 52 113 Menschen an einem akuten Herzinfarkt. Diese Zahl ist seit Jahren rückläufig, so war ein Herzinfarkt 1980 noch in 92 801 Fällen die Todesursache. »Zu diesem Rückgang haben wahrscheinlich Verbesserungen in der Vorbeugung, Diagnostik und Therapie des akuten Myokardinfarkts geführt«, sagte Meinertz.

 

Auf hohem Niveau

 

Eine Diagnose-Methode, die in Deutschland im internationalen Vergleich sehr häufig zum Einsatz kommt, ist die Linksherzkatheter-(LHK)-Untersuchung. Mit ihr lassen sich unter anderem die Koronararterien des linken Herzens mittels Röntgenkontrastmittel darstellen. Der Untersucher punktiert dazu eine periphere Arterie, beispielsweise in der Leiste, und schiebt den Katheter zum Herzen vor. Ver­engungen der Herzkranzgefäße, die in vielen Fällen einem Herzinfarkt vorausgehen, können so erkannt werden. Gleichzeitig können Engstellen durch Ballondilatation und anschließende Implantation eines Stents beseitigt werden, was man als perkutane Koronarintervention (PCI) bezeichnet.

 

Deutschlandweit gibt es laut Herzbericht 844 LHK-Messplätze in 547 Arztpraxen und Kliniken. 2012 wurden dort 857 688 LHK-Untersuchungen und 337 171 PCI vorgenommen. Verglichen mit dem Vorjahr ist das ein leichter Rückgang um 2,5 Prozent bei den LHK-Untersuchungen und ein kleines Plus um 2,7 Prozent bei den PCI. »Mit diesen Zahlen sind wir international weiterhin auf einem extrem hohen Niveau«, sagte Professor Dr. Christian Hamm, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK). Das könne man kritisieren, es könne aber auch einer guten Versorgungsqualität entsprechen.

 

In der Tat bemängeln Kritiker immer wieder, dass in Deutschland viel zu häufig Herzkatheteruntersuchungen gemacht würden. Die Eingriffe seien teuer und teilweise unnötig, beispielsweise bei Patienten mit stabiler Angina Pectoris, die durch die Intervention keinen nachgewiesenen Überlebensvorteil haben. Konfrontiert mit der Frage nach einer Überversorgung mit LHK-Untersuchungen antwortete Hamm: »Dieser Frage müssen wir uns kritisch stellen. Wir begegnen ihr, indem wir versuchen, die Qualität zu erhöhen.« Zu der von der DGK gestarteten Qualitäts­offensive gehöre unter anderem die Überprüfung, ob eine Indikation für den Eingriff tatsächlich gegeben ist, sowie eine Zertifizierung von Zentren und Untersuchern. Insbesondere in Zentren, die nur wenige Eingriffe im Jahr vornehmen, müsse die Qualität überprüft werden. /

Deutscher Herzbericht

Der Herzbericht ist eine sektorenübergreifende Versorgungsanalyse zur Kardiologie und Herzchirurgie in Deutschland. Herausgeber der jährlich erscheinenden Publikation ist die Deutsche Herzstiftung in Zusammenarbeit mit mehreren kardiovaskulären Fachgesellschaften. Der Deutsche Herzbericht 2013 ist kostenfrei unter www.herzstiftung.de/herzbericht erhältlich.

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