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ARZNEISTOFFE

Mavacamten|Camzyos®|55|2023

 
STOFFGRUPPE
55 Koronarmittel (Antianginosa)
WIRKSTOFF
Mavacamten
FERTIGARZNEIMITTEL
Camzyos®
HERSTELLER

Bristol-Myers Squibb

MARKTEINFÜHRUNG (D)
08/2023
DARREICHUNGSFORM

2,5 mg Hartkapseln

5 mg Hartkapseln

10 mg Hartkapseln

15 mg Hartkapseln

ATC-CODE
C01EB24
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Camzyos ist zugelassen zur Behandlung der symptomatischen (NYHA Klasse II – III) hypertrophen obstruktiven Kardiomyopathie (HOCM).

Wirkmechanismus

Mit Mavacamten ist erstmals ein Wirkstoff zur spezifischen Behandlung der seltenen hypertrophen obstruktiven Kardiomyopathie (HOCM) verfügbar. Der Myosin-Inhibitor verhindert die Bildung von Myosin-Aktin-Kreuzbrücken und normalisiert dadurch die Kontraktilität und den Energiehaushalt des Herzmuskels.

 

Im Gegensatz zu bisherigen Therapien, die überwiegend symptomatisch wirken, greift Mavacamten direkt in die Pathophysiologie der HOCM ein. Der Wirkstoff bindet selektiv an Myosin, wodurch weniger Myosinköpfe in einen energiebereitstellenden Zustand versetzt werden. Dadurch verschiebt Mavacamten die gesamte
 Myosin-Population in Richtung eines entspannten Zustands. Es reduziert so die dynamische LVOT-Obstruktion und verbessert den kardialen Füllungsdruck.

Anwendungsweise und -hinweise

Vor Behandlungsbeginn muss die linksventrikuläre Ejektionsfraktion (LVEF) bestimmt und anschließend engmaschig überwacht werden. Außerdem sind die Patienten auf das Enzym CYP2C19 zu genotypisieren, um die Mavacamten-Dosis zu bestimmen. Bei gebärfähigen Frauen muss vor Behandlungsbeginn ein negativer Schwangerschaftstest vorliegen.

 

Bei langsamen Metabolisierern betragen die empfohlene Anfangsdosis einmal täglich 2,5 mg und die Höchstdosis einmal täglich 5 mg. Bei den anderen CYP2C19-Metabolisierer-Phänotypen liegen die empfohlene Anfangsdosis bei einmal täglich 5 mg und die Höchstdosis bei einmal täglich 15 mg.

 

Für Patienten mit leichter und mäßiger Leberfunktionsstörung beträgt die empfohlene Initialdosis 2,5 mg Mavacamten.

 

Vier bis acht Wochen nach Einleitung der Behandlung sollten die Patienten auf ein frühes klinisches Ansprechen untersucht werden. Sobald die individuelle Erhaltungsdosis erreicht ist, folgen alle zwölf Wochen weitere Untersuchungen. Für das weitere Vorgehen findet sich in der Fachinformation abhängig von der LVEF ein detaillierter Titrationsplan. Bei Patienten, die nach vier bis sechs Monaten mit der maximal verträglichen Dosis kein Ansprechen zeigen, sollte ein Behandlungsabbruch erwogen werden.

Wichtige Wechselwirkungen

Mavacamten wird überwiegend durch CYP2C19 und in geringerem Maße durch CYP3A4 metabolisiert, bei langsamen CYP2C19-Metabolisierern allerdings überwiegend durch CYP3A4. Die Fachinformation listet in einer Tabelle ausführlich auf, wie je nach CYP2C19-Metabolisierer-Phänotyp bei gleichzeitiger Behandlung mit Inhibitoren beziehungsweise Induktoren von CYP2C19 oder CYP3A4 vorzugehen ist.

 

Die Sicherheit einer gleichzeitigen Anwendung von Mavacamten mit Disopyramid oder die Anwendung von Mavacamten bei Patienten, die Betablocker in Kombination mit Verapamil oder Diltiazem einnehmen, ist nicht erwiesen. Bei gleichzeitiger Gabe sollten die Patienten daher engmaschig überwacht werden.

Nebenwirkungen

Die in Studien zu Mavacamten am häufigsten berichteten Nebenwirkungen sind Schwindel, Dyspnoe, systolische Dysfunktion und Synkopen.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Kontraindiziert ist die gleichzeitige Behandlung mit starken CYP3A4-Inhibitoren bei Patienten mit CYP2C19-Metabolisierer-Phänotyp »langsam« sowie bei Patienten mit nicht bestimmtem CYP2C19-Phänotyp. Nicht gleichzeitig angewendet werden darf Mavacamten zudem mit der Kombination aus einem starken CYP2C19-Inhibitor und einem starken CYP3A4-Inhibitor.

