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Podcast mit dm-Chef Werner

Apothekenpflicht »nicht in Stein gemeißelt«

Die Drogeriekette dm plant den Einstieg ins Apotheken-Geschäft. Ab Herbst sollen von Tschechien aus OTC-Arzneimittel verschickt werden. Im Gespräch mit der PZ spricht dm-Chef Christoph Werner über sich verändernde Märkte, die Apothekenpflicht und über angestellte Apotheker in Drogeriefilialen.
AutorKontaktAlexander Müller
Datum 17.02.2025  13:56 Uhr

PZ: dm will ins OTC-Arzneimittelgeschäft einsteigen?

Werner: Wir denken aus der Sicht unserer Kunden und versuchen deren Bedürfnisse zu antizipieren. Und wir sehen einfach die Veränderungen, die sich im Markt abzeichnen: demografischer Wandel, die Prävention gewinnt an Bedeutung, es gibt viel mehr Selbstwahrnehmung durch die ganzen Wearables. Und da sehen wir ein großes Potenzial für unser Sortiment. Die Online-Apotheken haben ohnehin zu einer Verwischung der Grenzen geführt.

PZ: Und Sie werden weiter dazu beitragen. Für die Kunden wird es so aussehen, als würde dm Arzneimittel anbieten. Wie wollen Sie eine mögliche Irreführung vermeiden – oder wollen Sie das gar nicht?

Werner: Uns bewegt mehr die Frage: Wie verändert sich der Markt und wie kann es gelingen, als Einzelhändler relevant zubleiben? Warum gelingt es manchen Marktteilnehmern langfristig im Wettbewerb zu bestehen und andere fliegen aus der Kurve? Man muss sich klarmachen, dass Wettbewerb ein unendliches Spiel ist.

PZ: Im Markt der apothekenpflichtigen Arzneimittel ist die Apotheke nicht deswegen da, weil kein anderer es versucht hätte, sondern weil es einen engen regulatorischen Rahmen gibt mit dem inhaltlichen Hintergrund der Arzneimittelsicherheit.

Werner: Als der heutige regulatorische Rahmen geschaffen wurde, war das Wissensgefälle zwischen den Menschen und den Professionellen deutlich höher. Die meisten Präparate, die heute in der Apotheke ausgehändigt werden, sind konfektioniert, das Rezept eher ein Bezugsschein.

PZ: Ist es nicht trotzdem gut, einen Fachmann zu haben, der den Beratungsbedarf abklärt?

Werner: Sie können das Mittel im Onlinehandel auch heute ohne persönliche Beratung beziehen. Die Frage ist, ob unser Gesundheitssystem dadurch schlechter geworden ist. Ich habe nicht den Eindruck. Die bestehenden Strukturen erhalten zu wollen ist ein Zugang, ein anderer wäre, dass wir aus der Nutzensicht der Kundinnen und Kunden schauen. Im unendlichen Wettbewerb liegt die Entscheidung über Erfolg in der Hand der Konsumentinnen und Konsumenten.

PZ: Sollten die in der Gesundheitsversorgung alles selbst entscheiden? Es gibt mittlerweile Portale, bei denen man sich online quasi sein Rezept selbst ausstellen kann.

Werner: Ist das für Sie ein Problem, wenn Sie jetzt gewisse Dinge, die Sie haben möchten, wo Sie sich auch kundig fühlen, über so ein Portal holen? Also wenn es etwas ist, wo Sie sich schon auskennen.

PZ: Auch da kann es mit anderen Medikamenten, sogar freiverkäuflichen aus dem dm-Markt, Interaktionen geben, von denen ich gar nichts wissen kann.

Werner: Mal ganz ehrlich: Also mir ist das bisher selten vorgekommen, dass ich in der Apotheke gefragt wurde, was ich sonst noch nehme.

PZ: Also in meiner Apotheke, und die wähle ich mir bewusst danach aus, fragen die genau das. Dm macht den Versand von Tschechien aus. Das heißt, es wird keine Rx-Produkte geben. Warum verzichten Sie auf den Markt komplett?

Werner: Unser Ziel ist es ja nicht, die Apotheken aus dem Spiel zu nehmen. Wir schauen aus der Tradition der Drogerie, wie die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden verändern. Und wenn es schon Online-Apotheken gibt, warum gibt es das dann in dem Online-Shop von dm-Drogeriemarkt eigentlich nicht? Wir müssen unsere Sortimentskompetenz ausweiten

PZ: Ist Ihnen ein margenstarkes neues Geschäftsfeld wichtiger oder der Image-Gewinn?

