»Apotheken leisten nur einen sehr kleinen Beitrag« |
Die Grünen-Politikerin Paula Piechotta meint, dass die Apotheken vergleichsweise wenig einsparen müssen. / Foto: IMAGO/Political-Moments
17 Milliarden Euro groß ist das Loch in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), das Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) jetzt stopfen will. Auf dem derzeit in München stattfindenden Deutschen Apothekertag (DAT) sagte Lauterbach, dass es ihm wichtig sei, die Einsparungen auf mehreren Schultern im Gesundheitswesen zu verteilen. So verteidigt Lauterbach auch weiterhin die geplante Erhöhung des Kassenabschlags von derzeit 1,77 Euro auf 2 Euro pro Rx-Packung. Die Apotheker sind darüber verärgert. Sowohl ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening als auch DAV-Chef Thomas Dittrich kritisierten Lauterbach am gestrigen Mittwoch in München vehement für seinen Sparkurs.
In der Grünen-Fraktion im Bundestag ist man aber unbeeindruckt von der Kritik der Apotheken am GKV-Finanzstabilisierungsgesetz. Die für die Apotheken zuständige Grünen-Politikerin Paula Piechotta weist darauf hin, dass die Apotheken während der Pandemie Mehreinnahmen hatten. »Es ist klar, dass auch Apotheken wie alle Unternehmen unter der Inflation und Fachkräftemangel leiden. Jedoch sollte nicht vergessen werden, dass 2021 die durchschnittliche Apotheke in Deutschland mit knapp 211.000 Euro einen sehr großen Gewinn erzielen konnte, bedingt durch Masken- und Testverkäufe, Zertifikate-Ausgabe und Impfstoffhandel betrugen die Apotheken-Einnahmen 2,5 Milliarden Euro.«
Hinzu komme, dass die Ampel-Koalition den Apotheken neue Verdienstmöglichkeiten geschaffen habe. Als Beispiel dafür nennt Piechotta das neue Impf-Angebot der Apotheken. Es sei also »fair«, dass auch Apotheken ihren Sparbeitrag leisten. »Die Steigerung des Apothekenabschlags um 23 Cent von 1,77 Euro auf 2 Euro je Arzneimittelpackung ist ein sehr kleiner Beitrag im Vergleich zu den Milliarden, die die Versicherten selbst über eine Beitragserhöhung beitragen«, so Piechotta.
Die Grünen-Politikerin erinnert zudem an den Koalitionsvertrag, in dem »Verbesserungen für Apotheken« stünden. Piechotta nennt hier die Beispiele flexiblere Vorgaben in der Apothekenbetriebsordnung, die Weiterentwicklung des Nacht- und Notdienstfonds zu einem Sicherstellungsfonds und eine Verordnungsfähigkeit für Notfallbotendienste in der ambulanten Notfallversorgung. Zudem werde man das Apotheken-Stärkungsgesetz (VOASG) novellieren, um pharmazeutische Dienstleistungen besser zu honorieren.
Paula Piechotta ist Ärztin und erst im vergangenen Jahr erstmals in den Bundestag eingezogen. Piechotta stammt aus Thüringen, ist Fachärztin für Radiologie und arbeitete zuletzt als Fachärztin an der Uniklinik Leipzig. Besonders ist, dass Piechotta kein ordentliches Mitglied im Gesundheitsausschuss ist, sondern vollwertiges Mitglied im Haushaltsausschuss, wo sie sich jedoch um gesundheitspolitische Themen kümmert.