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Alles nur gefälscht

17.01.2006  17:14 Uhr

Klonforschung

<typohead type="3">Alles nur gefälscht

von Conny Becker, Berlin

 

Skandal folgt auf Skandal: Vergangene Woche stellte sich heraus, dass auch die bahnbrechenden Klonerfolge des südkoreanischen Wissenschaftlers Woo Suk Hwang vom Jahr 2004 gefälscht waren. Sein Team hat keine menschlichen Embryonen aus adulten Zellen geklont und somit auch keine Stammzellen daraus gewonnen.

 

Bereits zuvor war bekannt geworden, dass Hwangs 2005 im Wissenschaftsmagazin »Science« veröffentlichte Arbeit zur Gewinnung von embryonalen Stammzellen gefälscht war (siehe PZ 01/06). Vergangene Woche machte die Expertenkommission der Nationaluniversität Seoul, die mit einer nachträglichen Untersuchung der Klonergebnisse beauftragt war, den zweiten Skandal öffentlich: Der ehemals als Topwissenschaftler der Universität Gefeierte hat entgegen seiner Behauptungen niemals eine menschliche Stammzelle aus geklonten Embryos gewonnen. Der Rektor der renommierten Hochschule, Chung Un Chan, entschuldigte sich öffentlich für den Skandal. Hwang werde der Titel »Oberster Wissenschaftler des Landes« aberkannt, kündigte die Regierung an. Da Hwang große Mengen Fördergelder erhalten hatte, wird er vermutlich auch wegen Veruntreuung staatlicher Gelder angeklagt.

 

Zweifel an der Echtheit von Hwangs Ergebnissen gab es bereits bei der »Science«-Publikation in 2004, die der Wissenschaftler aber mit gefälschten DNA-Fingerabdrücken ausräumte. Im Juni 2005 bekam ein Nachrichtensender von einem ehemaligen Mitarbeiter Hwangs einen Hinweis auf gefälschte Ergebnisse in der 2005 veröffentlichten Arbeit. Mitte November beendete ein Koautor Hwangs, Gerald Schatten von der Universität Pittsburgh, die Zusammenarbeit mit dem Südkoreaner und verlangte von ihm einen Monat später, die Veröffentlichung zurückzuziehen, da ihm »substanzielle Zweifel an der Akkuratheit der Publikation« gekommen seien: Die meisten Fotos der angeblich elf Stammzelllinien seien Duplikate. Inzwischen ermittelten bereitsdie Universitäten von Seoul und Pittsburgh sowie der koreanische Nachrichtensender in dem Fall. Ende des Jahres stand fest, dass die Arbeit von 2005 komplett gefälscht war.

 

Am 10. Januar wurde bekannt gegeben, dass auch die Ergebnisse der ersten Arbeit zum humanen Klonen manipuliert waren. Zwei Tage später zog »Science« beide Artikel zurück. Hwang entschuldigte sich bei Regierung und Öffentlichkeit, hält seine Klon-Technologie bis jetzt aber für zukunftsträchtig.

 

Per DNA-Test entlarvt

 

Nachweisen konnte das Untersuchungskomitee den Schwindel mittels Überprüfung der DNA-Fingerabdrücke, berichtet »Nature« auf seiner Nachrichtenseite (doi:10.1038/439122a). Demnach fanden drei Prüflabore heraus, dass das genetische Material der angeblich 2004 geklonten Zelllinie nicht mit der des Spenders übereinstimmte. Ebenso verhielt es sich bei den gefälschten Daten aus 2005. Nähere Untersuchungen ergaben, dass die mitochondriale DNA der Zelllinie zwar der einer Eispenderin entsprach, die DNA im Zellkern sich jedoch an mehreren Stellen unterschied. Das Komitee schloss daraus, dass ihre Seouler Kollegen die Zelllinie per »Jungfernzeugung« geschaffen hatten. Unter diesem Parthenogenese genannten Mechanismus versteht man die eingeschlechtliche Fortpflanzung, bei der sich ein einzelner Chromosomensatz in einem Ei so entwickelt wie in einer befruchteten Eizelle.

 

Erzwungene Eizellspenden

 

Dem »Nature«-Bericht zufolge fanden die Prüfer zudem heraus, dass Hwang mit einer atemberaubend hohen Zahl von Spendereiern gearbeitet hat. Anstatt wie behauptet 427, verwendete der Klonforscher mehr als 2000 Eier von 129 Frauen. Da die Spende, genauer die hormonelle Stimulation der Eierstöcke, häufig von Nebenwirkungen begleitet sein kann, war sie bereits in der Vergangenheit kritisiert worden. Darüber hinaus haben die Frauen zum Teil Geld für die Spende erhalten, was Hwang stets bestritten hatte. Junge Mitarbeiterinnen soll der Wissenschaftler zur Spende genötigt haben.

 

Was bedeutet dieser Betrug nun für die Wissenschaft? Wenn das Seouler Team selbst mit einer derart hohen Zahl von Eiern keine Stammzellen produzieren konnten, ist es unklar, ob dies überhaupt beim Menschen möglich ist, mutmaßen die »Nature«-Autoren. Zwar hat das Prüfkomitee bestätigt, dass Hwangs Team menschliche Embryos bis zum Blastozysten-Stadium geklont hat - dem Stadium, aus dem Stammzellen gewonnen werden können. Die Erfolgsrate lag jedoch nur bei 10 Prozent und die Blastozysten waren in einem schlechten Zustand. Die Vision von maßgeschneidertem, aus embryonalen Stammzellen gewonnenen Gewebe für schwerkranke Menschen rückt also wieder in weite Ferne. Doch immerhin ist Hwangs Afghane Snuppy ein echter Klonhund.

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