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Neuer Ansatz

Antikörper statt Antibiotika gegen Bakterien

Kann man Bakterien, die gegen Antibiotika resistent sind, stattdessen mit Antikörpern bekämpfen? Ja, sagen Forschende der Universität Köln. Im Fachjournal »Cell« erklären sie, wie das funktionieren könnte.
Annette Rößler
15.02.2024  12:02 Uhr

Wenn sich das Immunsystem eines Menschen mit einem Krankheitserreger auseinandersetzt, werden Antikörper gegen diesen Erreger gebildet. Diese können als Vorlage für therapeutische Antikörper genutzt werden, mit denen Patienten, die akut mit dem fraglichen Erreger infiziert sind, behandelt werden können. Auf diese Weise verfuhr man etwa während der Covid-19-Pandemie, als diverse therapeutische Antikörperpräparate auf den Markt kamen, mit denen vulnerable Patienten im Fall einer SARS-CoV-2-Infektion vor schweren Verläufen geschützt werden sollten.

Entsprechende therapeutische Antikörper, die gegen bakterielle Erreger gerichtet sind, gibt es dagegen noch keine. Prinzipiell wäre die Entwicklung solcher Antikörper aber möglich: Das zeigt ein Team um Dr. Alexander Simonis von der Universität Köln in einer Publikation im Fachjournal »Cell«. Darin beschreiben die Forschenden, wie sie aus Immunzellen von Mukoviszidose-Patienten, die chronisch mit Pseudomonas aeruginosa infiziert waren, hochwirksame Antikörper gegen diesen Erreger isolierten. Sie fanden heraus, dass die Wirkung dieser Antikörper auf der Blockade eines wichtigen Virulenzfaktors des Bakteriums beruht, des Typ-III-Sekretionssystems (T3SS), und identifizierten das T3SS-Protein PcrV als genauen Angriffspunkt.

Die Gruppe entwickelte monoklonale Antikörper, die gegen PcrV gerichtet sind, und testete diese in der Zellkultur sowie in Tiermodellen. Dabei stellte sich heraus, dass diese Antikörper genauso gut gegen P. aeruginosa wirkten wie klassische Antibiotika. Weil diese sogenannten Pathoblocker aber einen anderen Wirkmechanismus haben als Antibiotika, können sie laut einer Mitteilung der Universität Köln auch bei antibiotikaresistenten Bakterien wirken.

»Die gewonnenen Erkenntnisse und die verwendeten experimentellen Ansätze können auch auf andere bakterielle Krankheitserreger übertragen werden und stellen somit einen vielversprechenden neuen Ansatz zur Therapie von Infektionen mit multiresistenten Bakterien dar«, sagt Seniorautor Privatdozent Dr. Jan Rybniker. Die Forschenden wollen die in der Studie verwendeten Antikörper weiterentwickeln und in klinischen Studien erproben. Sie sehen darin einen potenziellen neuen Therapieansatz insbesondere bei akuten und schweren Infektionen mit P. aeruginosa, halten aber auch die Verwendung als passive Immunisierung etwa bei Intensiv- oder Krebspatienten für denkbar.

Prinzipiell hätten gegen Bakterien gerichtete Antikörper verglichen mit Antibiotika den Nachteil, dass sie nur gegen ein bestimmtes Bakterium wirken. Wenn ein Patient akut infiziert ist, ist aber oft nicht klar, welcher Erreger vorliegt. Um potenziell auch verschiedene Bakterien »erwischen« zu können, wären Antibiotika also besser geeignet. Da Antibiotikaresistenzen immer mehr zunehmen, könnten Pathoblocker in Form von antibakteriellen Antikörpern aber eine sinnvolle Ergänzung darstellen – vorausgesetzt, die Ergebnisse dieser präklinischen Forschungsarbeit lassen sich in klinischen Studien bestätigen.

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