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Apotheken 2015

Der Markt driftet auseinander

06.01.2015  16:03 Uhr

Von Frank Diener und Guido Michels / Wie im zurückliegenden Jahr werden sich auch 2015 betriebswirtschaftlich positive und negative Effekte insgesamt die Waage halten. Doch die Marktspreizung setzt sich fort und die Teilhabe der Apotheken an den Umsatz- und Kostentrends ist sehr unterschiedlich.

In 2014 werden die Umsatzzugewinne vollständig durch höhere Wareneinsätze und Kostensteigerungen neutralisiert. Gäbe es nicht den Sondereffekt der Notdienstpauschale, die erstmals für ein ganzes Jahr ausgezahlt wurde, wäre im Durchschnitt keine Veränderung der Betriebsergebnisse zu verzeichnen. So verbleibt wohl ein leichtes Plus. Die Treuhand-Prognose für 2015 beruht auf derzeit bekannten Faktoren über Marktveränderungen sowie auf Trendfortschreibungen.

 

Maßnahmen des Gesetzgebers im Jahr 2015 werden – nach dem heutigen Kenntnisstand – die Apotheken zeitverzögert und zum Teil mittelbar betreffen. Das GKV-Versorgungsstärkungsgesetz (VSG) wird vermutlich zur Jahresmitte in Kraft treten, doch die ökonomischen Auswirkungen auf Apotheken werden noch nicht 2015 zu spüren sein.

 

So ist zu begrüßen, dass Fälle definiert werden, bei denen die Null-Retaxierung ganz oder teilweise unterbleiben soll, doch bis auf dem Verhandlungsweg oder per Schiedsspruch die Gesetzesumsetzung erfolgt ist, wird es wohl 2016 werden. Diese verzögerte Wirkung gilt auch für die geplanten Änderungen bei der Struktur der ambulanten und stationären ärztlichen Versorgung: Haben Krankenhäuser künftig weitergehende Möglichkeiten der Arzneimittelversorgung bei Entlassung der Patienten und kommt es zu einer Zunahme kooperativer Versorgungsformen oder Lenkung von Arztsitzen in unterversorgte Gebiete, so wird dies auch Auswirkungen auf Apotheken haben. Diese werden jedoch erst mittelfristig mit der Nutzung und Umsetzung der neuen rechtlichen Möglichkeiten manifest. In welche Richtung der Trend geht, ist unklar, sicher ist aber, dass diese Regelungen nicht alle Apotheken gleichmäßig betreffen werden.

 

Die vom Deutschen Apothekertag 2014 vorgetragenen zentralen Forderungen zur Apothekerhonorierung sind im derzeitigen VSG-Entwurf unberücksichtigt und daher auch nicht in die Branchenprognose der Treuhand Hannover für 2015 eingeflossen.

 

Für den Gesamtumsatz scheint ein Plus von 3,5 Prozent realistisch. Die Steigerung beruht vor allem auf dem verschreibungs­pflichtigen Bereich. So sieht die GKV/KBV-Rahmenvereinbarung über die Arzneimittelausgaben für 2015 ein Plus um 5,5 Prozent vor. Haupttreiber sind allerdings keine Mengeneffekte, sondern vor allem ein Ausgabenanstieg durch den Einsatz innovativer Arzneimittel. Insofern werden sogenannte rezeptlastige Apotheken, insbesondere solche mit spezialärztlicher Versorgung, eine größere Umsatzveränderung bemerken als im Marktdurchschnitt.

 

Bei den rezeptfreien Arzneimitteln war 2014 ein Jahr ohne signifikante Sondereffekte oder saisonale Einflüsse. Somit rechnet die Treuhand in diesem Segment mit keinen wesentlichen Veränderungen beziehungsweise einer Entwicklung auf dem Vorjahresniveau.

 

Insgesamt ist davon auszugehen, dass sich die Marktspreizung auf der Umsatzebene auch in 2015 fortsetzen wird. Das bedeutet, dass sich das Umsatzplus auf zwei Drittel der Betriebe konzentriert, während gleichzeitig ein Drittel sogar Umsatzrückgänge hat. Je nach Geschäftslage, Konkurrenzumfeld, Arztumfeld und unternehmerischer Aktivität sind erhebliche Abweichungen vom Branchentrend möglich – und zwar in beiden Richtungen.

Wareneinsatz wird teurer

 

Beim Wareneinsatz ist eine deutliche Verteuerung zu erwarten. Zum einen resultieren aus den Umsatzsteigerungen erhöhte Wareneinsätze. 2015 werden sich diese prozentual stärker verteuern als die Apothekenumsätze und in absoluten Zahlen wird der erhöhte Wareneinsatz ein Großteil des Umsatzplus aufzehren.

