Aus ICD-10 wird ICD-11 |
Exzessives Computerspielen ist eine der umstrittenen neuen Krankheiten in der ICD-11. / Foto: Adobe Stock/sezer66
Die ICD ist ein international gebräuchliches Verzeichnis von Krankheiten, Symptomen und Verletzungsursachen, das rund 55.000 Positionen enthält und nun erstmals seit 30 Jahren neu gefasst wurde. Die Codes des ICD dienen Ärzten für die Registrierung ihrer Diagnosen. Die neue Version (ICD-11) werden die Mitglieder der WHO auf ihrer Jahresversammlung in Genf vom 20. bis 28 Mai formell verabschieden.
Damit können präzisere Statistiken erstellt und Gesundheitstrends besser dokumentiert werden, wie Robert Jakob, Gruppenleiter Klassifikationen (ICD) bei der WHO, im Vorfeld sagte. »So können Antibiotika-Resistenzen erfasst werden«, sagt Jakob. Ärzte könnten künftig bei der Diagnose »Lungenentzündung« präzisieren, dass bei einem Patient antibiotikaresistente Keime entdeckt wurden. »So lässt sich feststellen, wo die Entwicklung neuer Antibiotika besonders dringend ist«, sagt Jakob. Nach Angaben des deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation werden nach dem für Deutschland leicht modifizierten Katalog auch Behandlungen abgerechnet und Statistiken zu Todesursachen geführt.
Neu werden auch die Codenummern 6C51 beziehungsweise 6C72 sein für krankhaftes Video- oder Online-Spielen beziehungsweise zwanghaftes Sexualverhalten. Die Aufnahme dieser Positionen in die ICD ist jedoch umstritten, weil die Diagnosen schwierig sind. Was genau darunter zu verstehen ist, wird in einem Zusatzhandbuch erklärt. Unter zwanghaftem Sexualverhalten könne unter anderem übermäßiger Pornokonsum oder Telefonsex zählen, sagte Jakob. Die Diagnose ist nach Definition von Fachleuten dann angebracht, wenn Betroffene intensive, wiederkehrende Sexualimpulse über längere Zeiträume nicht kontrollieren können und dies ihr Familien- oder Arbeitsleben oder das Sozialverhalten beeinflusst.