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Positive Ratten und der HIV-Test für daheim

09.01.2007  13:34 Uhr

<typohead type="3">Positive Ratten und der HIV-Test für daheim

Von Conny Becker

 

In der HIV-Forschung geht es derzeit in mehreren Richtungen voran: Eine Forschergruppe entwickelt eine neue Testmethode für antiretrovirale Wirkstoffe, eine andere prüft einen neuen Angriffsweg. Und in Großbritannien kann man sich jetzt zu Hause selbst testen.

 

Ob Substanzen gegen HIV wirksam sind oder nicht, könnte künftig schneller und ethisch vertretbarer getestet werden. Neben menschlichen Zellkulturen waren bislang nur wenige HIV-Tiermodelle vorhanden, denn das humane Immundefizienzvirus ist nur für Menschen und Menschenaffen infektiös.

 

Vergangene Woche meldete ein Forscherteam der Universität Heidelberg, es habe antiretrovirale Medikamente erstmals erfolgreich an transgenen Ratten getestet. Die Wissenschaftler um Dr. Oliver Keppler hatten zuvor mit dem Einbringen menschlicher Gene in das Erbgut der Tiere deren Erbmaterial so verändert, dass sich die Ratten mit HIV infizieren konnten. Wie beim Menschen tragen ihre T-Helferzellen und Makrophagen nun den menschlichen CD4-Rezeptor auf ihrer Oberfläche, den das Virus zum Andocken an die Zelle und zum Eindringen benötigt.

 

Das Forscherteam prüfte daraufhin, ob sich an dem neuen Kleintiermodell die Wirksamkeit von antiretroviralen Wirkstoffen testen lässt. Hierfür infizierten die Forscher die Tiere und  verabreichten ihnen anschließend die bereits zugelassenen Substanzen Enfuvirtide und Efavirenz. Unter dieser prophylaktischen Behandlung nahm bei den transgenen Ratten die Zahl der Virus-DNA-Kopien pro Milliliter Blut um mehr als 90 Prozent ab (92,5 und 98,8 Prozent), verglichen mit einer Kontrollgruppe. Dies berichten die Wissenschaftler in der Online-Ausgabe des amerikanischen Fachmagazins PNAS (Doi: 10.1073/pnas.0607414104). Diese Werte differierten um weniger als das Dreifache von denen aus Tests mit menschlichen Zellkulturen, liegen damit laut Keppler »in einem ähnlichen Bereich« wie in klinischen Tests beim Menschen und könnten daher schnelle und prädiktive Aussagen erlauben. Nun untersuchen die Heidelberger Wissenschaftler erstmals noch in der Entwicklung befindliche Substanzen, etwa Integrase-Inhibitoren, und hoffen, mit dem neuen Testmodell künftig auf neue Virustatika screenen und präklinische Tests durchführen zu können.

 

HIV weiterschlafen lassen

 

Ein Ansatz für neue Virustatika könnte darin bestehen, die Latenzzeit bis zur Vermehrung des Virus zu verlängern. Denn das Virus schläft nach seinem Eintritt in die Zelle eine gewisse Zeit, bevor es anfängt sich zu replizieren. Wie diese Zeitspanne beeinflusst werden könnte und was das Virus aufweckt, untersuchten Leor S. Weinberger und Thomas Shenk von der Universität von Princeton, New Jersey.

 

Für das Ablesen seiner Gene benötigt das HI-Virus einen Transkriptionsaktivator, das so genannte Tat-Gen, das im Genom des Virus enthalten ist. Es kodiert für das Protein Tat (Transactivator of transcription). Sobald dieses Protein produziert wird, fördert es die eigene Transkription sowie die Transkription der anderen HIV-Gene. Das Tat-Protein dient somit als molekularer Schalter, der selbst durch Acetylierung angeschaltet und durch Deacetylierung wieder ausgeschaltet wird.

 

Dabei läuft die Deacetylierung, also Inaktivierung deutlich schneller ab als die Acetylierung, postulieren die Wissenschaftler. Der Schalter steht daher meistens auf »Aus«. Dieser Widerstand verhindert normalerweise eine Vermehrung des Virus, selbst wenn »versehentlich« eine Transkriptionswelle ausgelöst wurde. Erst äußere Störfaktoren wecken das Virus aus seiner Latenzphase. Ein Beispiel hierfür ist die pflanzliche Substanz Dihydrocumarin, die das deacetylierende Enzym SirT1 hemmt und daher auch in den Tests die Tat-Transkription aktivierte.

 

Möglicherweise könnte durch eine Hemmung der Tat-Aktivierung das Ausbrechen der Infektion künftig verzögert werden. Allerdings dürfte dies schwierig sein, da mindestens zwei Acetylgruppen vom aktivierten Protein abgespalten werden müssen, vermuten die Autoren. Ihre Forschungen erklären aber, weshalb die virale Aktivität bei Patienten trotz geringer Virus-Level kurzzeitig aufflackern kann. Störfaktoren wie Dihydrocumarin könnten der Grund sein.

 

Test für daheim

 

Schon auf dem Markt erhältlich ist seit Kurzem ein Test zur Prüfung auf HIV-Antikörper für zu Hause. In Großbritannien können sich Privatpersonen mit dem neuen Test der Firma »DrThom« selbst testen. Wie BBC berichtete, ließen sich damit Speichelproben entnehmen, die dann in ein Labor geschickt werden. Ist der Befund negativ, erhalten die Betreffenden dem britischen Nachrichtensender zufolge eine E-Mail, ist er positiv, werden sie telefonisch von »medizinischen Personal« verständigt und gebeten, das Ergebnis in einer Klinik überprüfen zu lassen. Der Test sei weniger verlässlich als evaluierte Bluttests und liefere frühestens 14 Wochen nach einer Infektion ein positives Ergebnis. Die internationale Aids-Organisation Avert rät den Engländern, die 25 Pfund zu sparen und sich im Krankenhaus gratis testen zu lassen. Schließlich sei das Ergebnis hier sicherer und eine kompetente Betreuung stünde einem zur Seite.

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