Werner: Es geht darum, gut gerüstet zu sein für die Zukunft. Insofern ist es ein strategischer Ansatz, der sich allerdings betriebswirtschaftlich natürlich tragen muss.

PZ: Dm hatte schon mal ein Pick-up-Konzept mit einem Versender. Das hat sich nicht durchgesetzt. Wieso soll es diesmal klappen?

Werner: Bei unseren vorherigen Versuchen hatte Online noch nicht die Bedeutung wie heute. Damals ging das über Terminals in den dm-Märkten. So etwas wird es nicht mehr geben. Heute haben die Menschen mobile Endgeräte und wir sind mit dm.de und der App erfolgreicher unterwegs. Jetzt geht es darum, die Kompetenz, die Kundinnen und Kunden von uns erwarten, auch in diesem Bereich zu verstärken.

PZ: OTC-Arzneimittel in der dm-App. Noch einmal: Verwischt das nicht die Apothekenpflicht?

Werner: Aus Kundensicht ist diese Grenze ja kein Naturgesetz. Dm ist in 14 unterschiedlichen europäischen Ländern aktiv, da ist der Rahmen für OTC-Arzneimittel mal enger und mal weiter gesteckt. Der Gesetzgeber in Deutschland muss das Ziel einer zuverlässigen Gesundheitsversorgung der Bevölkerung haben – und nicht, Apotheken zu schützen. Und wir sehen, dass die Anzahl an Apotheken zurückgeht. Jetzt kann der Gesetzgeber entweder mehr Geld reingeben oder die Strukturen verändern.

PZ: Dm hat 2100 Filialen in Deutschland. Es gibt 17.000 Apotheken. Sie sind doch gar nicht da, wo keine Apotheke ist.

Werner: Ich habe ja nie gesagt, dass wir die Apotheken ersetzen wollen. Aber es ist  zumindest möglich, mal neue Zugänge zu überlegen. Der Markt hat sich aufgrund der Rahmenbedingungen konfiguriert. Wenn sich die Rahmenbedingungen verändern, dann werden wir Veränderungen in diesem Markt sehen, im Hinblick auf die Akteure, die schon da sind und solchen, die in den Markt eintreten.

PZ: Sie spekulieren auf den Wegfall der Apothekenpflicht für OTC-Arzneimittel?

Werner: Nichts ist unmöglich.Im unendlichen Spiel des Wettbewerbs müssen Sie grundsätzlich mit allem rechnen. Und darauf müssen wir vorbereitet sein. Der Möglichkeitsraum geht auf und jetzt wird es spannend zu sehen, was passieren wird.

PZ: Vielleicht können Sie uns das Konzept noch ein bisschen erklären und wann es genau losgeht.

Werner: Die Medikamente werden nicht in den dm-Märkten im Regal stehen, das ist ja nicht erlaubt. Der Kunde bestellt online und bekommt das Paket nach Hause oder in die Filiale oder in eine Paketstation geschickt innerhalb von zwei bis drei Werktagen.

PZ: Können Sie sich eine „Prescription Corner“ wie in den US-Supermärkten vorstellen, also eine Apothekenecke im dm-Markt?

Werner: Zumindest ist es etwas, das in anderen Ländern sehr verbreitet ist. Es funktioniert offensichtlich auch. Uns hat immer ausgezeichnet, den Markt sehr aufmerksam zu beobachten. So werden wir auch in diesem Bereich vorgehen: Wir werden genau beobachten, Dinge ausprobieren, die Kundenresonanz beobachten und dann sehen, wie sich der regulatorische Rahmen verändert.

PZ: Können Sie sich vorstellen, Apothekerinnen und Apotheker in den Filialen zu beschäftigen?

Werner: Nichts ist unmöglich.

PZ: Sie legen sich auch mit den großen Versendern an. Glauben Sie, in den Niederlanden wird man nervös?

Werner: Damit haben wir uns ehrlich gesagt nicht beschäftigt. Wir schauen auf den Kunden und überlegen uns, was für ihn relevant ist. Das machen alle Anbieter und das hält den Markt in Bewegung. Natürlich macht es schon Sinn, den Markt zu sondieren vor einem Eintritt. Das ist alles Vergangenheit und Gegenwart – aber das Entscheidende ist doch die Zukunft.

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