Auch die Pharma-Branche schwächelt |
Lukas Brockfeld |
12.12.2024 12:00 Uhr |
Die Produktion der deutschen Pharmaindustrie ist zuletzt gesunken. / © IMAGO / Funke Foto Services
Die deutsche Wirtschaft befindet sich seit Jahren in einer anhaltenden Schwächephase. Die neuen Pharma-Daten des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI) zeigen jetzt, dass die Krise auch die Pharmaindustrie trifft. So konnte die Branche ihre Produktion im Jahr 2023 nur um 0,5 Prozent steigern. In den ersten beiden Quartalen des Jahres 2024 sank die Produktion von Pharmazeutika sogar um 6,4 Prozent. Die pharmazeutische Industrie in Deutschland stellte 2023 pharmazeutische Erzeugnisse im Wert von insgesamt 37,6 Milliarden Euro her.
Im Jahr 2023 schwächelte der Außenhandel. Die Bundesrepublik exportierte Pharmazeutika im Wert von 113,1 Milliarden Euro, dies entspricht einem Rückgang von 7,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig importierte Deutschland pharmazeutische Erzeugnisse im Wert von 74,3 Milliarden Euro, dies entspricht einem Rückgang von 10,9 Prozent im Vergleich zum Jahr 2022. Anzumerken ist, dass diese Zahlen teilweise durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie verzerrt sein dürften.
Die USA, die Schweiz und Irland waren im letzten Jahr die Hauptlieferanten pharmazeutischer Erzeugnisse für Importe nach Deutschland. Die wichtigsten Abnehmer waren die USA, die Niederlande und die Schweiz.
Trotz der schwächelnden Produktion konnte die Zahl der Beschäftigten 2023 um 7,4 Prozent zulegen. Insgesamt waren damit laut dem BPI-Report 132.660 Menschen in Unternehmen beschäftigt, die pharmazeutische Erzeugnisse herstellen.
Der Gesamtumsatz der Apotheken ist im Jahr 2023 laut dem BPI-Report um 5,6 Prozent auf 45,3 Milliarden Euro gestiegen. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 konnten die Offizinen erneut ein Umsatzplus von 2,7 Prozent verzeichnen. Dabei ist zu beachten, dass gleichzeitig auch viele Kosten, beispielsweise für Personal, Energie und Miete, gestiegen sind. Allein im vergangenen Jahr mussten mehr als 500 Apotheken schließen.
Die Mengenentwicklung im gesamten Apothekenmarkt war 2023 mit einem Absatzrückgang von 1,8 Prozent leicht rückläufig. Der Absatz von rezeptpflichtigen Arznei- und Betäubungsmitteln stagnierte, in allen anderen Bereichen wurde ein Minus verzeichnet. Auch im ersten Halbjahr des Jahres 2024 gab es einen leichten Absatzrückgang von 0,5 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2023.
Die größten Zuwächse konnten die Apotheken 2023 in den Bereichen Biopharmazeutika und Phytopharmaka verzeichnen. Den größten Rückgang gab es bei den Diagnostika, deren Absatz um 26,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr einbrach. Das ist vor allem auf den deutlich gesunkenen Bedarf an Corona-Schnelltests zurückzuführen.
Im Jahr 2023 wurden 731 Millionen Verordnungen zu Lasten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) getätigt. Der Anteil der Humanarzneimittel an allen Verordnungen beträgt rund 93 Prozent. Gegenüber 2022 ist die Gesamtzahl der Verordnungen um 0,5 Prozent gestiegen. Insgesamt wurden 2023 Arzneimittel im Wert von 54,3 Milliarden Euro zu Lasten der GKV umgesetzt, das entspricht einem Wachstum von 5,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die häufig kritisierten homöopathischen Arzneimittel machten mit 6,6 Millionen Euro nur 0,01 Prozent der gesamten GKV-Arzneimittelausgaben aus.
Insgesamt wurden 2023 1,7 Milliarden Packungen Arzneimittel von Apotheken und Versandhändlern abgegeben. Davon entfielen 53,3 Prozent auf nicht verschreibungspflichtige Medikamente, deren Kosten fast ausschließlich von den Patientinnen und Patienten selbst getragen werden. Der Umsatz mit OTC-Produkten brach in den Pandemiejahren deutlich ein, konnte sich danach aber wieder erholen. 2022 wuchs der OTC-Markt um 9,9 Prozent, 2023 um 6,7 Prozent.
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