Arzneimittelversorgung im Fokus |
Lukas Brockfeld |
21.02.2024 18:14 Uhr |
Bei der Finanzierung der Offizinen sah Overwiening ebenfalls große Probleme: »Die Apotheken werden heilberuflich und unabhängig geführt. Dafür brauchen sie eine angemessene Honorierung. Wir sind seit vielen Jahren abgeschnitten von der wirtschaftlichen Entwicklung.« Das Skonto-Urteil des Bundesgerichtshofs habe das Problem noch verschärft. Außerdem bräuchten die Pharmazeutinnen und Pharmazeuten die Möglichkeit, ihre Expertise auszuleben. Dazu sei ein Abbau der »überbordenden« Bürokratie nötig.
Eine Erhöhung des Honorars ist laut Overwiening auch nötig, um pharmazeutische Dienstleistungen (pDL) flächendeckend anbieten zu können: »Die Dienstleistungen kommen zu einer Zeit, in der wir viele Krisen wie Lieferengpässe, Fachkräftemangel und die Nachwirkungen der Pandemie zu bewältigen haben. Daher ist der Druck in den Apotheken groß.« Um Patientinnen und Patienten auf die pDL aufmerksam zu machen, würde man beispielsweise Werbung im Fernsehen schalten. »Von Seiten der Politik können wir ein breiteres Spektrum an pDL gebrauchen, aktuell ist das ein viel zu eng geschnürtes Korsett. Außerdem braucht es entsprechende Freiräume in der Bürokratie«, erklärte die ABDA-Präsidentin.
Der CDU Vorschlag beinhaltet eine Erhöhung des Apotheken-Fixums von 8,35 Euro um einen »angemessenen Betrag«. Antje Haas vom GKV-Spitzenverband erklärte, was eine Erhöhung auf zwölf Euro für die Beitragszahler bedeuten würde. »Wenn wir davon ausgehen, dass die Differenz von acht auf zwölf Euro auf 620 Millionen Packungen pro Jahr trifft, dann bedeutet das konservativ geschätzt eine Mehrbelastung von 2,7 Milliarden Euro.« Das seien 0,17 Beitragssatzpunkte, vorausgesetzt es fände keine zusätzliche Finanzierung durch Steuergeld statt.
In den vergangenen Tagen äußerten sich mehrere wichtige Verbände zur Sicherstellung der Arzneimittelversorgung. Die ABDA sprach sich in einer Mitteilung für eine Erhöhung des Apothekenhonorars aus, zum Beispiel, indem der befristet von 1,77 auf 2 Euro erhöhte Kassenabschlag sofort wieder gesenkt werde. Außerdem bräuchten die Apothekerinnen und Apotheker mehr Handlungsfreiheit »um sachgerecht Entscheidungen im Einzelfall bei gleichzeitiger Vermeidung überbordender Bürokratie zu treffen«.
Der GKV-Spitzenverband lehnte mehr Geld für die Apotheken ab und sprach sich stattdessen für eine »Verbesserung der Informationslage über die Verfügbarkeit von Arzneimitteln« aus. Die Krankenkassen wünschen sich ein permanentes und anlassloses Monitoring aller Arzneimittel, zum Beispiel in dem alle an der Versorgung beteiligten Akteure verpflichtende Meldungen von Nicht-Verfügbarkeiten machen müssen.
Auch der Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels Phagro wünscht sich ein besseres Monitoring der Arzneimittellieferkette und ein effizientes Frühwarnsystem bei Arzneimittelengpässen. Außerdem kritisiert der Verband die Bürokratie, mit der die Händler bei der Bewältigung von Verorgungsproblemen zu kämpfen hätten.
Der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) wünscht sich bessere Rahmenbedingungen für die Hersteller. Gesetze wie das ALBVVG und das Medizinforschungsgesetz (MFG) gingen in die richtige Richtung, seien aber noch unzureichend.