Apotheke als Cannabis-Aufklärer |
Daniela Hüttemann |
27.02.2025 07:00 Uhr |
Nach der Pause sollen die einzelnen Gruppen miteinander ins Gespräch gehen. Zwischenzeitlich wird es etwas laut, es wird rumgealbert oder auch hitzig diskutiert, es fliegen ein paar Beleidigungen und auch Hefte durch die Luft. Zur großen Abschlusskonferenz im Stuhlkreis dagegen legt die 8a eine Gesprächsdisziplin hin, wie man sie sich für jeden runden Tisch nur wünschen würde. Sachlich tragen die einzelnen Gruppen ihre Bedenken, Argumente und Forderungen an die anderen vor, zum Beispiel höhere Preise und Besteuerung auf Cannabis, Gesundheitschecks vor dem Konsum oder Melderegister für Konsumenten.
Die Klasse hatte nach eigenen Angaben im echten Leben noch wenig Kontakt mit Cannabis und wünscht sich tatsächlich mehr Schutz. Indem zum Beispiel Eltern und ältere Geschwister ein Vorbild sind und sich Erwachsene generell an die Schutzzonen halten. Denn trotz Legalisierung bleibt das Kiffen in Schulen, auf Kinderspielplätzen, rund um Sportstätten und Kinder- und Jugendeinrichtungen sowie in deren Sichtweite verboten. Die Jugendlichen wünschen sich mehr Kontrollen, zum Beispiel durch Stadtteilpolizisten, vor allem aber auch mehr Hilfsangebote statt Strafen, wenn man Probleme hat.
Mehrmals kommt die Forderung, die Cannabis-Legalisierung sogar zurückzunehmen oder zumindest ihre Auswirkungen regelmäßig zu überprüfen. Die Meinung und Bedürfnisse von Jugendlichen würden zu wenig mitgedacht. Daher hätte die Klasse 8a auch gern ein Wahlrecht ab 16.
Vor allem aber sollte es mehr Geld und Mitarbeiter für Hilfsangebote und Prävention geben, findet die 8a, für die diese Form des Lernens vollkommen neu ist. Das habe Spaß gemacht und man habe »trotzdem« was gelernt. Kein einziges Mal kam übrigens die Forderung auf, man wolle als junger Mensch Cannabis einfach mal ausprobieren. Zuvor hatten die beiden Apothekerinnen kurz und sachlich gewarnt, wie schädlich Cannabis sein kann, gerade wenn man in frühem Alter damit anfängt.
In der Abschlusskonferenz tauschten die Jugendlichen Argumente und Vorschläge aus. / © PZ/Daniela Hüttemann
Metzner und Sieckmann-Linck sind mehr als zufrieden. Die Jugendlichen haben gemerkt, dass sie und ihre Belange ernst genommen werden und dass es Unterstützungsangebote und Ideen gibt. »Es war faszinierend zu beobachten, wie die Jugendlichen ihre Rollen verinnerlichten und gleichzeitig lernten, andere Standpunkte zu respektieren«, so Sieckmann-Linck. »Die Begeisterung und Konzentration der Schüler war beeindruckend.«
Auch Sozialpädagoge Simon hat nur Gutes über das Planspiel und das Engagement der Apothekerinnen zu sagen: »Die Schülerinnen und Schüler haben wirklich gut mitgemacht und hatten viel Spaß. Die Methode ist wirklich super. So wird das Thema lebendig und die Jugendlichen können sich aktiv Wissen aneignen.«