Arzt berät zu wenig |
31.01.2017 16:02 Uhr |
Ev Tebroke / Die Mehrheit der Patienten hält den Medikationsplan für ein nützliches Instrument, Ärzte behandeln das Thema allerdings bislang noch zu beiläufig. Das ergab eine Umfrage unter mehr als 100 Patienten, über die die Ärztezeitung berichtete.
Die Zahlen stammen aus einer Stichprobe des Instituts für betriebswirtschaftliche Analysen, Beratung und Strategie-Entwicklung (IFABS) aus dem Dezember 2016. Demnach bewerten 70 Prozent der Befragten den generellen Nutzen eines Medikationsplans als sehr hoch oder hoch.
Die Beratung in der Praxis lässt aber anscheinend zu wünschen übrig: Befragt über die Bewertung des Gesprächsverlaufs in der Arztpraxis konnten Patienten auf einer Skala von 0 (Der Arzt hat den Plan schnellstmöglich, kommentarlos und nebenher erstellt) bis 10 (Der Arzt hat sich Zeit genommen und begleitende Informationen/Erklärungen gegeben) beurteilen. Im Durchschnitt ergab sich ein Wert von 2,3. Demnach leitete die Mehrzahl der Mediziner das Gespräch mit Formulierungen ein wie, «wir müssen ja noch Ihren Medikationsplan erstellen« oder «dann lassen Sie uns doch noch schnell Ihren Medikationsplan aufstellen«. Verordnete Arzneimittel wurden aufgeschrieben, zusätzlich eingenommene Präparate kurz erfragt – weiter geschah nichts. Laut Umfrage boten nur fünf Praxisinhaber den Patienten Gelegenheit für Rückfragen oder Gespräche.
Nur Zeit und Kosten zählen
Nach Ansicht des IFABS-Leiters Klaus-Dieter Thill betrachten Ärzte das Instrument Medikationsplan lediglich unter dem Zeit-Kosten-Aspekt. »Ärzte verschenken dabei eine Vielzahl von Möglichkeiten zur medizinischen Qualitätssicherung, zur Patientenbindung und zur Imagebildung«, so der Praxisberater. Seiner Erfahrung nach beschäftigen sich bislang weniger als 10 Prozent der niedergelassenen Ärzte nach Verordnungen in zeitlichem Abstand auch mit dem Aspekt des Einnahmeverhaltens. Dieses beeinflusse aber den medizinischen Erfolg und die Patientenzufriedenheit.
Thill zufolge verschenken Mediziner viel Potenzial, wenn sie die Bestandsaufnahme der Medikation lediglich auf einen rein administrativen Akt reduzierten. Aus ablauforganisatorischer Sicht könne es zwar hinderlich sein, Medikationspläne zu erstellen, aber medizinisch sei es äußerst sinnvoll – besonders bei chronisch Kranken. /