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Apothekentrauertag

Apothekenschließungen sind »deutlicher Einschnitt«

Immer mehr Apotheken in Sachsen-Anhalt geben auf. Die Schließungen seien ein deutlicher Einschnitt für die Menschen in dem Bundesland, sagte Jens-Andreas Münch, Präsident der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt anlässlich des ersten Apothekentrauertages am 17. November. Diesen hatte die Apothekeninhaberin Anne-Kathrin Haus ins Leben gerufen, um auf die ernste Versorgungslage in Sachsen-Anhalt aufmerksam zu machen.
Melanie Höhn
21.11.2022  15:30 Uhr

In Deutschland schließen immer mehr Apotheken – der bundesweite Trend habe mit zeitlicher Verzögerung nun auch Sachsen-Anhalt erreicht, erklärte Jens-Andreas Münch, Präsident der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt, anlässlich des ersten Apothekentrauertages am 17. November. »Selbst wenn sich die Zahl von neun Schließungen allein in den vergangenen zwölf Monaten nicht wirklich viel anhört, so ist es für die jeweiligen Orte mit ihren Bewohnern doch ein deutlicher Einschnitt und tut sehr weh«, so Münch. Seit 2011 schlossen 41 Apotheken in dem Bundesland. 

Die Idee zum Apothekentrauertag hatte Apothekeninhaberin Anne-Kathrin Haus. Die PZ berichtete. Am 17. November gedachte sie vor ihrer Corvinus-Apotheke in Colbitz mit Grabsteinen der geschlossenen Apotheken. Und ein großes Kreuz trug die Aufschrift: »Ruhe in Frieden, Apotheke vor Ort«. Die Initiative zog große Aufmerksamkeit auf sich, auch viele TV-Sender berichteten darüber. »Die Lage ist bitterernst. Wenn immer mehr Apotheken vor Ort dicht machen, wird die Last auf immer weniger Schultern verteilt. Es bedarf dann nur noch kleiner Fünkchen, damit die verbliebenen Apotheken unter dieser Last zusammenbrechen und auch noch aufgeben. Darum hatten wir uns entschieden, einen Tag lang unsere Patienten in schwarzer Kleidung zu begrüßen, das Schaufenster schwarz zu dekorieren und einen Apothekenfriedhof mit Grabsteinen für die geschlossenen Apotheken vor der Apotheke aufzubauen«, erklärte Anne-Kathrin Haus die Idee. »So wollten wir gegenüber der Politik und den gesetzlichen Krankenkassen zeigen, dass uns die Luft zum Atmen genommen wird. Unsere Patienten standen dabei allesamt hinter uns. Das gibt uns Mut!«

»Uns fehlen jegliche Kompensationsmöglichkeiten«

Damit es in Colbitz und anderswo nicht zu weiteren Schließungen von Apotheken im Ort kommt, unterstützt die Kammer das Engagement der 34-jährigen Apothekerin, die vor fünf Jahren noch euphorisch und voller Zuversicht die kleine Apotheke im Ort übernommen hatte. »Wir wollen ja, dass auch künftig unser Berufsnachwuchs den Weg in die Selbständigkeit wagt und Patienten im ganzen Land versorgt. Dafür müssen wir jetzt mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln für den Erhalt der Vor-Ort-Apotheke kämpfen«, sagte Münch. In Patientengesprächen wurde laut Kammer deutlich, dass bei einer Apothekenschließung die nächste Apotheke sehr schwierig zu erreichen sein würde. Gegenüber anwesenden Medien und Politikern legten vor allem die älteren Dorfbewohner ihre Sorgen dar, was es heißen würde, wenn ihre Apotheke in Colbitz ihre Türen für immer schließt. Mindestens acht Kilometer seien es bis zur nächsten Stadt. Schon allein das Busticket für eine Hin- und Rückfahrt würde mit etwa neun Euro zu Buche schlagen, vom zeitlichen Aufwand ganz abgesehen.

Das wirtschaftliche Umfeld erschwere dieses Engagement. In der Pandemie als unverzichtbar und systemrelevant gefeiert, stehen jetzt Honorarkürzungen an. »Dafür, dass wir gerade in dieser Zeit, in der auch wir mit Inflation und massiv steigenden Kosten zu kämpfen haben, auch noch eine Honorarkürzung hinnehmen müssen, habe ich keinerlei Verständnis. Uns fehlen jegliche Kompensationsmöglichkeiten«, erklärte Münch.

Null-Retaxationen »führen zu weit«

Zusätzlich belaste die Apotheken die überbordende Bürokratie der Krankenkassen. »Unter anderem müssen wir für reine Formfehler bei der Rezeptabrechnung herhalten. Es kann nicht sein, dass wir für ein vergessenes Kennzeichen auf dem Rezept eine Null-Retaxation bekommen. Das heißt konkret, dass wir das Arzneimittel komplett aus eigener Tasche bezahlen müssen, obwohl wir unsere Patienten qualitativ einwandfrei versorgt haben. Das führt einfach zu weit. Ich bezeichne so etwas als Zechprellerei«, sagte Kammerpräsident Münch.

Der Unmut in der Apothekerschaft ist groß. Der Apothekertrauertag war auch Thema bei der Kammerversammlung am 16. November. Dort wurde auch eine Resolution verabschiedet, die das Thema Honorarkürzung aufgreift, aber auch Lösungswege aufzeigt. »Wir bieten ausdrücklich unsere Expertise beim Umbau des Gesundheitswesens an. Dabei muss die bewährte Struktur der Vor-Ort-Apotheken gestärkt hervorgehen. Tatsächliche Effizienzreserven sehen wir im Abbau überbordender Bürokratie, dem Ausbau der Digitalisierung und einer besseren Nutzung der Kompetenz und heilberuflichen Eigenverantwortlichkeit der Apotheker«, sagte Münch. »Im Mittelpunkt steht dabei aber immer unsere Kernaufgabe: die Versorgung mit und Beratung zu Arzneimitteln«. Die Resolution gehe nun an Politiker von Land und Bund, um auf die existenziellen Sorgen der Apotheker aufmerksam zu machen.

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