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Aktiv im Ruhestand

Apotheker teilt sein Wissen im Ausland

Für den Apotheker Thomas Brecht aus Schwäbisch Hall stand schon lange fest, dass er im Ruhestand ehrenamtlich tätig sein wollte. Doch als er 2012 seine Offizin in Pforzheim aufgab, ahnte er noch nicht, dass ihn sein Engagement einmal rund um den Globus führen sollte. Mit der PZ sprach er über seinen Einsatz in Nepal und Bolivien.
Jennifer Evans
02.08.2021  07:00 Uhr

PZ: Wie kamen Sie auf die Idee, Ihr Fachwissen als »Senior Experte« weiterzugeben?

Brecht: Nachdem ich auf einer Urlaubsreise eine deutsche Stoffdesignerin traf, die genau aus demselben Grund für ein Projekt nach Mexiko gegangen war. Zurück in Deutschland habe ich mich gleich darum gekümmert. Und kurz darauf wurde ich schon für ein Projekt in Nepal angefragt. Nach einem kurzen Schriftwechsel mit der Firma und einem Vorbereitungsseminar beim Senior Experten Service in Bonn ging es im November 2018 los.

PZ: Was waren Ihre Aufgaben bei dem Projekt?

Brecht: Die Firma Himalayan Bio Trade in Kathmandu suchte einen Fachmann, der beim Ausbau der Seifenproduktion und beim Aufbau einer Kosmetiklinie helfen kann. Die Firma gehört einer Gruppe kommunaler Kleinstunternehmer an und vertreibt deren Erzeugnisse weltweit. Zum Portfolio gehören unter anderem ätherische und fette Öle, aber auch Kräuter aus Wildsammlungen und nachhaltigem Anbau sowie kosmetische Produkte.

PZ: Welche Expertise konnten Sie dort einbringen?

Brecht: Die Bedingungen in den Abfüll- und Produktionsräumen entsprachen weder den GMP-Anforderungen noch den Ansprüchen der Firma an sich selbst. Als ich etwa vorschlug, die Oberflächen im Labor mit Edelstahlplatten zu belegen, wurde dies bereits nach zwei Tagen umgesetzt. Und auch die Renovierung des Abfüllraums für ätherische Öle und dessen kompletter Umbau nach GMP-Standards erfolgte noch während meines Aufenthalts.

PZ: Wie haben Sie die kosmetischen Produkte verbessert?

Brecht: Wir versuchten, sie palmölfrei zu formulieren und nur Rohstoffe zu verwenden, für die entsprechende Daten vorlagen. Ein Problem ist aber, dass Nepal die meisten Rohstoffe unter komplizierten Zollbestimmungen in langwierigen Prozeduren aus Indien importieren muss. Aber nach langem Warten und fieberhafter Laborarbeit bis zur letzten Minute meines Aufenthalts konnten wir doch noch viele Formulierungen fertigstellen.

PZ: Ihr nächster Einsatz führte Sie im Jahr 2020 in den bolivianischen Regenwald …

Brecht: Richtig. Und zwar ging es in die Firma Cosmeoceutica Activa. Dort waren gemäß den Vorgaben des bolivianischen Staates bereits drei Pharmazeutinnen für Qualitätssicherung, Produktion und Registrierung angestellt. Sie hatten das ehrgeizige Ziel, die europäischen Anforderungen an Herstellung und Qualitätsmanagement zu erfüllen und damit auch die Wettbewerbsfähigkeit der Firma auf dem Binnenmarkt zu stärken. Allerdings ist auch in Bolivien die Rohstoffqualität und -beschaffung ein Problem. So lag unser Hauptaugenmerk erst einmal darauf, den aktuellen Anforderungen des heimischen Markts gerecht zu werden. Als wichtiges Standbein erwies sich ein bereits in der Produktpalette enthaltenes Handdesinfektionsgel. Das herausragende Projekt von Activa ist jedoch die Zusammenarbeit mit indigenen Frauen. Sie sammeln im bolivianischen Regenwald Früchte der Cusi-Palme, pressen daraus fettes Öl und kommen anschließend in die Firma, um dort unter Anleitung selber Cusi-Seifen und Haarpflegemittel herzustellen. Dabei verdienen sie sowohl am Rohstoff als auch am Gewinn aus dem Endprodukt. Oft bestreiten sie mit ihrer Arbeit einen erheblichen Teil des Familieneinkommens. Und ganz nebenbei tragen sie dazu bei, sowohl die Bäume als auch den Wald zu schützen.

PZ: Hatten Sie im Vorfeld Zweifel, ob Sie den Anforderungen gewachsen sein würden?

Brecht: Ja, die Sorgen waren aber unbegründet. Die Einsätze haben mir ausgesprochen viel Freude bereitet, wobei die Anforderungen an meine fachlichen Kenntnisse sehr unterschiedlich waren. In Nepal musste ich zum Beispiel viel Basisarbeit bezüglich Hygiene und Laborausstattung leisten, weil wenig Grundwissen vorhanden war. In Bolivien dagegen ging es mehr darum, die Mitarbeiter zu schulen, damit sie ihrem selbst gesteckten Ziel von einer Produktion und Dokumentation wie in Europa näherkamen. Durch meine Erfahrungen in der kosmetischen Industrie habe ich sicherlich ein etwas anderes Wissen als ein Offizin-Apotheker, aber ich weiß, dass auch diese Expertise im Ausland sehr gefragt ist.

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