Ranolazin|Ranexa®|55|2009 |
Berlin-Chemie Menarini
375 mg Retardtabletten
500 mg Retardtabletten
750 mg Retardtabletten
Ranexa ist zugelassen als Zusatzmedikation zu einer bestehenden Therapie bei Erwachsenen zur symptomatischen Behandlung der stabilen Angina pectoris, wenn die Erkrankung durch andere Medikamente wie Betablocker und/oder Calciumantagonisten nicht ausreichend kontrolliert werden kann oder wenn Patienten diese Medikation nicht vertragen.
Der genaue Wirkungsmechanismus von Ranolazin ist noch nicht bekannt. Möglicherweise entsteht die antianginöse Wirkung durch die Hemmung des späten Natrium-Einstroms in Herzmuskelzellen. Dadurch werden die intrazelluläre Akkumulation des Ions und in der Folge die Calcium-Überladung der Zelle verringert. Durch die Drosselung des Calciumflusses in die Zellen könnte Ranolazin die myokardiale Relaxation (Entspannung) fördern und dadurch den Blutfluss zum Herzmuskel verbessern. Dies könnte die Symptome der Angina pectoris wie Druckgefühl bis hin zu Schmerz und starkem Vernichtungsgefühl in der Brust lindern.
Die Startdosis beträgt zweimal täglich 375 mg Ranolazin. Nach zwei bis vier Wochen wird die Dosis auf zweimal 500 mg gesteigert. Je nach Ansprechen des Patienten kann auf zweimal täglich 750 mg erhöht werden. Bei Patienten mit leichter bis mäßiger Niereninsuffizienz, leichter Leberinsuffizienz, Herzinsuffizienz sowie älteren Menschen muss das Auftitrieren sehr vorsichtig erfolgen.
Ranolazin hat ein erhebliches Wechselwirkungspotenzial. Dies liegt überwiegend an seiner Pharmakokinetik. Ranolazin wird umfassend durch CYP-Enzyme, vor allem CYP-3A4 und CYP-2D6, metabolisiert und ist ein Substrat für den Transporter p-Glykoprotein (p-gp). Zudem hemmt der Arzneistoff selbst das Enyzm CYP-3A4 sowie p-gp. Daraus können zahlreiche Wechselwirkungen mit anderen Arzneistoffen entstehen, die ebenfalls diese Systeme beeinflussen. CYP-3A4- und p-gp-Inhibitoren erhöhen die Plasmakonzentration des Angina-pectoris-Mittels und damit das Risiko für Nebenwirkungen. Daher ist die Kombination mit starken CYP-3A4-Hemmern wie systemischen Azol-Antimykotika, HIV-Protease-Hemmern, Clarithromycin, Nefazodon oder Grapefruitsaft kontraindiziert. Nimmt der Patient p-gp-Inhibitoren wie Ciclosporin oder Verapamil ein, muss die Dosis von Ranolazin sehr vorsichtig auftitriert werden.
Häufigste Nebenwirkungen in den Studien zu Ranolazin waren Schwindel, Kopfschmerzen, Obstipation, Erbrechen und Übelkeit sowie Asthenie. Dabei waren ältere Menschen sowie nierenkranke Patienten häufiger betroffen.
Kontraindiziert ist Ranolazin bei schwerer Nierenfunktionsstörung sowie mittelschweren bis schweren Leberproblemen.
CYP-3A4-Induktoren wie Rifampicin, Phenytoin, Carbamazepin oder Johanniskraut vermindern die Plasmakonzentration des Herzmedikaments und können seine Wirksamkeit aufheben. Daher sollte Ranolazin hier nicht eingesetzt werden.
Zu den möglichen pharmakodynamischen Interaktionen zählt eine Verlängerung des QT-Intervalls im EKG. Ranolazin in Tagesdosen von 1000 bis 2000 mg verlängerte die QT-Zeit des Herzens um 2 bis 7 ms. Die gleichzeitige Einnahme von Antiarrhythmika der Klassen Ia (Chinidin) und III (Sotalol), die ihrerseits das QT-Intervall verlängern und damit Arrhythmien auslösen können, ist daher kontraindiziert. Dies gilt nicht für Amiodaron.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Ranolazin wurde in großen Studien getestet. In der CARISA-Studie (Combination Assessment of Ranolazine in Stable Angina) wurde das Medikament zusätzlich zur Basistherapie mit 50 mg Atenolol, 5 mg Amlodipin oder 180 mg Diltiazem, jeweils einmal täglich, gegeben. 823 Patienten erhielten über zwölf Wochen zweimal täglich 750 oder 1000 mg Ranolazin oder Placebo. Das Verum reduzierte signifikant die Zahl der Angina-pectoris-Attacken pro Woche sowie den Verbrauch an schnell wirksamem Nitroglycerin. In der ERICA (Efficacy of Ranolazine in Chronic Angina)-Studie erhielten 560 Patienten sechs Wochen lang zusätzlich zur Basistherapie mit 10 mg Amlodipin entweder Ranolazin oder Placebo. Auch hier sanken die Attackenhäufigkeit und der Verbrauch an Nitroglycerin.
Enttäuschend verlief die Studie MERLIN-TIMI-36, an der mehr als 6500 Patienten mit akutem Koronarsyndrom (plötzliche Minderdurchblutung des Herzmuskels) und instabiler Angina oder Nicht-ST-Hebungsinfarkt teilnahmen. Die Patienten bekamen Ranolazin oder Placebo zusätzlich zu einer umfangreichen Standardtherapie, die Betablocker, Calciumkanalblocker, Nitrate, Thrombozyten-aggregationshemmer, Lipidsenker und ACE-Hemmer umfasste. Ranolazin konnte weder die allgemeine Sterblichkeit noch das Risiko des plötzlichen Herztods oder die Arrhythmiehäufigkeit reduzieren.
Bei der Lagerung von Ranexa sind keine besondern Bedingungen einzuhalten.
Ranexa ist verschreibungspflichtig.
Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der europäischen Arzneimittelagentur EMEA kamin seiner Bewertung zu dem Schluss, dass Ranolazin die pectanginösen Beschwerden nur mäßig bessert, es aber dennoch nützlich sein kann für Patienten mit unvollständig kontrollierter Erkrankung. Zur Erhöhung der Arzneimittelsicherheit muss jeder Patient zusammen mit dem Medikament sowohl eine Gebrauchsinformation als auch eine spezielle Informationskarte bekommen.
Ranolazin
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR):
www.ema.europa.eu/docs/de_DE/document_library/EPAR_-_Summary_for_the_public/human/000805/WC500045940.pdf
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels:
www.ema.europa.eu/docs/de_DE/document_library/EPAR_-_Product_Information/human/000805/WC500045937.pdf
Während der Schwangerschaft und der Stillzeit darf Ranexa nicht angewendet werden.
Letzte Aktualisierung: 06.10.2015