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Gesundheitsziele

Weniger ist mehr

26.01.2010  18:31 Uhr

Von Werner Kurzlechner / Einige wenige nationale Gesundheitsziele sollen dazu beitragen, das Gesundheitswesen insgesamt besser und transparenter zu machen. Dass dieser Ansatz nicht ohne Tücken ist, zeigte sich auf einer Konferenz in Berlin.

Es gibt Vorhaben, die fast jeder Unterstützt, zum Beispiel, die Mortalität von Brustkrebs zu vermindern und die Lebensqualität der Patientinnen zu erhöhen oder Diabetes Typ 2 früher zu erkennen und zu behandeln. Entsprechend lang ist die Liste der Institutionen, die sich hinter diese und fünf weitere Gesundheitsziele stellen: von der Bundesärztekammer über den Bundesverband der pharmazeutischen Industrie und diversen großen Krankenkassen bis hin zum Deutschen Gewerkschaftsbund und zum Deutschen Städtetag.

In der Begrenzung der Handlungsfelder liegt die Stärke jenes Kooperationsverbundes, der sich für die »Weiterentwicklung des nationalen Gesundheitsziele-Prozesses« starkmacht. Dass der Weg dorthin mit einigen Stolpersteinen gepflastert ist, zeigte sich vergangenen Montag auf einer Konferenz in Berlin, die der Bilanz einer zehnjährigen Arbeit diente.

 

Beschränkung macht stark

 

Motor der Gesundheitsziele-Bewegung sind die Gesellschaft für Versicherungswissenschaft und -gestaltung (GVG) und deren Ausschussvorsitzender Dr. Rainer Hess. Ob er im Nachhinein etwas anders machen würde, wurde er auf der Konferenz gefragt. Man hätte früher den Dialog mit einflussreichen Politikern auch jenseits der Ministerien suchen sollen, antwortete Hess. Dann wären vielleicht mehr von den hehren Zielen bereits verwirklicht. Tatsächlich unterstützten das Bundesgesundheitsministerium (BMG) und die zuständigen Ministerien der Länder das Projekt jahrelang auch finanziell.

 

Die Idee hinter dem Projekt ist, über klar definierte Ziele die Transparenz zu fördern und dem Gesundheitswesen einen Schub zu verleihen. Seit dem Jahr 2000 sind diese Ziele definiert, neben Diabetes und Brustkrebs sind dies die bessere Behandlung depressiver Erkrankungen, die Stärkung der Patientensouveränität, die Einschränkung des Tabakkonsums, das gesunde Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen sowie das gesunde Altern.

 

In den einzelnen Bereichen haben die Akteure in den vergangenen Jahren mancherlei Initiativen gestartet – mit wechselhaftem Erfolg. Die Motivation der Arbeitsgemeinschaft erläuterte Svenja Herrmann vom europäischen Regionalbüro der Weltgesundheitsorganisation WHO. Herrmann berichtete, wie auf internationaler Ebene im Lauf der Jahrzehnte immer mehr Ziele formuliert wurden – auch weil derlei den Verantwortlichen weltweit leicht von den Lippen geht, solange daraus kein Handlungszwang erwächst. 2005 verabschiedete sich die WHO von der Formulierung globaler Ziele. Die Probleme in den Regionen seien zu unterschiedlich, erläuterte Herrmann. Jetzt kümmern sich nationale Stellen um diese Aufgabe.

 

Wie wenig hehre Absichtsbekundungen allein angesichts der Macht des Faktischen bewirken, illustrierte Dr. Matthias Wismar vom European Observatory on Health Systems and Policies an einem eindrucksvollen Beispiel. Während die mittlere Lebenserwartung eines Mannes in Island bei etwa 80 Jahren liegt, stirbt ein Russe im Durchschnitt schon nach 60 Jahren. 1970 lag die Differenz in der Lebenserwartung nur bei acht Jahren.

 

Die Gründe für solche Unterschiede lassen sich nur schwer beseitigen. Dennoch konnte Wismar im europäischen Überblick punktuelle Erfolge in Sachen Gesundheitsziele aufzeigen, wenngleich diese eine Kehrseite haben. So investierte Frankreich mehrere Hundert Millionen Euro in seinen ehrgeizigen Krebsplan mit dem Ziel, die Mortalität um ein Fünftel zu senken. Er zeigte teilweise die gewünschten Wirkungen, genau quantifizieren lassen sie sich jedoch nicht. Dazu fehlten schlicht die Daten, so Wismar. Außerdem habe der Rechnungshof Zweifel angemeldet, ob die Gelder tatsächlich effizient ausgegeben worden seien. Von insgesamt 100 französischen Gesundheitszielen sei dies das einzige Beispiel, das in der Praxis ernsthaft zu Fortschritten geführt habe.

 

In England sei es eindrucksvoll gelungen, die Wartezeiten in der Versorgung zu verkürzen. Das Problem dort: In manchen Kliniken sei diesem Ziel alles andere untergeordnet worden – auch das höchste Gut der bestmöglichen Versorgung der Patienten. Eine durchaus kritische Bilanz des Wissenschaftlers. Entscheidend für ihre Durchsetzung sei ohnehin, dass die Politik sich die Ziele irgendwann zu eigen mache. »Ohne Rechtsgrundlage geht es irgendwann nicht weiter«, so Wismar. /

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