Pharmazeutische Zeitung online
Demenzkranke

Familien brauchen mehr Hilfen

26.01.2010  15:26 Uhr

Von Martina Janning, Berlin / Ohne das Engagement von Angehörigen könnten Demenzkranke nicht versorgt werden. Dabei stemmen die Familien den Großteil der finanziellen Lasten und holen sich selten von sich aus Unterstützung. Hausärzte können ihnen Hilfsangebote nahebringen, zeigt eine aktuelle Versorgungsstudie.

Demenz ist Familiensache: Ohne die Hilfe von – zumeist weiblichen – Angehörigen wäre die Pflege von Demenzkranken kaum zu finanzieren. Ein an Demenz leidender Mensch, der zu Hause betreut wird, kostet rund 47 000 Euro im Jahr. Diese Summe ergibt sich, wenn anstelle der Familie eine Pflegekraft oder Haushalthilfe die Versorgung übernähme.

 

80 Prozent der Kosten schultern die Angehörigen, hat nun eine Untersuchung der Initiative Demenzversorgung in der Allgemeinmedizin (IDA) gezeigt. Doch statt des Anteils von 37 600 Euro, den die Familien leisten, entstehen den Kassen derzeit nur Kosten von rund 10 000 Euro im Jahr an Pflegegeld, berichteten die Studienautoren vorigen Mittwoch in Berlin.

 

Sie warnten: In Zukunft wird die familiäre Pflege von Demenzkranken immer weniger möglich sein, weil der steigenden Lebenserwartung ein schrumpfender Anteil jüngerer Menschen gegenübersteht.

 

Das geltende Prinzip »ambulant vor stationär« funktioniere nur, wenn sich die Strukturen in der familiären Pflege zu Hause besserten, sagte die Vorsitzende der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft, Heike von Lützau-Hohlbein. Sie forderte zusätzliche Unterstützung für Demenzkranke und ihre Angehörigen, »angefangen von der Begleitung beim Spazierengehen bis hin zur Selbsthilfegruppe«.

 

Um solche Hilfsangebote ging es bei der IDA-Untersuchung, die weltweit eine der größten Interventionsstudien zur ambulanten Versorgung von Demenzpatienten ist. An dem Gemeinschaftsprojekt der AOK Bayern, des AOK-Bundesverbands und der Pharmafirmen Pfizer und Eisai nahmen zwischen Juni 2005 und Februar 2009 genau 390 Patienten mit leichter oder mittelschwerer Demenz und deren Angehörige in Mittelfranken teil.

 

Aktiv auf Angehörige zugehen

 

In dem Projekt boten zuvor geschulte Hausärzte den Familien Beratungen und Angehörigengruppen an. Beide Offerten bewerteten die Pflegenden als positiv. Die Inanspruchnahme einer angeleiteten Angehörigengruppe stieg von drei auf 15 Prozent, die der Beratung von 17 auf 69 Prozent.

Ausschlaggebend war die Vermittlung des Hausarztes. »Durch die aktive, zugehende Form der Angehörigenberatung werden die Betroffenen deutlich besser erreicht als durch herkömmliche Angebote mit Komm-Strukturen«, sagte Dr. Sonja Wunder von der AOK Bayern. »Ein Großteil der Betroffenen lehnt eine Unterstützung zunächst ab und will die Demenz nicht wahrhaben. Deshalb ist es umso wichtiger, dass die Berater in einem ersten Schritt zunächst eine Vertrauensbasis aufbauen.«

 

Der Chef des AOK-Bundesverbandes, Dr. Herbert Reichelt, forderte mehr Struktur in der Demenzversorgung. Sie müsse vom Hausarzt ausgehen und zu einer interdisziplinären Zusammenarbeit führen, die auch eine qualifizierte, auf die Betroffenen zugehende Beratung beinhaltet. Er kritisierte, dass es zu wenig maßgeschneiderte Hilfsangebote für pflegende Angehörige gebe. »Aus Langzeitstudien wissen wir, dass gerade Menschen mit geringem Einkommen entsprechende Entlastungs- und Unterstützungsangebote nur gering wahrnehmen und die Pflege eher alleine organisieren.« Der Geschäftsführer von Eisai, Andreas Wiegand, schlug einen »Nationalen Demenz Plan« vor. Viele europäische Länder hätten so etwas schon auf den Weg gebracht, sagte er.

 

Eine wichtige Antwort blieb die Studie allerdings schuldig: Ob eine zusätzliche Beratung und Unterstützung der Angehörigen auch dafür sorgen kann, dass Demenzkranke länger zu Hause bleiben und nicht in Pflegeheime eingewiesen werden müssen, konnte die Untersuchung noch nicht zeigen. Der Zeitraum der Beobachtung sei zu kurz gewesen, räumten die Studienmacher in Berlin ein und kündigten weitere Untersuchungen an. /

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa