Apotheken wollen Sicherheit in der Warenwirtschaft |
Melanie Höhn |
22.03.2023 16:15 Uhr |
Beim Thema Warenwirtschaft setzen inzwischen viele Apotheken nur noch auf Sicherheit. / Foto: IMAGO/Westend61
Von einer »Zeitenwende« im Jahr 2023 sprach Detlef Graessner, Geschäftsführender Gesellschafter und Gründer von Pharmatechnik, bei der Pharmatechnik-Frühjahrspressekonferenz. »Der Markt hat sich im vergangenen Jahr sehr stark verändert« sagte er und spielte damit auf den Kahlschlag bei Noventi an: Im Bereich der Warenwirtschaft will sich das Unternehmen künftig nur noch auf die Linien Prokas und AwintaOne fokussieren. Die drei Linien jump, Infopharm und Pharmasoft werden nicht weiter ausgebaut.
Dies verunsichere viele Apothekerinnen und Apotheker, so Graessner. »Die Apotheker wollen Ruhe in der Warenwirtschaft, eine Zehn-Jahres-Planung und kein Theater mit irgendwelchen Rückrufen«. So verzeichnete Pharmatechnik seit Anfang 2023 mehr als eine Verdopplung seiner Neukunden im Vergleich zum Vorjahreszeitraum – das Unternehmen rechnet inzwischen mit 50 bis 60 Neukunden im Monat. Die Apotheken würden sich vor allem die Frage stellen, wie sicher es ist, ob ein System in den nächsten Jahren noch im Markt ist, erklärte der Geschäftsführer. Aber es kommt laut Graessner noch etwas Entscheidendes hinzu: Die Weiterentwicklungen, die auch von der Gesetzesseite her zwingend sind, wie etwa das Medizinproduktegesetz (MDR). Graessner versicherte: »Unser Produkt trägt dem Gesetz Rechnung«.
Lars Polap, der als Mitglied der Geschäftsleitung die Produktentwicklung von Pharmatechnik leitet, erörterte, welchen enormen Stellenwert das Thema Digitalisierung im Unternehmen inzwischen einnimmt. Die Mission des Ixos-Systems sei es, alle Aufgaben zu digitalisieren durch gute Workflows dem Apothekenteam das Leben sehr viel einfacher machen zu können. »Unser Anliegen ist es, dass wir dem Apotheker die Arbeit durch die EDV deutlich erleichtern, dass wir eine hohe Automatisierung erreichen und dass er sich auf sein eigentliches Kerngeschäft konzentrieren kann«, so Polap.
Zudem konzentriere sich das Unternehmen sowohl auf die Ertragssteigerung, als auch auf den Bürokratieabbau – vor allem im Bereich der pharmazeutischen Dienstleistungen. Eine Herausforderung sei es, diese Dienstleistungen auf wirtschaftliche und einfache Art und Weise und in einer ausreichend hohen Skalierung in der Apotheke anzubieten, erklärte Polap. Es sei erst dann wirtschaftlich attraktiv – vor dem Hintergrund des akuten Personalmangels – diese Dienstleistungen zu offerieren, wenn sie auf »eine effiziente Art in der Apotheke« abgewickelt werden könnten. Das Ixos-System bietet laut Polap alle nötigen Arbeitsschritte dafür. »Das ist für uns ein großes Thema, denn die pharmazeutischen Dienstleistungen stärken die Position des Apothekers und sie sind ein hervorragendes Mittel, um Kunden zu binden«, so Polap. »Wir haben das ausreichend über den Winter mit 200 Kunden pilotiert und freuen uns, wenn es im Markt angenommen wird«.
Beim Thema E-Rezept haben Polap und Graessner die Hoffnung auf einen neuen Meilenstein, wenn ab Sommer die Einlösung via elektronischer Gesundheitskarte (EGK) möglich ist. Sie prophezeien keine Steigerung der E-Rezepte als »senkrechte Kurve«, aber sie hoffen, dass sich die Steigungskurve noch einmal deutlich erhöht. »Das E-Rezept ist seit über zwei Jahren eine Hängepartie. Wir hätten uns gewünscht, dass es schneller und in größeren Stückzahlen kommt, damit man zu mehr Digitalisierungseffekten kommt und dann auch wirklich Verbesserungen erreichen kann - sowohl für Apotheken, als auch für Ärzte und am Ende des Tages für den Patienten. Das ist leider nicht der Fall«, kritisierte Polap. »Das E-Rezept ist etabliert, aber es ist auf einem sehr niedrigen Niveau. Wir bekommen jeden Tag regelmäßig E-Rezepte in die Ixos-Apotheken und rechnen sie im Rechenzentrum ab, das funktioniert. Hier und da tauchen auch noch Fragestellungen und Probleme auf, auch das passiert, das ist auch ganz normal«, resümierte er. Letztendlich sei die entscheidende Frage, ab wann deutlich mehr Ärzte auch auf E-Rezept verschreiben. »Die Apotheken sind vorbereitet, die können das, die technischen Lösungen sind da, es ist auch so gemacht, dass es in den Apotheken nicht kompliziert ist«, sagte er. Doch auch auf der Verbraucherseite komme es noch gar nicht an.
Zudem investiere das Unternehmen viel in die IT-Betriebssicherheit, auch in Kombination mit der Telematik-Infrastruktur. »Wenn das E-Rezept in stärkerer Stückzahl kommt, muss auch sichergestellt sein, dass das digital abgesichert ist. Wir sichern jegliche E-Rezepte für die Abrechnung noch einmal doppelt ab, damit auf keinen Fall etwas verloren gehen kann«, erklärte Polap. Wenn ein Konnektor in Apotheke ausfalle, könne das durch eine Routing-Lösung überbrückt werden. Eines sei klar: »Die Welt wird sich weiter vernetzen«.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.