Apotheker im digitalen Medikationsprozess |
Carolin Lang |
17.05.2024 11:00 Uhr |
Voraussetzung für einen geschlossenen Medikationsprozess ist die digitale Abbildung in einem einheitlichen System. / Foto: Adobe Stock/Rethea B/peopleimages.com
Das Ziel des ADKA – Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker ist die wirksame, sichere und kostengünstige Arzneimitteltherapie aller Patienten im Krankenhaus. »Das wird am besten sichergestellt durch einen geschlossenen Medikationsprozess«, leitete Marie Kolnisko vom Klinikum Oldenburg ins Thema ein. Die Basis dafür bilden die durchgängige Digitalisierung des Verordnungsprozesses ebenso wie der flächendeckende Einsatz von Stationsapothekern.
2022 waren es bereits etwa 25 Prozent der deutschen Kliniken, die den digitalisierten Medikationsprozess fast vollständig umgesetzt haben, berichtete sie und verwies auf eine repräsentative Umfrage aus dem Jahr 2022 als Maßnahme des fünften Aktionsplans AMTS. »Ich finde, darauf lässt sich durchaus aufbauen.« Apotheker seien dabei zwar Bestandteil des digitalen Medikationsprozesses, doch bei der Involvierung in die Teilprozesse des Closed-Loop-Medication-Managements sowie bei der Prozessgestaltung an sich sei noch »Luft nach oben.«
Nina Michalowski, Stationsapothekerin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf / Foto: Avoxa/Matthias Merz
Welche Möglichkeiten und Hürden dieser geschlossene Medikationsprozess mit sich bringt und wie sich Apotheker einbringen können, legte Nina Michalowski vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf dar.
So sei die elektronische Verordnung, die am Anfang dieses Prozesses steht, noch kein Garant für Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS), stellte sie klar. Eine pharmazeutische Medikationsanamnese könne die Fehlerquote hier erheblich reduzieren. Die strukturierte Datenerhebung und Übertragung in die elektronische Patientenakte könne gewährleisten, dass die erfasste Medikation vollständig und korrekt ist. »Dadurch können wir die Patientensicherheit erhöhen.«
Trotz elektronischer Verordnung seien pharmazeutische Interventionen insbesondere im Bereich Indikation und Dosierung häufig nötig, schilderte sie mit Verweis auf eine Publikation aus dem Jahr 2022 (DOI: 10.3389/fphar.2022.1030406). Dabei würden Medikationsfehler frühzeitig abgefangen, bevor sie Patienten erreichen.
Marie Kolnisko, Stationsapothekerin am Klinikum Oldenburg / Foto: Avoxa/Matthias Merz
Im klinischen Alltag stelle bei der Validierung der Verordnung auf Station die uneinheitlichen Angaben bei verschiedenen Quellen eine große Herausforderung dar, etwa im Hinblick auf Sondengängigkeit oder Arzneimittelwechselwirkungen. Ein möglicher Ausweg aus diesem »Interaktions-Dschungel« sei, Interventionen und Maßnahmen für alle Beteiligten standardisiert darzustellen.
Bei der anschließenden Unit-Dose-Produktion stelle sich dann die Frage der Verfügbarkeit. »Aktuell beschäftigen uns die Lieferengpässe Tag für Tag«, machte die Apothekerin deutlich. Damit unterschiedliche Abteilungen – vom Einkauf über die Arzneimittelausgabe bis hin zum Stationsapotheker – Lieferengpässe nicht alle einzeln bearbeiten, sei eine gemeinsame Datenbank sinnvoll.
»Das Erfolgskonzept vom Stationsapotheker oder der Stationsapothekerin im Closed-Loop-Medication-Management ist eine Chance für alle«, resümierte Michalowski.
Ihre Kernkompetenzen – also die AMTS-Prüfung und die interdisziplinäre Zusammenarbeit auf Station – seien im digitalen Setting besonders wichtig, so Kolnisko.