Schein-Akupunktur versus Placebo |
06.02.2006 15:09 Uhr |
<typohead type="3">Schein-Akupunktur versus Placebo
PZ Nicht alle Placebos »wirken« gleich: In einer Studie linderte eine Schein-Akupunktur Schmerzen besser als eine Placebo-Tablette (Online-Vorabveröffentlichung BMJ doi:10.1136/bmj.38726.603310.55). Als Grund für diesen Unterschied vermuten die Wissenschaftler den Faktor »Arzt« und das aufwendigere Prozedere bei der Akupunktur.
Das Team um Ted J. Kaptchuk von der Harvard Universität in Boston untersuchte 270 Patienten mit chronischen Unterarmschmerzen. In einer ersten zweiwöchigen »Run-in«-Phase erhielt die Hälfte eine Schein-Akupunktur, die andere Hälfte eine Placebo-Tablette. Beide Behandlungen erzielten bei den Patienten eine gleich gute Wirkung. Dabei wirkte die Tablette tendenziell etwas besser, vor allem was die Besserung des Schlafs betraf.
In der zweiten Phase wurden die Patienten erneut randomisiert. Eine Hälfte nahm an einer Studie teil, die die Schein-Akupunktur mit einer echten Akupunktur verglich, die andere Hälfte an einer placebokontrollierten Medikamentenstudie mit Amitriptylin. Hier zeigte sich die Wirkung der Schein-Akupunktur der Placebo-Tablette überlegen. Mit zunehmender Dauer der Studie wurde die Wirkung der Schein-Akupunktur immer besser, während bei den Placebo-Tabletten ein Plateau erreicht wurde. Für Kaptchuk ist dies ein Hinweis auf den Faktor »Arzt«. Das Prozedere der Akupunktur wurde zweimal wöchentlich wiederholt, während der Arzt bei der Einnahme der Pillen nicht anwesend war.
Auch die Nebenwirkungen eines Placebos werden anscheinend durch den Faktor Arzt bestimmt. Vor Beginn der Studie hatten die Ärzte die Patienten über die potenziellen Nebenwirkungen aufgeklärt. Die (Pseudo-)Akupunktur könne zu einem vorübergehenden Wundsein führen, die angeblichen Amitriptylin-Tabletten zu Müdigkeit und einem trockenen Mund. 25 Prozent der Schein-Akupunktierten und 31 Prozent der mit Placebo-Tabletten behandelten Patienten gaben später die von den Ärzten genannten Nebenwirkung an.