Impfdosen storniert |
12.01.2010 17:32 Uhr |
Von Stephanie Schersch / Die Bundesländer haben zu viel Impfstoff gegen das Schweinegrippevirus bestellt. Schon die Hälfte der georderten Dosen reicht aus, um den Bedarf zu decken. Nun kann ein Teil der überschüssigen Lieferung storniert werden.
Bei einem Treffen in Berlin haben Vertreter der Länder und des Bundes die Liefermengen mit dem Hersteller GlaxoSmithKline (GSK) neu ausgehandelt. »Hart aber fair« seien die Verhandlungen gewesen, sagte die Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Niedersachsens Ressortchefin Mechthild Ross-Luttmann (CDU), im Anschluss. Insgesamt habe man einen guten Kompromiss gefunden.
Demnach müssen die Bundesländer GSK nur noch 34 Millionen Impfstoff-Dosen abnehmen. Im Oktober hatten sie 50 Millionen Dosen Pandemrix® bestellt, um damit die Impfung für rund 30 Prozent der Bevölkerung zu ermöglichen. Dies geschah jedoch in der Annahme, dass eine zweifache Impfung notwendig sei. Zudem haben sich bislang weniger Bürger impfen lassen als erwartet. Die georderten Dosen würden demnach nun für circa 60 Prozent der Deutschen ausreichen. »60 Prozent werden sich niemals impfen lassen«, sagte Ross-Luttmann der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Zunächst sollen nun lediglich 25 Millionen Impfdosen ausgeliefert werden, Die restlichen 9 Millionen Dosen werden nach dpa-Informationen zunächst beim Pharmahersteller eingelagert. Rund 133 Millionen Euro sparen die Länder durch die Verringerung der Liefermenge. Insgesamt wollen sie erreichen, den Impfstoff für nur 30 Prozent der Bevölkerung bezahlen zu müssen. Neben den Lieferstornierungen beim Hersteller hoffen sie daher auch auf Abnehmer für überschüssige Impfdosen im Ausland.
Anfragen gab es nach Informationen von »Zeit online« bereits aus mehreren Ländern, darunter aus dem Iran, dem Kosovo, der Ukraine und der Türkei. Die Gespräche seien aber noch nicht abgeschlossen. Dabei wollen die Länder auch den Bund stärker in die Pflicht nehmen. Er verfüge über das Auswärtige Amt, das Entwicklungsministerium sowie das Bundesministerium für Gesundheit über entsprechende Kontakte, heißt es. Auch Frankreich, Italien und die USA versuchen, Impfstoff im Ausland zu verkaufen. Wie das französische Gesundheitsministerium mitteilte, haben Ägypten und Katar bereits 2,5 Millionen Impfdosen in Paris bestellt.
In Deutschland ist die Zahl der Neuinfektionen an Schweinegrippe in den vergangenen Wochen indes weiter stark zurückgegangen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) warnt allerdings vor einer möglichen zweiten Erkrankungswelle im Februar oder März. RKI-Präsident Jörg Hacker rät daher weiterhin zur Impfung gegen das H1N1-Virus. »Wir gehen davon aus, dass die Impfung weiter sinnvoll ist, insbesondere für Personen, die chronisch krank sind«, sagte er im Morgenmagazin der ARD. Bislang sind in Deutschland 159 Menschen an den Folgen der Schweinegrippe gestorben. /