Apotheken entlasten die Kassen |
Jennifer Evans |
01.06.2023 17:00 Uhr |
Die Arzneimittelversorgung leidet nach Ansicht des BAH unter den Kostendämpfungsmaßnahmen der vergangenen Jahre. Apotheken und Patienten würden hingegen zur Entlastung der Kassen beitragen. / Foto: Adobe Stock/irissca
Die Arzneimittelausgaben der GKV sind seit Jahren konstant, und zeitgleich nehmen die Einsparungen durch Rabattverträge, Hersteller- und Apothekenabschläge sowie Zuzahlungen zu. Das teilte der BAH am heutigen Donnerstag auf Basis der aktuellen Ausgabe seiner Zahlenbroschüre »Der Arzneimittelmarkt in Deutschland« mit. Kurz zuvor war eine Studie der WHU – Otto Beisheim School of Management und der Hochschule Aalen in Deutschland zu dem Ergebnis gekommen, dass im Jahr 2022 der größte Kostensprung bei den GKV-Ausgaben auf die Arzneimittel entfiel.
»Bei der Weiterentwicklung unseres Gesundheitswesens ist es wichtig, die richtigen Prioritäten zu setzen«, so BAH-Hauptgeschäftsführer Hubertus Cranz. Zwar habe die Politik »erfreulicherweise erkannt«, dass die Kostendämpfungen in den vergangenen Jahren die flächendeckende Arzneimittel-Versorgung gefährdeten. Allerdings packe auch das geplante Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) »die offenkundigen Probleme nicht bei den Wurzeln«, kritisierte er.
Der BAH hält tiefergehende Reformen sowie einen allgemeinen Perspektivwechsel für entscheidend. Dazu zählt, die Arzneimittelversorgung als Investition in die »Widerstandskraft einer Volkswirtschaft« zu begreifen. Dabei bilde die heilberuflich unterstützte Selbstmedikation eine zweite tragende Säule des Versorgungssystems. Schließlich handele es sich bei mehr als der Hälfte aller in Apotheken abgegebenen Arzneimittel um nicht-verschreibungspflichtige Präparate, argumentiert der BAH.
Und er rechnet vor: Im Jahr 2022 beliefen sich die Arzneimittelkosten für die GKV auf 55,4 Milliarden Euro. Durch Rabatte, Abschläge und Zuzahlungen hätten die Hersteller, Leistungserbringer und Patienten den Betrag um 19,6 Prozent auf 44,6 Milliarden Euro gesenkt. Die finanziellen Mehrbelastungen würden aber zunehmen.
Schuld an der derzeit angespannten Versorgungslage trägt demnach aber auch das bereits 2022 verabschiedete GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (GKV-FinStG). Neue AMNOG-Leitplanken belasteten die Hersteller zusätzlich zu den gestiegenen Preisen für Energie, Logistik, Verpackungsmaterialien und Wirkstoffen. »Die Effizienzreserven der Hersteller sind ausgereizt und die Menschen spüren zunehmend Angebots- und Sortimentsverengungen«, betonte Cranz.