 

Haupteffekt ist dabei der Struktureffekt von steigenden Rx-Packungspreisen und teuren, innovativen Therapien. Dieser führt zu einem schlechteren Verhältnis des Wareneinsatzes zum Umsatz, da die teureren Arzneimittel weniger prozentuale Marge abwerfen. Dieser Effekt ist durch die ärztliche Verordnung und Herstellerpreispolitik verursacht – und deshalb von der Apotheke nicht beeinflussbar.

 

Schlechtere Konditionen

 

Zum anderen werden Verschlechterungen der Einkaufskonditionen, die sich 2014 insbesondere im zweiten Halbjahr eingestellt haben, wahrscheinlich auf das ganze Jahr 2015 ausstrahlen. Kürzungen lagen hier teilweise im Bereich von über einem Prozentpunkt, was im Schnitt einen fünfstelligen Betrag pro Jahr ausmacht. Allerdings gibt es auch hier deutliche Unterschiede und individuelle Vereinbarungen sind höchst bedeutsam: Der sogenannte Durchschnitt ist gerade hier keine exogene Vorgabe, vielmehr kommt es auf die individuelle Situation an. Wer ausloten will, ob beim eigenen Einkauf noch Potenziale vorhanden sind, kommt aufgrund der komplexen Rechnungsstellung der Lieferanten um eine professionelle Beratung kaum umhin.

 

Die Senkung des Apothekenabschlags von 1,80 Euro auf 1,77 Euro brutto bedeutet netto eine Verbesserung der Rohgewinne der Apotheken um 2,5  Cent pro Packung und bewegt sich damit im kaum spürbaren Bereich.

 

Bei den Personalkosten ist in 2015 von einer Steigerung von knapp unter drei Prozent auszugehen, was dem Trend der letzten Jahre entspricht. Die Steigerung fällt nach Treuhand-Prognose geringer aus als in 2014, da in 2015 keine Tarifanpassung wirksam wird. Nur die Mitte 2014 erfolgte Erhöhung der Tarifgehälter um 1,5 Prozent macht sich als Nachholeffekt für die erste Hälfte 2015 bemerkbar. Beherrschendes Thema bei vielen Apotheken ist in Sachen Personal sowieso nicht die Höhe oder Entwicklung der tariflichen und übertariflichen Personalkosten, sondern die Herausforderung, bei steigender Personalknappheit gute Mitarbeiter zu finden, zu qualifizieren und zu binden.

 

Die weiteren Kostenpositionen der Apotheke liegen von der Größenordnung seit einigen Jahren weitgehend auf konstantem Niveau. Diesen Trend schreibt die Treuhand für 2015 fort und wertet dies als ein Indiz für Ausgabenbewusstsein und funktionierende Kostenoptimierung in den Apotheken. Dazu kommt, dass in dieser Position ein beträchtlicher Anteil an Fixkosten vorliegt, der kaum Schwankungen unterworfen ist.

 

Unterm Strich steht im Jahr 2015 eine geringfügige Verschlechterung der durchschnittlichen Betriebsergebnisse vor Steuern. Allerdings können die individuellen Abweichungen erheblich sein.

 

Ein entscheidender Faktor: Der Markt wächst auseinander, sodass der Durchschnitt für viele Apotheken gar keine relevante Messgröße ist. Sowohl von der Wirtschaftskraft als auch von den Strukturen driftet die Apothekenlandschaft weiter auseinander. Die Herausforderung für Apothekeninhaber und deren Partner ist, die wirtschaftliche Situation vor Ort richtig einzuordnen, Trends zu erkennen, und wirklich relevante Vergleichsgrößen bereitzustellen.

 

Gestaltungsspielräume

 

Durch entsprechendes unternehmerisches Agieren vor Ort kann negativen Einflussfaktoren entgegengewirkt und können positive Einflussfaktoren verstärkt werden. Dies hat der Inhaber in seiner Rolle als Unternehmer selbst in der Hand. Die Marktspreizung bei Umsatz, Wareneinsatz, Personal- und sonstigen Betriebskosten und dem Betriebsergebnis zeigt erhebliche betriebswirtschaftliche Gestaltungsspielräume, die durch aktives Handeln genutzt werden können. Es gilt: Wenn sich im Durchschnitt Umsätze verbessern oder Kosten erhöhen, ist das für den Einzelbetrieb nicht ein Automatismus oder Gesetz, sondern gestaltbar. /

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