AOK übernimmt Mehrkosten bei Fiebersäften für Kinder |
Melanie Höhn |
08.12.2022 13:30 Uhr |
Auch bei der Bundespressekonferenz Anfang dieser Woche waren die Lieferschwierigkeiten bei Fiebersäften für Kinder ein Thema. Eine BMG-Sprecherin bestätigte, dass es derzeit Lieferengpässe gebe – »aber keine Versorgungsengpässe«. Noch vor Weihnachten sollen jedoch Eckpunkte vorgestellt werden, um die Engpässe »weitestgehend zu beseitigen«, so die Sprecherin.
Bezüglich der Kinder-Fiebersäfte sagte sie konkret: »Wir haben dazu aber Werkzeuge; es ist zum Beispiel möglich, dass Arzneimittel importiert werden.« Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) habe auch angekündigt, dass das Vergaberecht geändert werden soll.
Neben Fiebersäften sind auch Antibiotika-Säfte von massiven Lieferausfällen betroffen. Aus Sicht des Herstellers Infectopharm könnte sich die Lage im kommenden Winter sogar noch weiter verschärfen. Infectopharm sieht sich gezwungen, die Preise für seine Antibiotika-Säfte für Kinder über den Festbetrag zu erhöhen, der von den Kassen erstattet wird.
Als Alternative können Apotheken eine individuelle Rezeptur für Fiebersäfte herstellen. Die Fertigung von individuellen Rezepturarzneimitteln soll laut BfArM jedoch »ausschließlich im Einzelfall« zur Anwendung kommen, »wenn der Krankheitszustand des Kindes eine Behandlung mit den in Rede stehenden Wirkstoffen erfordert«. Über die weiteren Voraussetzungen einer Rezepturherstellung hatte die PZ bereits berichtet.
Die Übernahme der Kosten für die Rezepturherstellung wird bei den einzelnen Krankenkassen unterschiedlich gehandhabt. Laut einer Mitteilung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) wolle der GKV-Spitzenverband die Krankenkassen informieren und »dringend empfehlen, dass während der eingeschränkten Verfügbarkeit den Apotheken die Rezepturen von den Krankenkassen erstattet werden«.
Auf Nachfrage der PZ gilt für Versicherte der Techniker Krankenkasse bereits seit Ende August, dass die anfallenden Mehrkosten für Eltern übernommen werden, wenn die Kosten für Paracetamol- und Ibuprofen-haltige Fiebersäfte über dem Festbetrag liegen, sagte eine Sprecherin. Sollten alternative Fertigarzneimittel nicht zur Verfügung stehen, übernimmt die Kasse die Kosten für die Rezepturherstellung auf ärztliche Verschreibung sowie die Kosten für Einzelimporte aus dem Ausland ohne vorherige Bewilligung. Auch die Barmer übernimmt auf Nachfrage der PZ die Mehrkosten für Paracetamol- oder Ibuprofen-haltige Fiebersäfte für Kinder. Die Apotheke könne die Mehrkosten direkt über das Kassenrezept mit der Kasse abrechnen. »Falls die Apotheke dennoch den Eltern die Mehrkosten in Rechnung stellen sollte, können sie die Rechnung bei der Barmer zur Erstattung einreichen«, erklärte ein Sprecher. Die Kasse übernimmt auch die Kosten von Paracetamol- oder Ibuprofen-haltigen Rezepturarzneimitteln, wenn alternative Fertigarzneimittel nicht zur Verfügung stehen, wie sie der PZ auf Nachfrage im September bestätigte. Ähnliches gelte laut Barmer-Sprecher für Einzelimporte aus dem Ausland.