Gute Nachrichten aus North Dakota |
12.01.2010 17:39 Uhr |
Wer hätte das gedacht? Auch in den USA gibt es ein Fremdbesitzverbot für Apotheken. Freilich nur in einem Staat, in North Dakota. Wie eine Studie belegt, nützt dies der Arzneimittelversorgung in dieser Region (siehe dazu US-Studie: Lob für Fremdbesitzverbot). Deutsche Apotheker wird das nicht überraschen. Eine wissenschaftliche Arbeit über die Vorteile eines regulierten Apothekenmarktes tut dennoch gut, wenn Krankenkassen davon träumen, die Kosten der Arzneimittelversorgung zu senken.
Die Untersuchung räumt gleich mit mehreren Behauptungen der Apothekenkettenfreunde auf. Erstens: Apothekenketten machen die Arzneimittelversorgung nicht preiswerter: In North Dakota sind die Arzneimittel deutlich preiswerter als im US-amerikanischen Durchschnitt. Zweitens: Apothekenketten verbessern nicht die Versorgung auf dem Land. Im dünn besiedelten Bundesstaat North Dakota ist sie höher als in den ebenfalls ländlich geprägten Nachbarstaaten. Und drittens: Große Einheiten bieten den Kunden nicht mehr Service als inhabergeführte Apotheken. Die Menschen in North Dakota sind mit ihren Apotheken zufriedener als die Kunden von Kettenapotheken.
Mit den vermeintlichen Vorzügen von Apothekenketten hat sich auch das Kölner Institut für Handelsforschung (IfH) beschäftigt (siehe dazu Fremdbesitzverbot: IfH hält Sachverständigen-Gutachten für wenig fundiert). Es geht mit dem Sachverständigengutachten vom vergangenen November hart ins Gericht und zweifelt an der dort aufgestellten Behauptung, die Einführung von Apothekenketten fördere den Wettbewerb im Apothekenmarkt, führe zu mehr Effizienz und senke so die Kosten der Versorgung. Das IfH bezweifelt dies. Der Handel mit der besonderen Ware Arzneimittel habe besondere Spielregeln. Deshalb seien die Betriebskosten von Apotheken weniger abhängig von der Größe des Unternehmens. Völlig zu Recht weist das IfH auch darauf hin, dass bereits die Annahme, es gebe keinen Wettbewerb unter Apotheken, falsch sei. In Deutschland konkurrieren mehr als 21 000 Apotheken um die Gunst der Kunden. Die Guten setzen dabei auf Qualität.
Keine Frage, in den vergangenen zwölf Monaten hat sich einiges verändert. Die Unterstützer der inhabergeführten Apotheken sind in die Offensive gegangen. Manche Ökonomen erkennen ebenfalls die Vorteile des Systems und auch die Politik weiß, was sie an den Apotheken hat. Im Interview mit der »Neuen Apotheken-Illustrierten« zitiert Gesundheitsminister Philipp Rösler das Leitbild vom Apotheker in seiner Apotheke (siehe dazu Rösler: Die Menschen wissen die Qualität der Apotheken zu schätzen). Grund zur Euphorie besteht deshalb sicherlich noch nicht, Anlass zur Zuversicht aber allemal.
Daniel Rücker
Stellvertretender Chefredakteur