Apotheken fordern Entlastung von Energiekosten |
Viele Arzneimittel müssen gekühlt werden. Das ist einer der Gründe, warum Apotheken einen hohen Stromverbrauch haben. / Foto: imago images/imagebroker
Angesichts extrem gestiegener Energiepreise hat Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach den Kliniken am Mittwoch Unterstützung in Höhe von 8 Milliarden Euro zugesagt. Das Geld solle schnell fließen. Kein Krankenhaus solle vom Netz gehen, weil Energie fehle, versprach Lauterbach.
Zuvor hatten die Ministerpräsidenten der Länder mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eine Härtefallregelung für Bereiche beschlossen, »in denen trotz der Strom- und Gaspreisbremse finanzielle Belastungen bestehen, die von den Betroffenen nicht ausgeglichen werden können«. Dafür sind insgesamt 12 Milliarden Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds vorgesehen. 8 Milliarden davon sollen Krankenhäusern, Universitätskliniken und Pflegeeinrichtungen zugutekommen. Bundesgesundheitsminister Lauterbach will nun eine Verordnung auf den Weg bringen, um die Finanzspritze für Kliniken und Pflegeeinrichtungen zur Verfügung stellen zu können. Er verwies darauf, dass Kliniken und Pflegeeinrichtungen beim Heizen kaum sparen könnten. Auch den Stromverbrauch könnten sie nicht drosseln, da wichtige Geräte weiter betrieben werden müssten.
Die ABDA hat nun darauf hingewiesen, dass auch die 18.000 Apotheken in Deutschland aus Gründen der Versorgungsqualität kaum Gas und Strom sparen könnten. Um Arzneimittel zu schützen, müssten Klimaanlagen und Kühlschränke laufen, Sicherheitsbeleuchtung und Messgeräte aktiv sein. Selbst bei hoher Energieeffizienz der Betriebe stiegen die Ausgaben durch die Preisexplosion derzeit um ein Vielfaches an.
»Die Apotheken müssen dringend in die aktuellen Entlastungsmaßnahmen und Härtefallregelungen des Bundes aufgenommen werden«, forderte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. Sie kritisierte, dass die Apotheken im Acht-Milliarden-Euro-Entlastungspaket für das Gesundheitswesen fehlten. Apotheken seien als klein- und mittelständische, heil- und freiberuflich geführte Unternehmen eine unerlässliche Stütze der lokalen Gesundheitsversorgung und müssten deshalb ebenso wie Kliniken vor einer heranrollenden Energiekostenlawine geschützt werden. »Wir appellieren daher dringend an die Politik, dem Lob für unsere Leistungen in der Pandemie eine finanzielle Krisenhilfe folgen zu lassen«, machte Overwiening deutlich.
In der heute veröffentlichten Mitteilung begründet die Standesvertretung der Apotheker, warum der Energieverbrauch in den Offizinen hoch ist. Demnach unterliegen Apotheken strengen Regeln. Arzneimittel müssten gemäß ihrer Zulassung unter ganz bestimmten Temperaturbedingungen transportiert und gelagert werden. Andernfalls könnten sie ihre Wirkung verlieren. Für die meisten Arzneimittel gelte, dass sie bei Temperaturen unterhalb von 25 Grad Celsius gelagert werden müssten. Selbstverständlich seien sie auch vor zu tiefen Temperaturen zu schützen. Manche Medikamente müssten zwischen 2 und 8 Grad Celsius gekühlt werden, zum Beispiel Insuline oder Impfstoffe.
Wie die PZ bereits berichtete, fühlen sich viele Apotheker durch die gestiegenen Preise für Gas und Strom stark belastet. So geht der Apothekerverband Nordrhein von »erheblichen Energiekostensteigerungen für die Apotheken aus«. In den meisten Fällen müssten Apotheken Kostensteigerungen von mehreren tausend Euro jährlich stemmen, schätzt Verbandschef Thomas Preis. Vor allem Apotheken mit besonderen Öffnungszeiten befürchten eine Kostenexplosion. So rechnen Betreiber von Bahnhofsapotheken mit Kostensteigerungen von 50.000 bis 70.000 Euro im Jahr. Holger Seyfarth, Vorsitzender des Hessischen Apothekerverbandes, befürchtet, dass die Belastungen infolge der hohen Energiekosten zu Versorgungsproblemen führen könnten. Die Politik müsse daher dafür sorgen, dass die Arzneimittelversorgung über die Vor-Ort-Apotheken erhalten bliebe, so Seyfarth.