Pharmazeutische Zeitung online
Depressionen

Anzeichen richtig deuten

24.01.2018  10:22 Uhr

Depressionen sind ausgesprochen häufig. Etwa 12 Prozent der ­Männer und 26 Prozent der Frauen entwickeln in ihrem Leben ­mindestens eine depressive Episode. Trotz der Häufigkeit und des zunehmenden medialen Interesses an der Erkrankung ist es immer noch eine Herausforderung, sie frühzeitig korrekt zu diagnostizieren, berichtete Professor Dr. Kristina Friedland von der Johannes-­Gutenberg-Universität Mainz.

Depressionen werden oft nicht als ­solche erkannt, weil Betroffene beim Arzt oder in der Apotheke körperliche Symptome wie Rücken- oder Kopfschmerzen, Schwindel oder Magenbeschwerden schildern. »Nur 30 Prozent sprechen die psychischen Symptome der Depression an«, sagte die Pharmazeutin. Dies sind vor allem eine gedrückte Stimmung, Verlust von Interesse und Freude, Antriebslosigkeit und Fatigue. Zusätzlich können Nebensymptome wie Schlafstörungen, Gewichtsverlust, Konzentrationsprobleme und Suizidalität auftreten.

 

Das Gespräch suchen

Um Hinweise auf das Vorliegen einer Depression zu erhalten, sind Selbsttests, wie sie im Internet etwa von der Weltgesundheitsorganisation angeboten werden, hilfreich. Aber auch Apothekenmitarbeiter können bei Verdacht auf eine Depression mit geeigneten Fragen dieses sensible Thema ansprechen, so Friedland. So könnten die Mitarbeiter ihren Kunden etwa fragen, ob dieser noch Spaß an seinen Hobbys habe und ob er noch soziale Kontakte pflege. Bei negativen Antworten könne man direkt nach der Stimmung fragen. »Betroffene berichten dann meist sehr ehrlich über die depressiven Symptome und sind dankbar für das Interesse«, so die Referentin.

 

Die Therapie einer Depression richtet sich nach der Schwere der Erkrankung und dem Patienten. Als Optionen stehen neben der Pharmakotherapie und der kognitiven Verhaltenstherapie Schlafentzug und Lichttherapie sowie bei therapierefraktären Patienten tiefe Hirnstimulation und Elektrokrampf­therapie zur Verfügung. Bei schweren Erkrankungen beginnt man in der Regel mit einer Pharmakotherapie, um eine Psychotherapie erst zu ermöglichen. Bei leichten oder mittleren Symptomen kann eine kognitive Verhaltenstherapie den Anfang bilden. »Am besten wirkt die Kombination aus beidem«, sagte Friedland. Während eine kognitive Verhaltenstherapie bei den meisten Patienten wirksam sei, müsse von einer tiefenpsychologischen Therapie dringend abgeraten werden, weil durch diese zu viel aufgewühlt werde. »Das ist extrem gefährlich für Patienten«, so die Referentin.

 

In der Pharmakotherapie steht eine Reihe von unterschiedlichen Anti­depressiva zur Verfügung, die sich in der Wirksamkeit kaum unterscheiden. »Alle wirken nach etwa zwei bis sechs Wochen zuverlässig bei etwa 70 Prozent der Behandelten«, erklärte Friedland. Voraussetzung sei, dass Dosierung und Compliance ausreichend hoch seien. Dem Vorwurf, dass Anti­depressiva generell nicht stärker wirkten als Placebo, könne man mit der Daten­lage heute deutlich widersprechen. Vorwürfe dieser Art seien auch der ­relativ hohen Rate an Noncom­pliance geschuldet. Um die Compliance des Patienten zu verbessern, ist eine intensive Psychoedukation nötig.

 

Neue Option Ketamin

 

Mit welcher Substanz eine Pharmakotherapie begonnen werden soll, ist in der Leitlinie nicht festgelegt. Einer Studie zufolge schneiden Escitalopram, Sertralin und Citalopram bezüglich Wirksamkeit und Akzeptanz bei den Patienten am besten ab, berichtete die Pharmazeutin. Deshalb wird bei der ersten Episode meist mit einer dieser Substanzen begonnen. Bei einer weiteren Episode wird in der Regel der Wirkstoff eingesetzt, der in einer vorher­gehenden Episode geholfen hat.

 

Die neue Therapieoption Ketamin nannte Friedland »unglaublich toll«. Das Narkotikum erziele eine sofortige Wirkung, die allerdings nach zwei bis drei Tagen wieder abflaue. Noch ist die Substanz nicht in die Leitlinie aufgenommen und Therapien werden in Deutschland nur in spezialisierten Kliniken durchgeführt. Es müsse noch an der Darreichungsform und der Wirksamkeitsdauer gearbeitet werden, aber Ketamin sei »eine neue Hoffnung«.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa