Apotheker sehen rot – Patienten verstehen es |
Daniela Hüttemann |
25.04.2024 12:10 Uhr |
Ähnlich sieht es Birte Neumann, Inhaberin der Uhlen-Apotheke in Oldenburg. »Man hat schon bei den Protesttagen gemerkt, dass die Bevölkerung hinter uns steht. Das hat sich noch verstärkt, auch der Frust, dass die Probleme im Gesundheitssystem politisch nicht angegangen werden, sei es bei den Apotheken, bei den Praxen oder Krankenhäusern. Die Politiker scheinen noch nicht zu verstehen, wie stark das auch das Wahlverhalten beeinflussen könnte. Die Realität vieler Menschen kommt bei ihnen einfach nicht an.«
In der Uhlen-Apotheke tragen sie diese Woche auffällige rote Brillen, sprechen die Patienten aktiv an und bitten vor allem auch darum, an der Apoliebe-Umfrage teilzunehmen. »Während ich versuche, eine Alternative für ein nicht lieferbares Medikament zu finden, bitte ich den Patienten, schnell die Umfrage auszufüllen.« Neumann hofft, dass die Umfrage weitere Daten liefern, die die berufspolitische Argumentation unterstützen. »Die Patienten wollen und brauchen uns doch weiterhin als Problemlöser vor Ort.«
Sie selbst hatte schon den FDP-Bundestagsabgeordneten Christian Dürr aus dem benachbarten Wahlkreis zu Besuch. Als Vater zweier kleiner Kinder kenne er die Antibiotika- und Fiebersaftproblematik. »Aber wie sehr wir uns ein Bein ausreißen, um die Patienten zu versorgen, und trotz Personal- und Zeitmangel, Kosten und Retaxgefahr die Medikamente selbst herstellen, wird immer noch zu wenig gesehen«, meint Neumann. »Wir haben eine sehr hohe Verantwortung und wollen das nicht auf dem Rücken unserer Patienten austragen, brauchen jetzt aber ihre Unterstützung.«
Die Apothekerkammer Niedersachsen hat für diese Woche auch Journalisten in die Apotheken eingeladen. Eine NDR-Reporterin war bei Neumann in Oldenburg für einen Radiobeitrag. Cathrin Burs, Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, betont in einer Pressemitteilung zur Aktionswoche: »Die Bundesregierung muss unverzüglich handeln, um die bestehenden Versorgungsstrukturen zu erhalten und zu stärken. Keinesfalls dürfen die Apotheken als tragende Säule des Gesundheitssystems auf Kosten der Menschen in Deutschland kaputtgespart werden.«