Pharmazeutische Zeitung online

Konkrete Schritte zu »harten« Zielwerten

09.01.2006  16:22 Uhr

Globale Diabetesleitlinien

<typohead type="3">Konkrete Schritte zu »harten« Zielwerten

von Brigitte M. Gensthaler, München

 

Um die Spätfolgen eines Diabetes mellitus Typ 2 zu minimieren, empfiehlt die »International Diabetes Federation (IDF)« strengere Blutzuckerzielwerte. Werden normnahe Werte nicht mit Lebensstiländerung und oralen Antidiabetika erreicht, ist Insulin indiziert. Die IDF nennt konkrete Schritte für die Therapie.

 

In den globalen Diabetesleitlinien der IDF, die im September 2005 beim Europäischen Diabeteskongress in Athen vorgestellt wurden, wird ein HbA1C-Zielwert unter 6,5 Prozent festgelegt. Die Nüchtern-Blutzuckerwerte im Kapillarblut sollen unter 110 mg/dl, die postprandialen Werte (zwei Stunden nach jeder Mahlzeit) unter 145 mg/dl liegen. Ideal für den Blutdruck ist ein Wert unter 130/80 mmHg. Auch die Blutfette sind einbezogen: LDL-Cholesterol unter 95 mg/dl, HDL über 39 mg/dl und Triglyzeride unter 200 mg/dl.

 

Dabei sind die Autoren - Diabetes-Experten aus aller Welt - durchaus realistisch. Sie werten es schon als Erfolg, wenn die strengeren Werte angestrebt werden. Damit dies weltweit möglich ist, beschreibt die Leitlinie eine Standardversorgung, gibt aber auch Hinweise für die Minimalversorgung in armen Ländern sowie Ergänzungen für wohlhabende Staaten. Ausdrücklich weisen die Autoren auf Patientenschulung, Ernährungsumstellung, Rauchstopp und mehr Bewegung hin.

 

Wenn die Allgemeinmaßnahmen nicht zum gewünschten Ziel führen, sind zunächst orale Antidiabetika indiziert (mögliche Kontraindikationen beachten). Als Mittel der Wahl nennt die Leitlinie Metformin (nicht bei geschädigter Niere wegen der Gefahr einer Laktatazidose) sowie für normalgewichtige Diabetiker auch Sulfonylharnstoffe. Diese sind ebenfalls indiziert, wenn Metformin nicht ausreicht. Alternativ sind rasch wirksame Insulinsekretionsförderer (Glinide) möglich.

 

Bei ungenügendem Ansprechen auf Metformin und Sulfonylharnstoffe kann ein PPAR-γ-Agonist (Thiazolidindion, Glitazon) hinzugegeben werden (cave: Herzinsuffizienz). Eine weitere Option sind α-Glucosidasehemmer wie Acarbose.

 

Liegt der HbA1C-Wert trotz Ernährungs- und Bewegungsumstellung und Tabletten über 7,5 Prozent, ist der Wechsel auf Insulin angezeigt. Dabei setzen die Experten auf eine Kombination und empfehlen, die Einnahme von Metformin, Sulfonylharnstoff und Acarbose zunächst beizubehalten. Zum Einstieg nennen sie drei Optionen:

ein lang wirksames Basalinsulin, das einmal täglich gespritzt wird, wie Insulin detemir oder glargin sowie NPH-Insulin,

die zweimal tägliche Gabe eines Mischinsulins (biphasisches Insulin), vor allem bei höherem HbA1C-Werten,

mehrmals tägliche Injektionen des Hormons zu den Mahlzeiten sowie eines Basisinsulins.

 

Tipp für reiche Länder: Insulinanaloga sind zu bevorzugen. Auch die Kombination der Spritze mit Glitazonen ist möglich; Insulinpumpen bieten eine zusätzliche Option. 

 

Die kompletten Leitlinien der IDF, einer Dachorganisation mit 190 Mitgliedsgesellschaften aus 150 Ländern, sind im Netz unter www.idf.org zu finden.

Mischinsulin versus Insulin glargin

Auf den rechtzeitigen Einsatz von Insulin machte Dr. Andreas Liebl, Chefarzt an der Diabetesklinik in Bad Heilbrunn, bei einem von Novo Nordisk unterstützten Pressegespräch in München-Grünwald aufmerksam. Mit oralen Antidiabetika lasse sich der HbA1C nur bedingt senken. Mit α-Glucosidasehemmern erreiche man eine Reduktion um 0,2 bis 0,5 Prozentpunkte, mit Biguaniden und Sulfonylharnstoffen um 1 bis 1,5 Punkte und mit Insulinsensitizern um 1 bis maximal 1,5 Punkte. Durch die Krankheitsprogression komme es zudem zum Sekundärversagen der oralen Therapie.

 

Typischerweise fehlen beim Typ-2-Diabetiker die Insulinpeaks unmittelbar nach der Mahlzeit, erklärte Liebl. Diese Spitzen im Insulinprofil stoppen die hepatische Gluconeogenese, reduzieren die postprandialen Blutzuckerwerte und vermitteln ein zentrales Sättigungsgefühl. Dagegen reiche die körpereigene basale Insulinsekretion tagsüber meist aus; nachts sei sie mitunter zu gering, um die Glucoseproduktion in der Leber zu unterdrücken. Die beste Blutzuckerkontrolle erreicht man mit der intensivierten Insulintherapie, bei der ein kurz wirksames Insulin zum Essen und gegebenenfalls ein Verzögerungsinsulin zur Nacht gespritzt wird.

 

Mit der einfacher zu erlernenden Kombination aus Basalinsulin zur Nacht und oralen Antidiabetika tagsüber erreiche nur die Hälfte der Patienten einen HbA1C-Wert unter 7,5 Prozent, sagte Liebl. Zum Neueinstieg sei auch ein Mischinsulin gut geeignet. Enthält es ein kurz wirksames Analogon wie Insulin aspart, könne der Patient das Medikament sogar postprandial spritzen (zum Beispiel NovoMix® 30).

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa