Apfelessig hilft jungen Menschen beim Abnehmen |
Der tägliche Konsum von Apfelessig über zwölf Wochen war in einer Studie bei jungen Menschen mit einem Gewichtsverlust verbunden – ohne Umstellung der Ernährung oder Erhöhung der körperlichen Aktivität. / Foto: Getty Images/AniHobel
Die Fachzeitschrift »The Lancet« berichtete zum Welt-Adipositas-Tag am 4. März, dass weltweit mehr als eine Milliarde Menschen von Adipositas betroffen sind. Das Interesse an natürlichen und breit einsetzbaren Maßnahmen, um das Abnehmen zu unterstützen, ist daher groß. Apfelessig erlangt dabei immer mehr Aufmerksamkeit als Lebensmittel, das zu diesem Zweck eingesetzt werden könnte.
Dr. Rony Abou-Khalil und sein Team an der Holy Spirit University Kaslik im Libanon untersuchte dessen Wirkung auf das Gewicht und weitere metabolische Parameter erstmals an einer einheimischen Kohorte und veröffentlichte nun die Studienergebnisse im Fachjournal »BMJ Nutrition, Prevention & Health«.
Die Studienteilnehmenden waren 120 übergewichtige oder adipöse Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 12 und 25 Jahren (Durchschnitt 17 Jahre). Die große Mehrheit gab keine Familienhistorie mit Adipositas an, und fast keiner hatte in der Kindheit schon Übergewicht gehabt.
Sie wurden in vier Gruppen randomisiert und tranken jeden Morgen auf leeren Magen 250 ml Wasser mit entweder 5, 10 oder 15 ml Apfelessig (5 Prozent Säure) oder ein Placebo-Getränk. Dieses wurde mit 0,25-prozentiger Milchsäure versetzt, um den Geschmack von Apfelessig zu imitieren, da die Studie doppelt verblindet durchgeführt wurde.
Die Probanden führten ein Ernährungstagebuch und dokumentierten ihre körperliche Aktivität. Beides unterschied sich über den Studienzeitraum kaum zwischen den Gruppen. Zu Beginn und nach vier, acht und zwölf Wochen wurden unter anderem der Taillenumfang, das Gewicht und der Körperfettanteil gemessen sowie Gesamtcholesterol, Blutzucker und Triglyceridspiegel im Blut bestimmt.
Während bei den Teilnehmenden, die ein Placebo erhielten, so gut wie kein Gewichtsverlust auftrat, verloren die Apfelessig-Trinker deutlich an Gewicht und verringerten ihren BMI, wobei diejenigen, die die höchste Dosis tranken, nach zwölf Wochen die größten Rückgänge verzeichneten. Im Durchschnitt nahmen diejenigen, die in diesem Zeitraum einmal täglich Apfelessig tranken, 6 bis 8 kg ab und reduzierten ihren BMI um 2,7 bis 3,0 Punkte (von etwa 30 auf etwa 27), je nach Dosis.
Der Verzehr von Apfelessig war zudem mit einem Rückgang des Blutzuckerspiegels, der Triglyceride und des Cholesterolspiegels assoziiert, der auch von der Dosis abzuhängen schien. Dabei scheint eine Dosis von 15 ml für eine Dauer von zwölf Wochen die drei Parameter am effektivsten senken zu können, heißt es in der Publikation. In der Placebogruppe gab es hier keine Veränderungen.
Probanden, die nach Einnahme von Apfelessig unter Sodbrennen litten, wurden vor Beginn der Studie von der Teilnahme ausgeschlossen. Teilnehmende berichteten keine unerwünschten Wirkungen während der Studiendauer.
Die Autoren betonen, dass sich die Ernährung und die körperliche Aktivität zwischen den drei Behandlungsgruppen und der Placebogruppe während der gesamten Studie nicht unterschieden, was darauf hindeutet, dass die beobachteten Effekte durch die Einnahme von Apfelessig verursacht wurden.
Die Stichprobe der Studie war klein, was die Generalisierbarkeit der Ergebnisse möglicherweise einschränkt, und ein Zeitraum von zwölf Wochen ist nicht lang genug, um die langfristigen Effekte von Apfelessig inklusive Nebenwirkungen, zum Beispiel auch auf den Zahnschmelz, zu beurteilen, räumen die Forscher ein. Sie sehen die Ergebnisse aber als Ermutigung für weitere Forschende, Studien zu diesem Thema durchzuführen.
Die Wirkung von Apfelessig wird der enthaltenen Essigsäure zugeschrieben. Mehrere Untersuchungen zeigten, dass diese an G-Protein-gekoppelte Rezeptoren in insulinsensitiven Geweben bindet. Eine hemmende Wirkung auf Lipogenese und Gluconeogenese und eine Aktivierung der Fettsäureoxidation wird ebenso diskutiert. Zudem fördert Essigsäure in vitro und in vivo die Sekretion der Darmhormone GLP-1 und PYY, die den Appetit reduzieren.