Apotheker wünschen sich mehr Handlungsspielraum |
Melanie Höhn |
11.07.2024 13:34 Uhr |
Knapp 60 Prozent der befragten Apothekerinnen und Apotheker sind der Ansicht, dass sie bei bestimmten fest definierten Krankheiten Diagnosen auch ohne Arztbesuch stellen und verschreibungspflichtige Medikamente herausgeben dürfen sollten. / Foto: IMAGO/Westend61
Angesichts der anhaltenden Diskussionen über überlastete Praxen und der vor Kurzem erweiterten Handlungskompetenzen von Apotheken in England hat sich die Stiftung Gesundheit in einer Ad-hoc-Erhebung mit der Frage beschäftigt, ob Offizinen auch hierzulande dazu beitragen könnten, Arztpraxen zu entlasten.
Die Mehrheit der befragten Apothekerinnen und Apotheker hält eine Erweiterung des Handlungsspielraums für sinnvoll. Grundsätzlich sind fast 60 Prozent der Ansicht, dass sie bei bestimmten fest definierten Krankheiten Diagnosen auch ohne Arztbesuch stellen und verschreibungspflichtige Medikamente herausgeben dürfen sollten. In England ist dies seit Ende Januar bei Nasennebenhöhlenentzündungen, Hals- und Ohrenschmerzen, infizierten Insektenstiche, Hautausschlag, Gürtelrose und unkomplizierten Harnwegsinfekten bei Frauen unter 65 Jahren möglich.
Die 60 Prozent der Befürworter splitten sich noch einmal auf: 37,5 Prozent der Apotheker sprechen sich für eine solche Regelung auch hierzulande aus und könnten sie umsetzen. Weitere 21,2 Prozent sind ebenfalls dafür, geben aber an, dass ihnen die erforderlichen Kapazitäten fehlen. 39,9 Prozent sind der Ansicht, diese Aufgaben sollten weiterhin in der Hand der Ärzteschaft bleiben.
Bei der Frage, welche Leistungen Apotheken anbieten und auch honoriert bekommen sollten, liegen klassische Apotheker-Kompetenzen ganz vorn: An erster Stelle nannten die Befragten erweiterte Medikationsmanagement-Programme, mit denen sich Medikationsfehler vermeiden und Therapieergebnisse verbessern lassen (83,4 Prozent). 71,6 Prozent halten es außerdem für sinnvoll, dass Apothekerinnen und Apotheker regelmäßig benötigte Arzneimittel, wie beispielsweise die Anti-Baby-Pille, ohne wiederkehrendes Rezept aushändigen dürfen.
Zwei Drittel der Befragten würden zudem im Bereich Prävention gerne mehr Aufgaben übernehmen und vergütet bekommen, um gesunde Lebensgewohnheiten zu fördern. Jeder Zweite sieht regelmäßige Patientenschulungen und Gesundheits-Workshops zu Gesundheitsthemen als eine sinnvolle Aufgabe für Apothekerinnen und Apotheker an.