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Fehlbildungen verhindern

Antivirale Therapie gegen Zikavirus nimmt Hürde

Die Hemmung des Aryl-Hydrocarbon-Rezeptors (AHR) könnte eine wirksame Therapie bei  einer Infektion mit dem Zikavirus darstellen und Fehlbildungen bei Kindern infizierter Mütter verhindern.
Sven Siebenand
21.07.2020  15:00 Uhr

Die Universität São Paulo in Brasilien nimmt in einer Pressemitteilung Bezug auf eine Veröffentlichung in »Nature Neuroscience«. Darin geht ein internationales Wissenschaftlerteam um Erstautor Dr. Federico Giovannoni von der Havard Medical School in Boston auf das sogenannte Zika-Syndrom ein. Eine Infektion mit dem zu den Flaviviren zählenden Zikavirus in der Schwangerschaft kann das Kind schwer schädigen, die Entwicklung des Gehirns stören und zur Mikrozephalie führen. Bislang gibt es keinen Impfstoff und keine gezielte antivirale Behandlung.

Die Forscher informieren in dem Fachjournal, dass die Virusinfektion die Aktivierung von AHR triggert. Vor allem die Substanz Kynurenin werde vermehrt gebildet. Das führe dazu, dass AHR aktiviert und die Produktion von Interferonen gebremst wird. Letzteres wirke sich wiederum auf die antivirale Immunantwort auf. Darüber hinaus bremst die AHR-Aktivierung auch die Funktion des Proteins PML (Promyelocytic Leukemia Protein) aus. Auch dies ist ungünstig, da PML die Replikation des Zikavirus in Schach halten soll. Mithilfe eines AHR-Inhibitors haben die Forscher nun in Tierversuchen erfolgreich gezeigt, dass sich die Entwicklung einer Mikrozephalie und anderen Fehlbildungen bei Mausfeten, deren Mütter während der Schwangerschaft infiziert waren, verhindern lässt.

Das in der Studie verwendete experimentelle Modell war das gleiche wie eines aus dem Jahr 2016. Damals hatte man damit einen Kausalzusammenhang zwischen der Zikavirus-Infektion und der Mikrozephalie nachgewiesen. Weibliche Mäuse hatte man zwischen dem zehnten und zwölften Tag der Schwangerschaft mit dem Virus infiziert. Beim Nachwuchs fanden die Wissenschaftler eine signifikante Verringerung der kortikalen Schichtdicke sowie Veränderungen in der Anzahl und Morphologie von kortikalen und anderen Gehirnzellen. Zudem wurde gezeigt, dass sich das Virus in der Plazenta und im Gehirn der Jungtiere viel schneller replizierte als in anderen Organen.

»Wir haben dieses Experiment mit einem Unterschied wiederholt«, so Professor Dr. Jean Pierre Schatzmann Peron von der Universität São Paulo. »Kurz bevor wir die schwangeren Tiere mit Zikaviren infizierten, begannen wir mit der oralen Verabreichung des AHR-Inhibitors. Die Behandlung dauerte bis zum Ende der Schwangerschaftsperiode. Die Jungtiere hatten ein normales Gehirn in Bezug auf Größe und Gewicht und eine weitaus geringere Viruslast als die nicht behandelte Kontrollgruppe. Die Viruslast war sowohl in der Plazenta der Mütter als auch im Zentralnervensystem des Nachwuchses nahezu nicht nachweisbar. Darüber hinaus zeigte die histopathologische Analyse, dass die Dicke der kortikalen Schicht nicht abnahm und dass die Anzahl der vom Virus abgetöteten Zellen des Nervensystems viel geringer war. »

Laut Peron wurden bei den mit dem AHR-Inhibitor behandelten Mäusen keine nachteiligen Wirkungen beobachtet. Bevor aber Humanstudien mit dem Wirkstoffkandidaten beginnen können, muss das Experiment zunächst an Affen wiederholt werden und auch hier Wirksamkeit und Sicherheit unter Beweis stellen. Zudem kündigen die Forscher an, dass sie den Effekt des AHR-Inhibitors auch gegen das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 testen wollen. Denn in den Untersuchungen war aufgefallen, dass der AHR-Hemmer nicht nur dazu führte, dass die Replikation des Zikavirus abnahm. Auch jene des Dengue-Virus reduzierte die Substanz. Die Hoffnung ist, dass das bei SARS-CoV-2 auch so sein könnte.

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