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Gonorrhö

Vorsicht vor resistenten Keimen

Datum 05.02.2014  10:00 Uhr

Von Brigitte M. Gensthaler, Würzburg / Die Gonorrhö ist eine der häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen weltweit. Nach Schätzungen der Weltgesund­heits­or­ga­ni­sation (WHO) sind etwa 106 Millionen Menschen mit dem Erreger Neisseria gonorrhoeae infiziert. Immer häufiger sind die Keime resistent.

Da es in Deutschland seit 2001 keine Meldepflicht für die Gonorrhö (Tripper) mehr gibt, liegen kaum aktuelle epidemiologische Daten vor. Nur in Sachsen besteht eine Labormeldepflicht (1). Hier wurde eine Verdoppelung der gemeldeten Gonokokken-Infektionen von 6,8 Infektionen pro 100 000 Einwohner im Jahr 2003 auf 13,7 pro 100 000 im Jahr 2011 beobachtet. Bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), ist eine höhere Inzidenz anzunehmen, berichtete Dr. Petra Spornraft-Ragaller von der Technischen Universität Dresden Ende Januar bei der Würzburger wissenschaftlichen Winterfortbildung (mehr zur WwW lesen Sie auf den Seiten 72 bis 74 dieser Ausgabe) .

Gonokokken werden ausschließlich durch direkten Schleimhautkontakt, zum Beispiel beim Geschlechtsverkehr (oral, genital) oder beim Geburtsvorgang, übertragen. Sie siedeln sich bevorzugt auf den Epithelien der weib­li­chen und männlichen Harnröhre, des Zer­vix­ka­nals, des Rektums und der Au­gen­bin­de­haut an. Die Inkubationszeit beträgt 1 bis14 Tage. Typische Symptome sind Ausfluss, Ei­ter­se­kre­tion, Harn­röh­ren­ent­zün­dung und Dysurie (er­schwer­te Harn­blasenentleerung). Bei etwa der Hälfte der Frauen mit urogenitaler Go­no­kok­ken-Infektion ist auch die rektale Schleimhaut infiziert. Bei MSM ist das Rek­tum häufig der primäre Infektionsort. Die Infektionskrankheit kommt nur beim Men­schen vor. Betroffen sind vor allem junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren.

 

Spätfolge Unfruchtbarkeit

 

Tückisch ist, dass die Infektion bei Männern und vor allem bei Frauen symptomlos verlaufen kann, die Betroffenen aber trotzdem infektiös sind. »Außerdem kann die Gonorrhö aufsteigende Infektionen verursachen«, warnte Spornraft-Ragaller. Beim Mann können Entzündungen von Prostata, Samenblasen und -strang sowie der Nebenhoden auftreten. Bei der Frau ist die Gonorrhö neben der Chlamydien-Infektion eine wesentliche Ursache für chronische Entzündungen im kleinen Becken, für Unfruchtbarkeit oder extrauterine Schwangerschaften.

 

Die Dermatologin wies zudem da­rauf hin, dass auch pharyngeale Infektionen mit Gonokokken auftreten können, die meist asymptomatisch verlaufen. Zwar ist der Rachen nur selten der einzige Infektionsort, doch bei 5 bis 25 Prozent der Patienten mit urogenitaler Gonorrhö ist der Rachen mitbeteiligt. Das Robert-Koch-Institut fordert daher die Ärzte auf, bei jedem STI-Patienten routinemäßig einen Rachenabstrich von der hinteren Rachenwand und den Tonsillen zu nehmen (1).

 

Gefürchtet war früher die Gonokokken-Konjunktivitis bei Neugeborenen (Ophthalmoblennorrhö), die durch in­tra­uterine Infektion oder Ansteckung während der Geburt entstehen kann. Zur Prophylaxe dienten Silbernitrat-haltige Augentropfen (Credé-Prophylaxe). Bei Verdacht wird heute postpartal Erythromycin- oder Tetracyclin- haltige Augensalbe verwendet. Eine Augeninfektion bei Erwachsenen ist selten und kann ebenfalls zur Erblindung führen.

 

Resistent gegen Cephalosporine

 

Die antibiotische Resistenz von Neisseria gonorrhoeae, zum Beispiel gegen Chinolone oder Azithromycin, nimmt seit Jahren weltweit zu. Inzwischen wurden vereinzelt sogar Resistenzen gegen Dritt-Generations-Cephalosporine wie Cefixim und Ceftriaxon gefunden, informierte Spornraft-Ragaller.

 

Als Gründe für die rasche Resistenzentwicklung nannte die Ärztin einen inadäquaten Einsatz von Antibiotika, die in manchen Ländern ohne Rezept erhältlich sind, niedrig dosierte »Uroformen«, vor allem von Ciprofloxacin, den langen Einsatz einzelner Substanzen und ungenügende Daten zur Resistenzlage. Die WHO hat daher Mitte 2012 einen weltweiten Aktionsplan initiiert, um die Resistenzausbreitung kontrollieren und eindämmen zu können.

 

Duale Therapie empfohlen

 

Die Autoren der Leitlinie der Deutschen STI-Gesellschaft (2), zu denen auch Spornraft-Ragaller gehört, haben im letzten Jahr auf diese Entwicklung reagiert. Sie empfehlen zur ungezielten Therapie der unkomplizierten Gonorrhö in Urethra, Zervix und Rektum eine Kombi-Therapie aus Ceftriaxon 1 g intramuskulär oder intravenös plus Azithromycin 1,5 g peroral jeweils als Einmaldosis. Ist eine Injektion nicht möglich, bietet die perorale Gabe von Cefixim 800 mg plus Azithromycin 1,5 g, jeweils als Einmaldosis, eine Alternative. Das bisher übliche peroral verabreichte Cefixim (400 mg) soll ebenso wie perorales Ciprofloxacin (500 mg), Ofloxacin (400 mg) oder Azithromycin (1,5 g) jeweils als Einmaldosis nur noch bei nachgewiesener Empfindlichkeit der Gonokokken eingesetzt werden.

 

Bei einer Infektion des Rachens sollte man wie bei Infektionen des Uro­genitaltrakts vorgehen, jedoch kein Cefixim oder Spectinomycin einsetzen, heißt es in der Leitlinie. »Infektionen des Rachens sind schwerer zu behandeln als urogenitale oder anorektale Infektionen, denn sie sprechen schlechter auf einmalig zu dosierende Therapieregime an«, warnte Spornraft-Ragaller. Azithromycin als Monotherapie sollte selbst bei nachgewiesener Empfindlichkeit der Keime nur ausnahmsweise zum Einsatz kommen.

 

Spornraft-Ragaller warb für die Benutzung von Kondomen zum Schutz vor anogenitalen Infektionen. Allerdings können Patienten mit pharyngealer Gonorrhö andere Personen auch durch oralen Kontakt anstecken. Eine durchgemachte Gonorrhö hinterlässt keine Immunität. /

 

Literatur: 

  1. RKI-Ratgeber für Ärzte, Gonorrhö (Tripper), Stand Mai 2013. www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Gonorrhoe.html#doc3763050bodyText8
  2. S2k-Leitlinie: Gonorrhoe bei Erwachsenen und Adoleszenten (Stand 8/2013).
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