AOK setzt in Rabattverträgen auch auf Nachhaltigkeit |
Aus Sicht der AOK habe die Pilotstudie von AOK, IWW und UBA aber auch positive Effekte gezeigt. So seien Produktionsanlagen angepasst, Abwasseraufbereitungen vergrößert und Lagerungen optimiert worden. Insgesamt ist nach AOK-Angaben die Sensibilisierung mit dem Thema deutlich gestiegen. Laut Johannes Bauernfeind, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg, sind die Vorgabe und Kontrolle von Konzentrationen im Produktionsabwässern »ein wirkungsvolles Instrument, um Umweltverschmutzung und Potentiale für Entstehung resistenter Keime einzudämmen«. Er fordert politische Maßnahmen auf europäischer Ebene, da das Problem über die Reichweite der Gestaltung von Arzneimittelrabattverträgen hinausgehe.
Auch andere Kassen haben das Thema Nachhaltigkeit für sich entdeckt. So berücksichtigte der Kassendienstleister GWQ ServicePlus nach eigenen Angaben bei einer Ausschreibung Nachhaltigkeitskriterien. Anfang April wurden insgesamt acht Lose ausgeschrieben, 35 Betriebs- und Innungskrankenkassen beteiligten sich.
Die Ausschreibung ist nach Angaben der AOK die erste, die den neuen Vorgaben des Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetzes (ALBVVG) Rechnung trägt. Das Ende Juli 2023 in Kraft getretene Gesetz schreibt unter anderem eine stärkere Bevorratung mit einer Versorgungsreserve von 6 Monaten vor. Außerdem muss bei Rabattvertragsausschreibungen für patentfreie Antibiotika ein Los auch die europäische Produktion berücksichtigen. Bauernfeind ist allerdings skeptisch, ob diese Regelung aus dem ALBVVG zu einer Verbesserung der Versorgung führt. Eine Diversifizierung der Lieferketten sei zwar ein sinnvolles Anliegen. Das globale Problem der Lieferengpässe allerdings im nationalen Sozialrecht lösen zu wollen, reiche nicht aus. »Es braucht konsequente Lösungen auf europäischer Ebene«, fordert der Vorstandschef.