ASS verändert Darmmikrobiota zum Positiven |
Christina Hohmann-Jeddi |
22.09.2020 17:00 Uhr |
ASS modifiziert die Zusammensetzung der Darmmikrobiotika derart, dass die Entwicklung von Kolonkarzinomen reduziert ist / Foto: Adobe Stock/nobeastsofierce
Eine regelmäßige Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS) bei Patienten mit kolorektalen Karzinomen (CRC) ist mit einer verbesserten Lebenserwartung assoziiert. Und auch in der Prävention ist der Wirkstoff wohl effektiv. Er senkt verschiedenen Fallkontrollstudien zufolge das Risiko für ein solches Karzinom um etwa 22 bis 25 Prozent. Wie genau der Effekt zustande kommt, ist noch unklar. Forscher um Anna Prizment von der University of Minnesota in Minneapolis vermuteten, dass die Darmmikrobiota beteiligt sein könnte. Das Team untersuchte daher die Zusammensetzung der Mikroben aus Stuhlproben von 30 gesunden Probanden, die über sechs Wochen täglich 325 mg ASS erhielten, mit denen von 20 Kontrollpersonen.
Über die Studiendauer von zwölf Wochen traten Unterschiede in der Darmmikrobiota-Zusammensetzung auf, berichten die Forscher im Fachjournal »Alimentary Pharmacology & Therapeutics« (DOI: 10.1111/apt.16013). Im Verumarm nahmen Akkermansia, Prevotella und Ruminococcaceae zu, Parabacteroides, Bacteroides und Dorea dagegen ab. Dies stimme mit den bisherigen Kenntnissen zur Rolle der Bakterien in der CRC-Pathogenese überein, so die Autoren. Damit könnte ASS über die Veränderung der Darmmikrobiota in eine günstige Richtung die CRC-Entwicklung reduzieren. Die Ergebnisse müssten aber noch in größeren Studien repliziert werden.
Professor Dr. Richard Boland von der University of California in San Diego, ein Experte der CRC-Pathogenese, sieht in der Studie ein Proof-of-Concept. Die Studie zeige, dass eine Veränderung der Darmmikrobiota in eine günstige Richtung möglich sei, sagte er auf der internationalen Konferenz der Krebsprävention des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) am 17. September. In seinem Vortrag betonte er die Rolle der Darmbakterien bei der Entstehung von Darmkrebs, die seit einer Weile erforscht wird. Diese könnten über verschiedene Mechanismen zur Karzinogenese beitragen. So können sie Erbgutschäden verursachen, Zell-Signalwege stören oder Entzündungsreaktionen auslösen.