Apotheken als Problemlöser für die Politik |
Daniela Hüttemann |
11.09.2025 16:20 Uhr |
Hamburgs Kammerpräsident Holger Gnekow.. / © PZ/Daniela Hüttemann
355 Apotheken zählt Hamburg als Bundesland und Stadt mit rund 1,9 Millionen Einwohnern aktuell. Das entspricht einer Apothekendichte von 18,7 und liegt damit unter dem Bundesdurchschnitt von zuletzt 21 öffentlichen Apotheken pro 100.000 Einwohnern. In den letzten drei Jahren hat Hamburg zwanzig Apotheken verloren. »Wir verlieren vielleicht nicht viele, aber kontinuierlich – und die Tendenz ist weiter fallend«, informierte der Präsident der Apothekerkammer Hamburg, Holger Gnekow, bei der gestrigen allgemeinen Mitgliederversammlung.
Neben den bekannten Gründen und Umständen wie mangelnder Honorierung und dem Versandhandel warnte Gnekow vor allem vor den Drogeriemärkten und zitiert dm-Chef Christoph Werner mit der Behauptung: »Wofür es heute den ausgebildeten Apotheker vor Ort braucht, kann in Zukunft im Hintergrund automatisiert geprüft und dann personalisiert direkt übergeben werden.« Die Plausibilität dieser Aussage sei dahin gestellt, die Bedrohung müssten die Apotheken vor Ort jedoch ernst nehmen. Die »Drohmärkte«, wie Gnekow sie nennt, seien logistisch sehr gut aufgestellt, mit einer sehr hohen Akzeptanz in der Bevölkerung. Neuerdings bietet dm Gesundheitstests auch zur Prävention an – ein Gebiet, dass die Apotheken vor Ort stärker nutzen und politisch gewünscht auch sollen.
Gnekow appellierte an die Apotheken, sich stärker heilberuflich zu positionieren und die bestehenden Möglichkeiten zu nutzen, vor allem das Impfen und die pharmazeutischen Dienstleistungen. »Das ist ein großer Kompetenzgewinn, den wir hier bekommen haben.« Auch die Politik habe bemerkt, dass das für die pDL bereitgestellte Geld noch nicht so abgerufen wird, wie erhofft. »Es darf nicht passieren, dass dieser Fonds umgewidmet wird für eine wie auch immer geartete Strukturkomponente.«
Stattdessen sollten die Apotheken, auch kammerübergreifend, gemeinsam und proaktiv Lösungen entwickeln für die Probleme, die die Politik umtreiben. Gnekow nannte hier erneut die Lieferengpässe, die Hochpreiser und die Notfallversorgung. Anderenfalls werde den Apotheken möglicherweise etwas überstülpt, was eher nachteilig für sie sein könnte.
Zwar könnten die Apotheker das Problem der Lieferengpässe nicht lösen, aber helfen, mit dem Mangel besser umzugehen. Gnekow warb hier für transparente, vernetzte Warenlager der Apotheken. Ähnliches bei den Hochpreisern: Auch hier hänge es vor allem an der Pharmaindustrie, den Krankenkassen, die die Preise verhandeln, und den verordnenden Ärzte.
Apotheker könnten jedoch durch Patientenschulungen und Adhärenzförderung dafür sorgen, dass die teuren Medikamente vernünftig eingesetzt werden und richtig wirken können. Die Abgabe dürfe nur über Apotheken erfolgen, die eine entsprechende Fortbildung nachweisen können. Die Verordnung sollte nur über E-Rezept möglich sein, mit Retaxprüfung/Vorabgenehmigung durch die Krankenkasse und sofortiger Abrechnung. Die Politik müsse aber auch unangenehme Themen wie eine Selbstbeteiligung oder eine Priorisierung angehen.