 

Kontraindiziert ist Mavacamten außerdem bei Schwangeren und gebärfähigen Frauen, die keine zuverlässige Empfängnisverhütung anwenden. Vor Behandlungsbeginn muss ein negativer Schwangerschaftstest vorliegen und die Frauen müssen während und für sechs Monate nach dem Ende der Behandlung zuverlässig verhüten.

 

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Die Zulassung von Camzyos basiert auf den Phase-III-Studien EXPLORER-HCM und VALOR-HCM. An EXPLORER-HCM nahmen 251 HOCM-Patienten teil. Die Mehrheit von ihnen (92 Prozent) erhielt eine Hintergrundtherapie mit Betablockern oder Calciumantagonisten. Sie erhielten randomisiert Mavacamten in individualisierter Dosierung oder Placebo. Der primäre Endpunkt setzte sich zusammen aus dem Anteil an Patienten, die bis Woche 30 entweder eine Zunahme der maximalen Sauerstoffaufnahme (pVO2) um ≥ 1,5 ml/kg/min mit Verbesserung der NYHA-Klasse um ≥ 1 oder einen Anstieg des pVO2 um ≥ 3,0 ml/kg/min ohne Verschlechterung der NYHA-Klasse erreicht hatten. Unter Mavacamten erreichten mit 37 Prozent signifikant mehr Patienten den primären Endpunkt als unter Placebo mit 17 Prozent.

An der Studie VALOR-HCM nahmen 112 HOCM-Patienten teil, die für eine Septumreduktionstherapie (SRT) in Betracht gezogen wurden. Die Studie sollte klären, ob den Patienten mit Mavacamten dieses invasive Verfahren erspart werden kann. Die Patienten wurden im Verhältnis 1:1 randomisiert und erhielten zusätzlich zu Betablockern, Calciumantagonisten und Disopyramid als Monotherapie oder in Kombination Mavacamten oder Placebo. Der primäre Endpunkt setzte sich zusammen aus der Anzahl von Patienten, die sich vor oder in Woche 16 für eine geplante SRT entschieden, sowie der Anzahl an Patienten, die in Woche 16 in der Mavacamten-Gruppe im Vergleich zur Placebogruppe weiterhin für eine SRT infrage kamen. Nach 16 Wochen waren 82 Prozent der mit Mavacamten behandelten Patienten nicht länger für die chirurgische Intervention geeignet oder hatten sich dagegen entschieden. Nur zehn der mit Mavacamten behandelten Patienten (17,9 Prozent) im Vergleich zu 43 Patienten in der Placebogruppe (76,8 Prozent) erreichten den primären Endpunkt.

Hintergrundinfos

Bei der symptomatischen hypertrophen obstruktiven Kardiomyopathie (HOCM) handelt es sich um eine genetisch bedingte Erkrankung des Herzmuskels. Sie ist definiert durch eine dynamische Obstruktion des linksventrikulären Ausflusstrakts (LVOT). Betroffene erleiden Symptome wie Kurzatmigkeit, Schwindel und Müdigkeit. Es kann zu lebensbedrohlichen Komplikationen wie Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen, Schlaganfall und in seltenen Fällen zum plötzlichen Herztod kommen.

 

Ursache sind Mutationen in Genen, die für Sarkomere kodieren. Die resultierenden Veränderungen in diesen kontraktilen Proteinen führen zu vermehrt aktiven Myosinköpfen, die einen Überschuss an Aktin-Myosin-Querbrücken verursachen. In der Folge kommt es zur Überkontraktion des Herzmuskels mit anschließender Verdickung der Ventrikelwände, einer verminderten Relaxation und erhöhten Steifigkeit des kardialen Gewebes sowie zu einem erhöhten Energiebedarf.

Besonderheiten

Bei der Lagerung von Camzyos sind keine besonderen Bedingungen einzuhalten.

Camzyos ist verschreibungspflichtig.

Formeln

Mavacamten

Mavacamten

Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).

mavacamten.wrl

Weitere Hinweise

Für Schwangere und gebärfähige Frauen, die keine zuverlässige Empfängnisverhütung anwenden, ist Mavacamten kontraindiziert. Vor Behandlungsbeginn muss ein negativer Schwangerschaftstest vorliegen und die Frauen müssen während und für sechs Monate nach dem Ende der Behandlung zuverlässig verhüten. Mütter dürfen während der Behandlung mit Mavacamten nicht stillen.

Packshot

Vorläufige Bewertung

Sprunginnovation

Letzte Aktualisierung: 24.01.2025

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