| Lukas Brockfeld |
| 12.12.2025 13:30 Uhr |
Eine Apotheke in Österreich. / © Adobe Stock/Alexander
In 60 Kärntner Apotheken wurden im Rahmen einer Testaktion 5600 Diabetes-Point-of-Care-(POC)-Gesundheitstests durchgeführt. Die Tests wurden vom 6. bis 18. Oktober im Auftrag der Österreichischen Apothekerkammer durchgeführt. In einer Pressemitteilung spricht die Kammer jetzt von einem beeindruckenden Ergebnis, das zeige, wie groß das Potenzial konkreter Präventionsangebote in Apotheken ist.
Bei 29,4 Prozent der getesteten Menschen wurde demnach im Rahmen der POC-Testungen ein erhöhtes Diabetes-Risiko (Prädiabetes-Bereich) festgestellt. Weitere 5,3 Prozent der Testpersonen litten bereits an Diabetes. Laut Budget-Impact-Modell konnte das Screening in der Apotheke in fünf Jahren 1843 Fälle von Diabetes verhindern (591 Prädiabetes- und 1252 Diabetesfälle).
Mit Screening und anschließender Betreuung bekommen laut der Apothekerkammer im Schnitt nur drei von 100 Personen mit Prädiabetes innerhalb eines Jahres Diabetes. Weil Prävention etwa 55 Prozent der Übergänge verhindert, läge die natürliche Rate ohne Screening bei annähernd sieben von 100 pro Jahr. Die Tests waren dabei nicht nur für die individuelle Gesundheit der Menschen von Vorteil. Das Gesundheitssystem von Kärnten dürfte durch die 5600 Tests über fünf Jahre insgesamt 6,76 Millionen Euro gegenüber dem Nicht-Testen sparen, rechnet die Kammer vor.
»Die Kosten für nicht erkannten Prädiabetes/Diabetes sinken um 17,72 Millionen Euro, während erkannte Fälle ein Mehr von 10,86 Millionen Euro kosten. Bezieht man die Test- und Beratungskosten in die Rechnung mit ein, bleibt unter dem Strich eine deutliche Ersparnis, nämlich 6,76 Millionen Euro«, rechnet Hans Bachitsch, Präsident der Apothekerkammer Kärnten, vor.
»Diese Aktion ist ein Musterbeispiel für wirksame Prävention. Wenn wir Vorsorgemaßnahmen wie diese direkt zu den Menschen bringen, können Krankheiten frühzeitig erkannt werden. Das trägt dazu bei, die Belastung des Gesundheitssystems zu reduzieren und langfristig Kosten einzusparen«, betont der Kammerpräsident.
»Der Erfolg der Diabetes-Tests in Apotheken beweist, dass wohnortnahe Präventionsarbeit funktioniert. Wir erreichen Menschen, die sonst vielleicht nie zum Arzt gegangen wären – und geben ihnen die Chance, rechtzeitig gegenzusteuern«, so Bachitsch.
Der Kammerpräsident resümiert die Aussage der Studie so: »Ohne POC-Testungen machen pro Jahr doppelt so viele Patientinnen und Patienten den ungewollten Schritt in den Diabetes. Point-of-Care-Testungen in den Apotheken helfen, die Zahl der gesunden Lebensjahre signifikant zu steigern und gleichzeitig Kosten zur das Gesundheitssystem zu reduzieren – und das mit einem vergleichsweise geringen Aufwand. Eine klassische Win-Win-Situation.« Eine ähnliche Testaktion ist laut Apothekerkammer Kärnten auch für 2026 geplant.
Die Erfahrungen in Österreich zeigen einmal mehr, dass Apotheken eine entscheidende Rolle bei der Erkennung und Behandlung von Diabetes spielen können. In Deutschland soll die Blutzuckerbestimmung laut Gesetzentwurf des Apothekenversorgung-Weiterentwicklungsgesetzes (ApoVWG) bald als pharmazeutische Dienstleistung (pDL) angeboten werden. Auch Risikofaktoren von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollen in der Apotheke entdeckt werden. Schon heute ist das Messen des Blutdrucks als pDL bei bereits diagnostizierten Blutdruck-Patienten möglich.
Die Betreuung durch Apotheken kann auch für Menschen, die bereits an Diabetes erkrankt sind, ein großer Vorteil sein. Im Jahr 2021 wurde eine Studie veröffentlicht, in der untersucht wurde, was Apotheker in der Sekundär- und Tertiärprävention von Menschen mit Typ-2-Diabetes leisten können. An der Glicemia-Studie nahmen 26 öffentliche Apotheken in Bayern und 198 Patienten teil. Bei den Studienteilnehmern zeigte sich eine signifikante Senkung des Langzeitblutzucker-Werts HbA1c um 0,7 Prozentpunkte mehr als in der Kontrollgruppe und außerdem eine merkliche Gewichtsreduktion.