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Apothekenklima-Index

Apotheker bleiben pessimistisch – auch mit Blick auf das E-Rezept

Die deutschen Apotheker blicken weiterhin skeptisch in die Zukunft. Knapp drei Viertel rechnen mit einer negativen Entwicklung der Branche. Das geht aus dem aktuellen Apothekenklima-Index der ABDA hervor. Ein Grund für die pessimistische Haltung ist demnach auch die Einführung des E-Rezepts.
Stephanie Schersch
18.11.2020  13:50 Uhr

Optimisten haben es nicht leicht im deutschen Apothekenmarkt. Diesen Eindruck zumindest könnte man gewinnen, wenn man auf den Apothekenklima-Index 2020 schaut. Wie in den vergangenen vier Jahren hat die ABDA auch in diesem Sommer rund 500 Inhaber nach ihrer Meinung gefragt. Stattgefunden hat die Umfrage im Juli, sodass sich auch die Erfahrungen der Apotheker mit der ersten Welle der Coronavirus-Pandemie in den Ergebnissen widerspiegeln.

Im Kern blicken die Apotheker ähnlich pessimistisch nach vorn wie 2019: 74 Prozent (2019: 79,8 Prozent) rechnen mit einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage in den nächsten zwei bis drei Jahren. »Das ist keine gute Botschaft«, sagte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt am Mittwoch bei der Präsentation der Studie. Etwas besser fällt die Einschätzung mit Blick auf den eigenen Betrieb aus. Hier geht lediglich die Hälfte der Inhaber (49,6 Prozent) von einer negativen Entwicklung aus .

Nur noch 18.854 Apotheken 

Tatsächlich bestätigen aktuelle Daten den trüben Blick in die Zukunft. So sank die Zahl der Apotheken in Deutschland Ende September auf 18.854 Offizinen und erreichte damit den tiefsten Stand seit Mitte der 1980er Jahre. 279 Schließungen standen in den ersten neun Monaten 58 Neugründungen gegenüber.

Entsprechend gering ist auch die Bereitschaft zu Investitionen in den eigenen Betrieb. Nur jeder zweite Inhaber möchte in naher Zukunft Geld in die Hand nehmen. Wer doch investiert, tut dies vor allem in die EDV (32,4 Prozent). Schmidt wertet das als positiven Trend. Den Apothekern sei die Bedeutung der Digitalisierung bewusst und die Bereitschaft für Investitionen in diesem Bereich erfreulich hoch, sagte er.

Dabei bereitet der digitale Fortschritt vielen Inhabern durchaus Sorgen. Beinahe neun von zehn Apotheker (86,6 Prozent) gehen davon aus, dass die Einführung des E-Rezepts zu mehr Versandhandel mit Arzneimitteln führen wird. Darüber hinaus fürchten sie weniger Stammkundenbindung (55 Prozent) und einen härteren Wettbewerb unter den Apotheken vor Ort (52,8 Prozent). Dennoch würden die Apotheker verstärkt auch die Vorteile für die Kunden erkennen, betonte ABDA-Präsident Schmidt. So rechnet mehr als ein Drittel (36,6 Prozent) der Befragten damit, dass Patienten künftig schneller und komfortabler an ihre Arzneimittel kommen als bislang. 2019 hatte das lediglich ein gutes Viertel (26,8 Prozent) so gesehen.

Mit Blick auf das E-Rezept hatte zuletzt eine Entscheidung der Gematik für Aufsehen im Apothekenmarkt gesorgt. So hatte die Gesellschaft den Zuschlag für den Aufbau des sogenannten E-Rezept-Fachdienstes an ein Konsortium rund um das US-Unternehmen IBM vergeben, das sich die Unterstützung der Doc-Morris-Schwester E-Health-Tec gesichert hat. Schmidt sieht in der Zusammenarbeit kein grundsätzliches Problem. Man könne der Gematik nicht unterstellen, dass die Entscheidung politisch motiviert gewesen sei, sagte er. So sei der Zuschlag im Rahmen eines europaweiten Ausschreibungsverfahrens gefallen.  Dass IBM gewonnen habe, sei angesichts der Expertise zudem »nicht so überraschend«.  Schmidt zufolge handelt es sich bei der Vergabe darüber hinaus nur um einen Teil beim Aufbau der E-Rezept-Infrastruktur. Die Entscheidung werde damit »nicht die ganze Welt des E-Rezepts auf die schiefe Bahn bringen«. 

