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Kinder

Atropin-Augentropfen bremsen Kurzsichtigkeit

Bereits seit einigen Jahren weiß man aus Studien, dass eine langjährige Behandlung mit Atropin-Augentropfen bei Kindern, die eine Kurzsichtigkeit entwickeln, das Fortschreiten um bis zu 50 Prozent bremsen können. Die Therapie erfolgt off Label, hat sich in Deutschland aber mittlerweile etabliert.
AutorKontaktDaniela Hüttemann
Datum 01.10.2019  11:00 Uhr

»Kurzsichtigkeit ist neben dem Alter der Hauptrisikofaktor für ernste Augenerkrankungen wie Grüner und Grauer Star oder auch Netzhautablösung, von daher ist es sehr wünschenswert, das Voranschreiten der Kurzsichtigkeit in der Phase ihres Entstehens zu verlangsamen«, erklärte Professor Dr. Claus Cursiefen, Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG), anlässlich des DOG-Kongresses vergangene Woche in Berlin. »Zudem gilt: Je früher die Kurzsichtigkeit beginnt, desto stärker wird ihr Ausmaß im Erwachsenenalter sein – ein weiterer Grund für eine frühe Intervention.«

Nach Informationen der DOG entwickeln in Deutschland etwa 15 Prozent der Kinder bis zum Ende der Grundschulzeit eine Kurzsichtigkeit. Bis zum Alter von 25 Jahren steigt die Rate auf etwa 45 Prozent. »Täglich zwei Stunden Aufenhalt im Freien bei Tageslicht halbieren das Risiko für Kurzsichtigkeit«, erläuterte Professor Dr. Wolf Lagrèze von der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg. Längeres Lesen in einem Abstand von weniger als 30 Zentimetern sollte vermieden werden. Darüber hinaus gebe es spezielle Kontaktlinsen, die das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit um bis zu 40 Prozent mindern können.

Am wirksamsten sei jedoch eine Therapie mit niedrig dosierten Atropin-Augentropfen. »Wegen ihrer Nebenwirkungen – Blendung und Nahsichtstörung – wurden Atropin-Tropfen zu diesem Zweck aber kaum verordnet«, berichtete Lagrèze. Das habe sich jetzt geändert. Denn Forscher aus Singapur haben eine Konzentration gefunden, die das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit um bis zu 50 Prozent mindert und gleichzeitig weitgehend nebenwirkungsfrei ist. »Leichte Blendungsempfindlichkeit und Nahsichtstörung bilden sich darüber hinaus bei Absetzen vollständig zurück, sodass kein Schaden entsteht«, fügt der Freiburger Ophthalmologe hinzu.

So werden die Atropin-Augentropfen korrekt angewendet

Dass Atropin-Tropfen in der geringen Konzentration von 0,01 Prozent gut wirken und dabei verträglich sind, sei inzwischen durch große und aussagekräftige Studien aus Asien belegt. »Seit der Veröffentlichung dieser Daten hat sich die Anwendung niedrig dosierter Atropin-Augentropfen weltweit sehr schnell durchgesetzt und wird auch in Deutschland seit wenigen Jahren von vielen Augenärzten in Kliniken und Praxen eingesetzt«, sagte Lagrèze. Auch Deutschland habe die Tropf-Therapie in die Behandlungsempfehlungen aufgenommen. Raus ins Freie sollten die Kinder trotzdem noch mindestens zwei Stunden am Tag.

Für die Atropin-Therapie kommen laut DOG Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren in Frage, bei denen die Kurzsichtigkeit pro Jahr um mindestens eine halbe Dioptrie zunimmt. »Die Eltern geben abends vor dem Zubettgehen jeweils einen Tropfen in jedes Auge«, erklärt Lagrèze. Unwillkürliches Blinzeln sorgt für eine gute Verteilung des Wirkstoffs. »Nach zwei Jahren Therapiedauer entscheidet der Augenarzt, ob die Behandlung fortgesetzt werden sollte«, erläutert der Ophthalmologe. 

Zudem müsse der Augenarzt die Eltern darauf hinweisen, dass es sich bei dieser Behandlung um einen Off-Label-Use handelt – um einen Gebrauch, für den es bei Kurzsichtigkeit (Myopie) noch keine offizielle Zulassung gibt. Aktuell werde in Deutschland eine Studie geplant, um zu überprüfen, ob das Atropin-Konzept auch in einer nicht-asiatischen Population eine vergleichbare Wirkung entfaltet. Für diese Studie habe die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Ende 2018 Fördergelder zur Verfügung gestellt.

Das ist bei der Rezeptur zu beachten

Wichtig sei eine Tropfen-Zubereitung ohne Konservierungsmittel, so die DOG. Es stehen keine entsprechenden Fertigarzneimittel in der Konzentration 0,01 Prozent zur Verfügung, sodass eine Rezeptur verordnet werden muss. Noch gibt es keine entsprechende NRF-Vorschrift, jedoch einige Beispiel basierend auf ärztlichen Verordnungen und Vorschlägen der Ophthalmologen, darunter auch die Verdünnung eines 0,5-prozentigen Fertigarzneimittels. Hier wird mit Benzalkoniumchlorid konserviert, allerdings nur in der halben sonst üblichen Konzentration. »Nicht empfohlen wird die Herstellung der 0,01-prozentigen Atropinsulfat-Augentropfen in Anlehnung an die NRF-Vorschrift 15.2., da die enthaltene Borsäure wesentlich für den relativ niedrigen pH-Wert verantwortlich ist und sie eine nennenswerte Pufferwirkung hat«, heißt es im NRF. Beides verschlechtere die Verträglichkeit. Das DAC/NRF arbeitet derzeit an einer Vorschrift auf Basis der Rezeptursubstanz.

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