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Aktualisierte Leitlinie

Ohrenschmerzen gezielt behandeln

20.01.2015  16:25 Uhr

Von Annette Mende / Schmerzen im Ohr haben bei Erwachsenen meist eine andere Ursache als bei Kindern. Welche Auslöser in welchem Lebensalter am wahrscheinlichsten sind und welche Therapien infrage kommen, steht in einer jetzt aktualisierten Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin.

Plötzlich einsetzende, heftige Ohrenschmerzen zusammen mit Hörstörungen, kränklichem Allgemeinzustand, Reizbarkeit, Fieber und Schwindel: Eltern kleiner Kinder kennen diese Symptome meist aus leidiger Erfahrung. Es sind die typischen Anzeichen einer Mittelohrentzündung. Im Säuglings- und Kindesalter ist die akute Otitis media der häufigste Grund für Ohrenschmerzen; mehr als 60 Prozent aller Kinder erwischt es in den ersten sechs Lebensjahren. Sobald die Kleinen in Kita oder Krippe mit Gleichaltrigen in Kontakt kommen, lassen Husten, Schnupfen und »Ohrenweh« nicht lange auf sich warten.

 

Die schmerzhafte Entzündung der Schleimhäute des Mittelohrs wird in der Regel durch eine aufsteigende Atemwegsinfektion ausgelöst, bei der die Erreger über die Nase und die Ohrtrompete (Tuba Eustachii) in die Paukenhöhle des Ohres wandern. Neben der Betreuung im Kindergarten und einer großen Geschwisterschar sind Passivrauchen, kein Stillen in den ersten drei Lebensmonaten und ein niedriger sozioökonomischer Status Risikofaktoren für die Erkrankung. In vier von fünf Fällen heilt sie von allein wieder ab. Dennoch werden vielfach Antibiotika verordnet: Für Kleinkinder ist eine Mittelohrentzündung der häufigste Anlass, eine antibiotische Therapie zu erhalten.

 

Zunächst nur Analgetika

 

Da der Kinder- oder Hausarzt in der Regel nicht unterscheiden kann, ob es sich um eine virale oder bakterielle Entzündung handelt, empfiehlt die Leit­linie, symptomorientiert vorzugehen. So soll bei unkompliziertem Verlauf und bei Patienten ohne Risikofaktoren zunächst nur ein Analgetikum wie Paracetamol oder Ibuprofen zum Einsatz kommen. Selbst bei Fieber und/oder Erbrechen sei es vertretbar, die ersten 24 bis 48 Stunden abzuwarten, das Kind zu beobachten und erst bei Verschlechterung beziehungsweise ausbleibender Besserung zum Antibiotikum zu greifen. Die sofortige Gabe von Antibiotika habe keinen nachgewiesenen Einfluss auf die Schmerzen innerhalb der ersten 24 Stunden. Voraussetzung für eine solche, in Bezug auf den Antibiotika-Einsatz zurückhaltende Therapie ist das Einverständnis und die Mitarbeit der Eltern.

 

Klagt das Kind nach 48 Stunden immer noch über Ohrenschmerzen, ist ein Antibiotikum indiziert. Erste Wahl ist Amoxicillin in einer Dosierung von 50 mg pro kg Körpergewicht täglich über sieben Tage, zweite Wahl ein orales Cephalosporin der zweiten Generation, zum Beispiel Cefuroxim-Axetil, mit 20 bis 30 mg pro kg Körpergewicht täglich für fünf bis zehn Tage. Bei einer Penicillin-Allergie kann alternativ ein Makrolid wie Erythromycin über sieben Tage gegeben werden. Ein sofortiger Beginn der Antibiose ist angezeigt etwa bei Flüssigkeitsaustritt aus dem Ohr, Kindern unter zwei Jahren mit beidseitigen Beschwerden, Begleiterkrankungen oder rezidivierenden Infekten.

 

Von einer rezidivierenden Otitis media spricht man, wenn das Kind innerhalb eines halben Jahres mindestens dreimal erkrankt ist. Dafür kann es anatomische Gründe geben, etwa eine Vergrößerung der Rachenmandeln, die ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt ausschließen sollte. Auch die chronische Otitis media, eine über mehr als drei Monate dauernde Entzündung mit nicht heilendem Trommelfelldefekt und eitrigem Ausfluss aus dem Ohr, ist ein Fall für den Facharzt.

 

Sammelt sich Flüssigkeit im Mittelohr, ohne dass eine Entzündung vorliegt, spricht man von einem Pauken­erguss. Diese Erkrankung, die mit Druckgefühl und Minderhörigkeit einhergeht, ist im Kindesalter ebenfalls sehr häufig: Ungefähr 80 Prozent aller Kinder erkranken bis zum zehnten Lebensjahr mindestens einmal. Zu einem Paukenerguss kommt es, wenn die Belüftung des Mittelohrs durch die Ohrtrompete nicht richtig funktioniert. Auslöser sind meist entzündete Rachenmandeln sowie häufige Atemwegsinfektionen, die vorrangig zu behandeln sind. Auch Mumps kommt als Auslöser für Ohrenschmerzen im Säuglings- und Kindesalter in Betracht.

Leitlinie

Die Leitlinie »Ohrenschmerzen« der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin ist zu finden unter http://tinyurl.com/n5kbfm6.

Schwimmbadbesuch und Wattestäbchen

 

Bei Jugendlichen, denen die Ohren schmerzen, kommen die Erreger meist nicht von innen, sondern von außen. Die Otitis externa, eine Entzündung des äußeren Gehörgangs etwa durch Bakterien, Pilze oder Allergien, ist in dieser Altersgruppe der häufigste Grund. Im Sommer ist vielfach ein Schwimmbadbesuch der Auslöser, ganzjährig können es Ohr-Reinigungsbemühungen mit Wattestäbchen, Nickel-haltiger Schmuck, Körperpflegemittel oder Kosmetika als Allergene sein.

 

Charakteristisch ist ein starker Druckschmerz des Tragus (der Teil der Ohrmuschel, auf den man drückt, wenn man sich die Ohren zuhält). Er kann zur Unterscheidung einer Otitis externa von einer Otitis media dienen, denn bei einer Mittelohrentzündung fehlt der Tragus-Druckschmerz. Zur Behandlung der Otitis externa empfiehlt die Leitlinie eine Reinigung des Gehörgangs und anschließend eine Lokaltherapie mit Antibiotika oder Corticosteroiden.

 

Auch die Weisheitszähne können ab dem Jugendalter für Ohrenschmerzen sorgen. Bei Erwachsenen sind zahnärztliche Probleme sogar der häufigste Grund für schmerzende Ohren. Funk­tionsstörungen und Reizungen des Kiefergelenks führen nicht selten neben Ohrenschmerzen zu Tinnitus, Schwindel und/oder Hörminderung. Typisch sind ein Knackgeräusch beim Öffnen und Schließen des Kiefers, Einseitigkeit, Druckschmerz über dem Kiefergelenk und eine Zunahme des Schmerzes beim Kauen. /

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