Zu wenig Nachwuchs

Wie in den vergangenen Jahren bleibt die Nachwuchsgewinnung laut Apothekenklima-Index ein großes Problem in den Betrieben. So gab es im Studienjahr 2018/2019 deutschlandweit lediglich 2281 Approbationen. »Das ist eindeutig zu wenig«, so Schmidt. Schließlich würden Apotheker nicht nur in der Offizin, sondern auch in Klinikapotheken und der Industrie gesucht. Wie schwierig die Lage am Markt ist, zeigen auch die Erwartungen der Inhaber. So rechnen 70 Prozent mit maximal einem geeigneten Bewerber, wenn sie eine Stelle als Apotheker ausschreiben. Ähnlich schwierig scheint die Suche nach einem Nachfolger zu sein. Hier geht dem Index zufolge sogar jeder Fünfte Inhaber davon aus, gar keinen echten Interessenten zu finden.

Die ABDA hat im Rahmen der Umfrage auch nach den Stressfaktoren im Alltag gefragt. Bürokratie (94,2 Prozent) und Lieferengpässe (84,8 Prozent) führen wie im Vorjahr das Ranking der größten Ärgernisse an. Über die Importquote (22,8 Prozent gegenüber 41 Prozent im Jahr 2019) und Rabattverträge (52,4 versus 59 Prozent) haben sich hingegen weniger Apotheker beklagt. Dieses Ergebnis könnte auf die im Zuge der Coronavirus-Krise eingeführten Sonderregeln zurückzuführen sein. So dürfen Apotheker derzeit flexibler reagieren, wenn beispielweise ein Rabattarzneimittel nicht lieferbar ist.

Auch bei den Motivatoren spiegeln sich die Erfahrungen der Pandemie. Nach wie vor sorgen der direkte Kontakt zu den Patienten (78,8 Prozent) sowie die Unabhängigkeit als Freiberufler (73 Prozent) für große Zufriedenheit. In diesem Jahr aber war auch der Beitrag zur Gesundheitsvorsorge für viele Inhaber (45,4 Prozent, 2019: 33,6 Prozent) ein wichtiger Faktor. »Die Kollegen haben erlebt, wie wichtig ihre Arbeit in der Pandemiesituation ist«, so Schmidt. Viele fühlten sich daher mehr wertgeschätzt.

Deutlich mehr Botendienste

Zuletzt hatte auch der Botendienst eine bedeutende Rolle im Zuge der Krise gespielt. So haben die deutschen Apotheken nach Angaben der ABDA während des Lockdown im März rund 450.000 Botendienste am Tag geleistet und damit etwa 1,5 Mal so viel wie im Januar. Im Juli habe sich die Anzahl der Dienste wieder auf Vor-Pandemie-Niveau eingependelt, sagte Schmidt. Die meisten Befragten (91,4 Prozent) werteten ihn zu diesem Zeitpunkt vor allem wieder als normalen Kundenservice. Im März hatten Apotheker laut ABDA insbesondere den Infektionsschutz und die Belieferung von Risikogruppen als wichtigste Gründe für den Botendienst genannt.

Von der Politik erwarten die Inhaber nach wie vor ganz besonders eins: Planungssicherheit. 83,6 Prozent werten das als wichtigstes Thema der Gesundheitspolitik, 2019 waren es noch satte 90 Prozent gewesen. Die ABDA führt den leichten Rückgang vor allem auf das Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz zurück, das zum Zeitpunkt der Befragung zwar noch nicht verabschiedet, aber schon absehbar war. Mehr Freiräume in der Patientenversorgung wünschen sich 45 Prozent der Inhaber und damit deutlich mehr als im Vorjahr. Hier dürften erneut die positiven Erfahrungen mit den Sonderregeln zur Versorgung in Coronazeiten eine wesentliche Rolle spielen. Die Bekämpfung der Pandemie ist für jeden vierten Inhaber (27,6 Prozent) ein wichtiges Thema.

 

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