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Entwicklungshilfe

Mangelware Medizin

09.02.2010  15:37 Uhr

Von Liva Haensel, Berlin / In vielen afrikanischen Ländern mangelt es nicht nur an notwendigen Medikamenten zur Bekämpfung von Krankheiten wie Tuberkulose und Malaria. Auch die Gesundheitsstrukturen sind oftmals noch nicht hinreichend ausgebaut. Eine Herausforderung für kirchliche Hilfsorganisationen und Pharmaunternehmen.

Die gute Nachricht zuerst: Medikamente zur Bekämpfung von HIV und Aids in Afrika gibt es heute in einer Form, die nicht mehr, wie früher, im Kühlschrank liegen muss, um haltbar zu bleiben. Die meisten Menschen in Kenia, Benin oder im Kongo be­sitzen nämlich keinen Kühlschrank.

Pharmaunternehmen setzten den Wirkstoff daraufhin so zusammen, dass er heute auch ohne vorherige Kühlung eingesetzt werden kann. Die einfache Zimmertemperatur reicht mittlerweile. Doch die schlechte Nachricht gibt es auch und die lautet: Es gibt immer noch viel zu wenige Medikamente für viel zu viele Erkrankte in allen Entwicklungsländern.

 

Keine »reine Nächstenliebe«

 

Bei einer Podiumsdiskussion im Haus der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) unter dem Motto »Mangelware Medizin: Zur Zusammenarbeit von Kirchen, Hilfsorganisationen und Pharmaunternehmen in Entwicklungsländern« machte Gisela Schneider, Leiterin des deutschen Institutes für Ärztliche Mission Tübingen, ganz deutlich, dass längst noch nicht alles Gold ist, was glänzt. Zwar startete beispielsweise der französische Pharmagroßkonzern Sanofi-Aventis 2002 sein Programm »Access to Medicines«, um die in Entwicklungsländern am häufigsten auftretenden Krankheiten wie Malaria, Tuberkulose und die Schlafkrankheit zu bekämpfen. Doch die verwendeten Impfstoffe wurden teilweise »schon vor 50 Jahren entwickelt«, sagte Schneider.

 

Sanofi-Aventis steckt in sein 30-köpfiges Team von »Access to Medicines« rund 30 Millionen Euro jährlich. »Das ist eine geringe Summe im Vergleich zum sonstigen Budget«, sagte Francois Bompart, Vizepräsident des Unternehmens und Leiter des Sanofi-Aventis-Programms »Impact-Malaria«. Afrikanische Länder erhalten die gängigen Medikamente mittlerweile zu einem erschwinglichen Preis, der Rest der Summe diene der weiteren Forschung, so Bompart. Reine Nächstenliebe sei das nicht, es gehe immer auch um den Markt, gab er offen zu. »Wenn Afrika in einigen Jahrzehnten weiter entwickelt ist, ist das für uns der Markt der Zukunft.« Ende der 80er-Jahre war der Ruf von Medikamenten-Herstellern weltweit dermaßen beschädigt, dass ein neues Konzept her musste, berichtet er. GlaxoSmithKline, Novartis und Sanofi-Aventis starteten ihre Entwicklungshilfe Anfang des neuen Jahrtausends. Dazu gehörte nicht nur die Abgabe von notwendigen Medikamenten, sondern auch Gesundheitsprogramme und Weiterbildungsmaßnahmen von Ärzten, Schwestern und Helfern an Ort und Stelle. Medikamente seien nicht alles, meinte Samuel Mwenda, Arzt und Direktor der »Christian Health Association of Kenya« aus Nairobi. Auch die Gesundheitsstrukturen müssten klar definiert sein. Dabei komme vor allem den Kirchen in den betroffenen Ländern eine Schlüsselrolle zu: »Sie haben den Kontakt zu staatlichen Stellen und müssen Dialoge führen.«

 

Bisher übernähmen Kirchen und Hilfsorganisationen beispielsweise im kriegsgeschüttelten Kongo die Aufgaben, die eigentlich der Staat übernehmen müsse, kritisierte Schneider. Die Tropenmedizinerin war 23 Jahre in Uganda tätig, unterrichtete dort afrikanisches Krankenhauspersonal und baute mehrere Kliniken auf.

 

0,7-Prozent-Ziel in weiter Ferne

 

Es sei dahingestellt, ob es beruhigend auf die Zuhörer wirkte, dass die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesentwicklungsministerium, Gudrun Kopp (FDP), die Entwicklungshilfe bis 2015 auf 0,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes erhöhen will. Dann wäre das Ziel der Vereinten Nationen (UN), dem sich die Länder der Europäischen Union (EU) verpflichtet haben, erreicht. Doch im Moment scheint es noch in weiter Ferne zu liegen. Immerhin plant das Ministerium einstweilen »keine Kürzungen«, versprach Kopp.

 

Die anschließende Diskussion zwischen den Podiumsteilnehmern und den Zuhörern zeigte, dass sich im Haus der Evangelischen Kirche in Deutschland ein echtes Fachpublikum eingefunden hatte, darunter viele Botschafter, Stiftungs- und Entwicklungshilfemitarbeiter.

 

Es gehe gar nicht um Kürzungen, sondern vielmehr um eine generelle Aufstockung des Budgets für Entwicklungshilfe, machte eine Ärztin des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED) deutlich: »Die Gelder müssen erhöht werden, denn so geht es nicht weiter.« Auch eine Vertreterin der Stiftung Weltbevölkerung mahnte, das UN-Millenniumsziel für 2015 nicht aus den Augen zu verlieren. /

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