| Annette Rößler |
| 27.06.2022 18:00 Uhr |
Die Vielfalt der therapeutisch genutzten monoklonalen Antikörper ist mittlerweile so groß, dass ihr auch in der Namensgebung Rechnung getragen werden soll. Die WHO hat neue Suffixe festgelegt, der gute alte -mab genießt aber Bestandsschutz. / Foto: Adobe Stock / Kateryna_Kon
Die internationalen Freinamen (INN) von Arzneistoffen verraten Eingeweihten anhand bestimmter Silben einiges über ihre Eigenschaften und Angriffspunkte. Je nachdem, ob diese Silben am Anfang des Namens, mittendrin oder am Ende stehen, spricht man von Präfixen, Infixen oder Suffixen. Zuständig für die Vergabe dieser Bezeichnungen ist eine Expertengruppe der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Eines der bekanntesten Suffixe, nämlich die Endung -mab für monoklonale Antikörper, wird demnächst ausrangiert. »Wegen Überlastung geschlossen«, könnte man sagen, denn der Grund ist, dass mittlerweile so viele INN mit der Endung -mab vergeben wurden, dass es kaum noch möglich ist, sich neue auszudenken – zumal wenn auch noch ein zum Molekül passendes Infix und/oder Präfix im Namen untergebracht werden muss. Außerdem wird ein INN, der einmal einer Substanz zugewiesen wurde, danach niemals ein zweites Mal vergeben, selbst wenn es der Kandidat gar nicht zur Zulassung geschafft hat. So waren im April 2022 bereits 879 INN auf -mab vergeben, aber nur 114 davon auf dem Markt. Das berichtet Dr. Karin Weisser vom Paul-Ehrlich-Institut im aktuellen »Bulletin zur Arzneimittelsicherheit«.
Die INN-Expertengruppe der WHO, der Weisser angehört, hat sich daher eine neue Nomenklatur für monoklonale Antikörper ausgedacht und diese bereits im Januar dieses Jahres im Fachjournal »The Lancet« vorgestellt. Demnach soll die Benennung dieser Wirkstoffe künftig einem neuen Schema folgen, das diese Suffixe vorsieht:
Während diese Suffixe also etwas über Eigenschaften und Größe der Moleküle aussagen, geben definierte Infixe Auskunft über den pharmakologischen Angriffspunkt. Auch bei diesen Signalsilben gibt es Änderungen. Eine davon betrifft das Infix -li-, das bislang »immunmodulatorisch« bedeutet. Diese Kategorie sei als »wenig informativ und völlig überlastet« angesehen worden, schreibt Weisser. Monoklonale Antikörper, die immunmodulatorisch wirken, würden daher nun in zwei Subgruppen geteilt und mit den Infixen -sto- für »immunstimulatorisch« oder -pru- für »immunsuppressiv« versehen.
Getreu der Maxime, dass einmal vergebene Namen nicht geändert werden, gelten alle diese Regeln jedoch ausdrücklich nur für Wirkstoffe, die noch nicht benannt sind. Eine rückwirkende Umbenennung bereits vorhandener Wirkstoffe wird es nicht geben.