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Pharmazeutenfiguren
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Apotheker für jede Lebenslage

Nicht nur Spielzeughersteller haben in der Vergangenheit Apothekerfiguren auf den Markt gebracht. Auch das Kunsthandwerk ehrt den Beruf mit vielfältigen Darstellungen. Jens A. Münch, Präsident der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt, hat ein paar besonders schöne Exemplare in seiner Sammlung.
AutorKontaktJennifer Evans
Datum 03.09.2021  18:00 Uhr

Zugegeben: Apotheker sind vielen Menschen als Heilberufler nicht so präsent wie Ärzte oder Krankenschwestern – zumindest bis zum Beginn der Covid-19-Pandemie war das so. Seitdem zählen sie zu den Alltagshelden. Die Firma Playmobil hat den Pharmazeuten bereits im vergangenen Jahr eine neue Figur gewidmet, natürlich mit Desinfektionstuch, Salbentube, Buch und Mörser. In einer anderen Darstellung wiederum zeigt sich ein Apotheker kämpferisch, wenn er das Coronavirus mit dem Fuß zertritt.

Dabei hätten die kleinen Apothekergestalten bereits vor der Pandemie originelle Begleiter in jeder Lebenslage sein können – nicht nur für Kinder. Zum Beispiel an Weihnachten, wenn sie als Räuchermännchen würzigen Tannenduft in den Wohnzimmern verteilen. Oder doch lieber das Odeur von Cannabis? Ganz gleich, fest wird nur eins stehen: Die Menge wird sicher präzise ausgewogen sein. Auch kann eine standfeste Pharmazeutin den Fuß eines Fotohalters zieren, um Bilder von Familie und Freunden ins rechte Licht zu rücken. Und in der Vitrine im Wohnzimmer glänzen Apotheker als filigrane Keramik-Sammlerfigur genauso wie als zentraler Hingucker in einer Mini-Offizin aus Holz und Porzellan. In einigen dieser Arbeiten wirken die Vertreter der Berufsgruppe allerdings so steif wie das Material, aus dem sie gemacht sind. Andere Künstler und Hersteller wiederum rücken die humorvolle Seite der Pharmazeuten in den Fokus ihrer karikaturistischen Werke. Wenn ein Apotheker zum Beispiel zufrieden lächelnd eine kleine Arbeitspause einlegt, dabei aber seine Arbeitsutensilien Mörser und Arzneiflasche nicht vergisst mitzunehmen. Andere dagegen blicken angesichts eines alltäglichen Dilemmas mürrisch auf ein Rezept, wenn die Schrift des Arztes einfach mal wieder unleserlich ist.

Handwerkliches Geschick ist gefragt, wenn eine kleine Offizin erst noch zusammengebaut oder ein­gerichtet werden muss. Und wen im Alltag hin und wieder Zweifel bei der einen oder anderen Entscheidung plagen, der kann sich einen kleinen Berufskollegen (oder -kollegin) mit Wackelkopf auf den Tisch stellen. Der beziehungsweise die nickt garantiert alles ab. Echte Sammlerfreunde können auch mit einer Apotheker­figur baden gehen und die Wanne mit einer gelben Pharmazeuten-Quietsche-Ente teilen.

Einige Kunsthandwerksstücke machen auch die humoristische Seite des Berufsstands zum Thema.  / Foto: Aus der Sammlung von Jens A. Münch: Salvador Furió, Guillermo Forchino, Diana Manning (von links)
Fast zu schade, um damit zu spielen: filigrane Mini-Offizinen mit Liebe zum Detail  / Foto: Reutter Porzellan, Seiffener Stübelmacher, Manufaktur Flade
Apotheker werden zwar als Alltagshelden gewürdigt, Frauen sind jedoch leider völlig unterrepräsentiert in der Miniaturwelt.  / Foto: Steinbach Volkskunst, Erzgebirge-Palast, Schmidt & Franke, National Bobblehead (von links)
Playmobil hat den Apothekern zur Pandemie eine neue Figur gewidmet. / Foto: Playmobil

Auffällig ist, dass weibliche Figuren eher die Ausnahme zu sein scheinen. Dabei liegt allein hierzulande der Frauenanteil unter den Apothekern laut den aktuellsten Daten der ABDA bei gut 71 Prozent. Insbesondere bei klassischen Kunsthandwerksstücken aus Italien ist diese Tendenz zu beobachten, wohingegen US-amerikanische Hersteller auch Variationen ihrer Figuren hinsichtlich Geschlecht oder Hautfarbe anbieten.

Ungeklärt bleibt, was mit den Sammlern selbst ist. Sind sie eher männlich oder weiblich? Fest steht offenbar nur eins: Viele von ihnen finden sich unter den Wissenschaftlern und Forschern. Das meint zumindest Professor Dr. Dieter Frey, Sozialpsychologe und Leiter des Center for Leadership and People Management in München. Ohne diese Eigenschaft könnten sie nämlich kaum Hypothesen oder Theorien entwerfen, um zu Generalisierungen zu kommen, argumentiert er. Und geht sogar noch einen Schritt weiter, indem er behauptet, die Menschheit hätte erst gar nicht überlebt, ohne zu sammeln. Erst dadurch hätten sie Orientierung gewonnen, aber auch Leidenschaft, Eitelkeit und Machttrieb ausgelebt. Wie zum Beispiel einst die Fürsten, die ihre Macht durch den Besitz von (Kunst-)Sammlungen zur Schau stellten. Genauso können aber auch soziale Motive eine Rolle spielen, um sich etwa einer bestimmten Gruppe zugehörig zu fühlen oder sich umgekehrt aus der Realität zu flüchten.

Für die stärksten intrinsischen Motive des Sammelns hält Frey Neugier und Wissensdurst. Die Wissenschaftler zählt er allerdings zu den systematischen Sammlern, die meist das Ziel verfolgen, Ordnung zu schaffen. In seinen Augen sollte jeder gute Forscher diesen Sammeltrieb haben. Und vielleicht mag er diesen mit Apothekerfiguren ausleben?

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