Apotheke ohne Apotheker ist wie Parlament ohne Parlamentarier |
Politikverdrossenheit entstehe, wenn man sich nicht mehr auf deren Aussagen verlassen könne, wie die Apotheken, denen der immer noch für die Arzneimittelpreisverordnung zuständige Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) vergangenes Jahr im persönlichen Austausch mit Kammerpräsident Christiansen eine Anpassung des Honorars versprochen hatte.
Die finanzielle Schieflage vieler Apotheken hänge auch mit der gnadenlosen Umsetzung seiner Wahlversprechen zusammen. »Sorry, lieber Robert Habeck, aber Menschen aus meinem Bundesland stehen zu dem, was Sie versprechen – wir halten unser Wort«, so der zutiefst enttäuschte Apotheker.
Zugleich hatte Christiansen einen Vorschlag, woher das dringend benötigte Geld für die Apotheken kommen könnte: »Wenn der Staat die Kirchensteuer einzieht, kassiert er dafür zwischen 2 und 4 Prozent des Steueraufkommens, wenn die Apotheken die Zuzahlung für die Krankenkassen einziehen, bekommen sie gar nichts.« 4 Prozent des Zuzahlungsaufkommens wären knapp 100 Millionen Euro. 4 Prozent des Herstellerabschlags, den die Apotheken sogar mit eigenem Haftungsrisiko einziehen müssen, wären 75 Millionen Euro. Und auch bei der Erfüllung der Rabattverträge helfen die Apotheken den Krankenkassen kräftig zu sparen.
»Die Resignation in den Gesichtern meiner Kolleginnen und Kollegen war noch nie so deutlich spürbar wie zurzeit«, berichtete Christiansen und plädierte zugleich dafür, trotzdem weiter für eine faire Vergütung und den Erhalt der inhabergeführten Apotheke vor Ort zu kämpfen, indem jeder Einzelne möglichst viele Politiker aller Parteien über die Folgen des Nicht-Handelns beziehungsweise die Folgen der geplanten Reform aufklärt und sie an ihre Verantwortung erinnert, wie dies auch die Kammerpräsidenten, Verbandsvorsitzenden und ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening nicht müde werde zu tun.
»Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten jeden Tag in der Apotheke ebenfalls Aufklärungsarbeit bei den Patienten. Wir alle tun dies, weil wir auch morgen noch für unsere Patienten da sein wollen und weil wir – zu Recht – der tiefen Überzeugung sind, dass es keine verlässlichere, effizientere, qualifiziertere und menschlichere Alternative zur Apotheke-vor-Ort gibt.«
Das Gespräch mit seinem Bürgermeister, Landrat, Landtags- oder Bundestagsabgeordneten zu suchen – dazu hatte zuvor auch der ABDA-Pressesprecher und Kommunikationsverantwortliche Benjamin Rohrer aufgerufen. In seinem Gastvortrag stellte er die Kommunikationsstrategien der ABDA vor und diskutierte diese mit den Delegierten der Kammerversammlung. Die Strategie ist angepasst an das Gesetzgebungsverfahren. Nun, da der Referentenentwurf vorliegt, geht es in die heiße Phase.